Dormagen Parteien und Vereine kämpfen um Mitglieder

Dormagen · Ob Politik, Sport oder Brauchtum -Ideen und Strategien müssen entwickelt werden, um attraktiv zu bleiben. Das gelingt sogar.

 Werbematerialien sind auf der Jagd nach Mitgliedern Pflicht, wissen JU-Chef Paul Cannata (r.) und Partei-Vize Kai Weber, der auch als Karnevalist aktiv ist.

Werbematerialien sind auf der Jagd nach Mitgliedern Pflicht, wissen JU-Chef Paul Cannata (r.) und Partei-Vize Kai Weber, der auch als Karnevalist aktiv ist.

Foto: LBer

So tief in die Kreativkiste wie die Feuerwehr, die im vergangenen Jahr mit Slogans wie "Wir haben die größten Hupen und die längsten Schläuchen" greifen die Dormagener Vereine zwar nicht, wenn sie sich Gedanken über ihre Mitgliederstatistik machen. Aber alle, ob Parteien, Sport- oder Brauchtumsvereine, kämpfen um Nachwuchs. "Wir stehen alle in Konkurrenz", sagt Kai Weber von der Karnevalsgesellschaft Ahl Dormagener Junge.

Kein Wunder, dass Dr. Norbert Sijben, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Zons, sich auf die Fahne geschrieben hat, vorhandene Mitglieder zu pflegen und neue zu gewinnen. Ein Thema, das der gesamten Partei so wichtig ist, dass sie einen Arbeitskreis unter Leitung von Alana Voigt eingerichtet hat. Ein Ergebnis ist, dass es Mitte August einen "CDU-Ball" geben wird. Paten sollen künftig den Beitrag für jugendliche Neumitglieder übernehmen. Vor acht Jahren, so erzählt Karnevalist Kai Weber, hatte die KG 79 Mitglieder, "heute sind es 330. Wir haben uns neu aufgestellt, zum Beispiel Kindertanzgruppen gegründet". Mit ihren Kindern werden die Eltern auch gleich Mitglied. Jugendliche zahlen einen Euro Beitrag im Monat, Kostüme werden gestellt.

Das Thema rückläufige Mitgliederzahlen kennt auch Joachim Fischer, Vorsitzender der 1200 Köpfe zählenden Sportgemeinschaft Zons. Da verlor der Verein binnen eines Jahres hundert Mitglieder. "Man muss permanent dranbleiben", lautet das Credo von Fischer. "Das Vereinsangebot muss breit und gut sein, vor allem im Breitensportbereich." Präsenz in der Öffentlichkeit ist für ihn auch ein Muss: in der Zeitung oder durch ein Sommerfest, bei dem Fischer Coburger Würste aus seiner Heimat auf dem Grill legt. Im Bereich Sport sind die Tennisklubs besonders von rückläufiger Nachfrage betroffen. Das kennt auch die TG Stürzelberg. Lag die Zahl der Mitglieder vor zehn Jahren bei rund 250, so sind es heute unter 100. "Wir müssen uns schon stark engagieren", sagt Jugendwart Andreas Schneider. Tennis-Camps und Probetraining sind Antworten, auch, dass junge Leute mit dem Monatsbeitrag gleich eine Trainingsstunde pro Woche mitbezahlen. Schnuppertraining wird von 16- bis 18-Jährigen gegeben, die bei Kindern und Jugendlichen einfach besser ankommen. Große Sorgen haben auch Chöre. "Mitgliederschwund ist bei allen Chören ein Thema", sagt Horst Winzen vom Männerchor Bayer Dormagen. "Wir proben freitags von 17 bis 19 Uhr - zu dieser Zeit bekommen wir keine Interessenten, die noch arbeiten."

Abkoppeln von der Gesamtentwicklung können sich Schützen. Die Bruderschaft in Hackenbroich hat "seit zehn Jahren wieder Neugründungen von Schützenzügen, die wir über Patenmodelle anfangs aufwändig unterstützen", sagt 2. Brudermeister Jo Deußen. "Wir kooperieren mit Kitas und Grundschule und sind gut in den Vereinen vernetzt. Nur vom Einladen und Abwarten passiert nichts."

(NGZ)
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