Dormagen Pendler, Wohnen, Handel - Stadt befragt die Bürger

Dormagen · Hauptausschuss beschloss einen Arbeitskreis, der erarbeiten soll, wie eine solche Befragung für Dormagen genau aussehen soll.

Aus welchem Grund ziehen Dormagener aus der Stadt weg? Warum suchen Menschen aus der Region hier eine neue Heimat? Zwei Kernfragen, deren Antworten der Stadt und Politik dabei helfen sollen, Maßnahmen zu entwickeln, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten und die Stadt zu attraktivieren. Helfen soll eine Bürgerbefragung. Die wurde zwar im Kern bereits im April vom alten Stadtrat beschlossen. Das Thema wurde aber jetzt neu aufgerufen. In einem nächsten Schritt wird eine Arbeitsgruppe, in der jede Fraktion vertreten ist, die Rahmenbedingungen für eine solche Bürgerbefragung festlegen. "Es geht darum, Dormagen-spezifische Fragestellungen zu entwickeln", sagte Carsten Müller von der SPD.

Eingangs der Sitzung des Hauptausschusses hatte Stadtplanerin Janine Constant vom Forschungs- und Beratungsinstitut InWIS in einem Beitrag zum Demographie-Konzept Empfehlungen für die strategische Ausrichtung der Bürgerbefragung gegeben. Dabei fasste sie etliche bekannte Zahlen, Daten und Fakten zu einer durchaus interessanten Gesamtübersicht zusammen. So gibt es in Dormagen sieben Schlüsselbranchen, in den vier Fünftel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig sind, unter anderem Chemie und Kunststoff, Logistik, Groß- und Einzelhandel. Dormagen konnte das Arbeitsplatzangebot in den letzten fünf Jahren um 1,3 Prozent steigern - Neuss um drei Prozent, Grevenbroich um 4,4 Prozent, Rommerskirchen um 18,7 und Düsseldorf um 8,1 Prozent. "Durch dynamisch wachsende Schlüsselbranchen wie wirtschaftsnahe Dienstleistungen und Gesundheitswesen steigt die Erwerbstätigkeit in Dormagen, wodurch auch mehr Einpendler und gegebenenfalls auch Zuwanderer für Dormagen gewonnen werden können", so Janine Constant.

Beim Kaufkraftindex weise Dormagen, sagt die Stadtplanerin, bundesweit gesehen eine überdurchschnittliche Kaufkraft auf, die im Vergleich zum Umland jedoch geringer ist. Die Gruppe der oberen Mittelverdiener (2600 bis 4000 Euro) ist in Dormagen sehr stark, die der mit hohem Einkommen eher weniger ausgeprägt. Constant: "Während es bei der ersten Gruppe fraglich ist, ob ausreichend mittelpreisige Wohnungsangebote vorhanden sind, um sie in Dormagen zu halten, wäre bezüglich der Spitzenverdiener herauszufinden, aus welchen Gründen sie nicht nach Dormagen ziehen bzw. fortgezogen sind."

Der Handlungsbedarf wird von der Politik nicht bestritten, aber es gibt auch Skepsis: "Die Gründe für die Wanderungsbewegungen können wir doch mit gesundem Menschenverstand bekommen", sagte Hans-Joachim Woitzik (Zentrum). FDP-Fraktionsvorsitzender Karlheinz Meyer freute sich, dass der von ihnen beantragte Arbeitskreis zustande kommt und dass die Verwaltung in jedem Hauptausschuss von dessen Arbeit berichtet. "Eine Bürgerbefragung wird es geben", sagt André Heryschek (CDU), "es geht jetzt darum, zu klären, wie eine solche Befragung inhaltlich und speziell für Dormagen auszusehen hat."

(NGZ)
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