Dormagen Nur wenige Frauen sind Chef

Dormagen · Heftig diskutiert wird in der Politik derzeit über eine Frauenquote in Vorstandsetagen. Doch wie schwierig ist sie umzusetzen? Ein Blick in die großen Dormagener Unternehmen zeigt: Der Weg dahin ist noch weit.

 Angelika Haas, Leiterin Unternehmensentwicklung bei der evd, mit Thomas Silberg, Ludger Kösters und Christoph Reiter.

Angelika Haas, Leiterin Unternehmensentwicklung bei der evd, mit Thomas Silberg, Ludger Kösters und Christoph Reiter.

Foto: h. jazyk

Fast unbemerkt blieb im vergangenen Jahr ein historischer Moment: Mit der Amerikanerin Sandra E. Peterson rückte erstmals eine Frau auf in die Vorstandsriege des Chemiekonzerns Bayer. Die Princeton-Absolventin leitet als Vorstandsvorsitzende seit Oktober die Pflanzenschutzsparte CropScience, die einen jährlichen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielt. Der Aufstieg Petersons ist nicht die Regel. Heftig diskutiert wird derzeit eine Frauenquote in den Vorstandsetagen deutscher Unternehmen. Eine Quote von bis zu 40 Prozent steht im Raum. Doch wie schwierig wäre sie umzusetzen?

"Der Anteil von Frauen über alle Führungsebenen bei Bayer hinweg liegt derzeit in Deutschland bei 24 Prozent", erklärt Sprecherin Elke Ickenstein. Im Jahr 2000 seien es gerade einmal 10,3 Prozent gewesen. In einer Erklärung wurde die Gleichbehandlung aller Beschäftigten im Jahr 2006 bei Bayer als ein Grundsatz verankert.

Dass immer noch Männer die Vorstandsetagen und Aufsichtsratsposten dominieren zeigt ein Blick auf andere Dormagener Unternehmen. Von zwölf Mitgliedern im Aufsichtsrat bei Ineos ist eine weiblich. Im ganzen Unternehmen arbeiten gerade einmal 7,5 Prozent Frauen. "Das liegt daran, dass Frauen früher keine Nachtschicht machen durften", sagt Ineos-Sprecherin Anne-Gret Iturriaga Abarzua. Allerdings sei dieses Verhältnis im Umbruch. Auch Angelika Haas, Leiterin der Unternehmensentwicklung bei der evd, gibt ganz offen zu: "Das sieht in der Energiewirtschaft noch nicht so gut aus." Frauen seien nur gering in den Aufsichtsräten vertreten. "Für uns ist es geschlechtsunabhängig im Interesse des Unternehmens, die besten Personen in den Führungsebenen zu beschäftigen", sagt Currenta-Sprecher Benjamin Schütz. Auch bei der VR Bank sitzen zwei Männer auf den Chefsesseln. Auf der zweiten Führungsebene ist unter sieben Positionen eine Frau vertreten, die Personalleiterin. "Das ist bedauerlich", findet Vorstandsvorsitzender Theo Siebers, "wir müssen noch daran arbeiten, Familie und Beruf besser zu verbinden".

Dieter Porschen, Chef der IHK Mittlerer Niederrhein, meint: "Es ist im Interesse der Unternehmen, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen." Eine gesetzliche Quote lehnt der IHK-Chef ab. Der Bedarf in den Unternehmen sei zu unterschiedlich. Man könne einen Industriebetrieb nicht mit einem Dienstleistungsunternehmen vergleichen. Porschen glaubt, dass Frauen ohnehin vom Fachkräftemangel profitieren.

(NGZ)
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