Dormagen Pfarre gegen Missbrauch

Dormagen · Die Pfarre St. Michael hat ein Präventions-Konzept vorgelegt, um sexuellen Missbrauch in ihren Einrichtungen zu vermeiden. Dazu gehören Eignungstests für alle Mitarbeiter und offene Türen bei allen Veranstaltungen.

 Die Arbeitsgruppe präsentiert das Präventions-Konzept (v.l.): Professor Ulf-Marko Gundlach, Stephan Brendel und Pfarrer Peter Stelten.

Die Arbeitsgruppe präsentiert das Präventions-Konzept (v.l.): Professor Ulf-Marko Gundlach, Stephan Brendel und Pfarrer Peter Stelten.

Foto: Hans Jazyk

Die vielen Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in kirchlichem Umfeld, die 2010 bundesweit ans Licht gekommen sind, haben auch die Pfarre St. Michael bewegt: "Auch wenn es bei uns keinen solchen Fall gibt, trifft uns das schwindende Vertrauen in uns als Kirche sehr", erklärt Pfarrer Peter Stelten.

Um es wiederzugewinnen, aber vor allem um Täter abzuschrecken und Kinder dadurch zu schützen, hat der Arbeitskreis "Prävention" ein Konzept entwickelt, das nun in den Einrichtungen der Gemeinde mit den fünf Kirchen im Dormagener Süden umgesetzt wird. Mit weitreichenden Folgen für alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter.

"Unsere Gemeinde muss der unattraktivste Ort für Pädophile und Sexualtäter sein", lautet die Forderung der Gruppe, die aus Mitgliedern der Pastoralkräfte, des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates besteht. Dazu zählten auch Sofortmaßnahmen, die bereits vor zwei Jahren umgesetzt wurden wie die "Kultur der offenen Türen" und der Grenzachtung.

"Es gibt keine Gruppenstunde mehr, bei der die Tür geschlossen ist, auch beichten Kinder nicht mehr im Beichtstuhl, sondern offen in der Kirche, und es gilt das Sechs-Augen-Prinzip", erläuterte Stephan Brendel vom Pfarrgemeinderat, der das Konzept im Römerhaus vorstellte. Das soll Tätern zeigen, dass in der Gemeinde hingeschaut werde und sie dort keine Chance haben, sich unbemerkt an Kinder anzunähern. "Das wird auch in Stichproben überprüft", so Brendel.

Das Schweigen zu brechen und für das Thema zu sensibilisieren, reicht der Pfarre nicht: Alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Kinder betreuen, müssen sich einem Eignungsverfahren unterziehen, zu dem ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis ebenso gehört wie die Selbstverpflichtungserklärung des Erzbistums. "Wir machen klar, dass wir unsere Kinder nicht jedem anvertrauen, der sich bei uns meldet", sagt Pfarrer Stelten, der zur Not auch auf Ehrenamtler verzichten möchte: "Lieber nur drei gute Katecheten, als dass unter zehn ein schlechter ist."

Die angemessene Distanz zu Kindern und Jugendlichen soll "angebrachte Nähe, die von den Kindern ausgeht" jedoch nicht ausschließen, wie Gemeindereferent Martin Brendler erläutert. Auch soll kein Denunziantentum begünstigt werden. "Wir wollen aufmerksam hinschauen, aber keine Vorverurteilung zulassen", sagt Stephan Brendel. Wenn Missbrauch vermutet wird, gibt es Hilfsangebote und Ansprechpartner, die den Jugendleitern in einem "Cookbook" zur Verfügung gestellt werden. "Wir werden das Thema wachhalten, um Kinder zu schützen", sagt Stelten.

(NGZ/rl)
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