Dormagen Heike Troles holt Landtagsmandat für die CDU
Dormagen · Der 48 Jahre alten CDU-Kandidatin aus Grevenbroich gelingt die Überraschung im Wahlkreis 45: Sie setzt sich gegen Mandatsinhaber Rainer Thiel (SPD) mit 42,2 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber 33,8 Prozent durch und zieht in den neuen Landtag in Düsseldorf ein. Die CDU wird wieder stärkste Kraft im Rhein-Kreis und überholt bei den Zweitstimmen auch in Dormagen die SPD deutlich.
Rainer Thiel ist nicht für emotionale Ausbrüche bekannt, aber für ein klares Wort. Noch bevor überhaupt das erste Ergebnis aus seinem Wahlkreis bekannt war, räumte der SPD-Landtagsabgeordnete angesichts der ersten Hochrechnung aus Düsseldorf seine Niederlage ein: "Warum sollte das hier anders aussehen? Ich blicke auf fünf gute und erfolgreiche Jahre zurück, in denen ich Gutes erreichen konnte. Ich hätte gerne weiter gemacht." Doch das sehr klare Ergebnis im Wahlkreis 45 sprach eine eindeutige Sprache: CDU-Herausforderin Heike Troles setzte sich mit einem Vorsprung von 8,4 Prozentpunkten deutlich durch. Thiel zeigte sich trotz erdrutschartigen Verlustes als fairer Verlierer. "Ich gratuliere Heike Troles", sagte er.
Der gestrige Tag begann für die Grevenbroicherin allerdings nicht sehr vielversprechend - nämlich mit heftigen Kopfschmerzen. Schnell eine Aspirin, danach ging es ins Wahllokal, anschließend zum Gottesdienst in die Kirche. "Um mich zu rüsten - auch für den Fall einer Wahlniederlage", schilderte die Christdemokratin. Am Nachmittag noch schnell Kaffeetrinken mit Freunden, die eigens aus Hamburg zur NRW-Wahl angereist waren - und dann ab ins Grevenbroicher Kreishaus, um die Wahl auf dem Großbildschirm zu verfolgen. Schon nach den ersten Hochrechnungen herrschte Siegesstimmung bei der CDU. "Das Ding werden wir gewinnen", prophezeite Grevenbroichs Parteichef Wolfgang Kaiser. Er behielt Recht. Troles gab sich kämpferisch: "Diesem mir entgegengebrachten Vertrauen werde ich gerecht werden", verspricht sie. Ihr Ziel: "Einsatz für die Region und weitermachen wie im Wahlkampf, immer nah beim Bürger sein - das ist meine Marschrichtung", sagt die 48-Jährige.
Hatte Thiels Lebensgefährtin Ellen Schönen-Hütten vor fünf Jahren noch Champagner mit zur Wahlpräsentation in den Ratssaal gebracht, der vom vermeintlichen Trost-Spender zum Sieges-Sekt wurde, so war sie auch gestern vorbereitet: "Ich habe etwas dabei, egal für welches Ergebnis." Tief enttäuscht zeigte sich Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) von den Ergebnissen in Düsseldorf und Dormagen. In Richtung der neuen Landtagsabgeordneten sagte er: "Ich habe die klare Erwartung an Heike Troles, dass sie sich für Stadt und Wahlkreis auch so einsetzt wie Rainer Thiel." Dies werde er ihr auch bei ihrem Antrittsbesuch im Rathaus verdeutlichen.
Vor fünf Jahren hatte es in der vorgezogenen Landtagswahl eine Sensation gegeben: Der damalige Herausforderer Thiel setzte sich im Wahlkreis 45 gegen CDU-Landtagsmitglied Wiljo Wimmer überraschend durch. Der SPD-Kandidat kam auf 39,7 Prozent, Jurist Wimmer nur auf 37,4 Prozent, der nach nur 20 Monaten sein Büro im Landtagsgebäude wieder räumen musste. Thiel profitierte damals vom starken landespolitischen Rückenwind. Auch in Dormagen selbst hatte er mit 39,6 gegen 38,8 Prozent die Nase vorn.
Jetzt also Heike Troles, die in Grevenbroich dominierte, aber auch in Dormagen deutlich vorn lag. Im Unterschied zum bisherigen Landtagsabgeordneten Rainer Thiel ist sie eher ein politisches Leichtgewicht. Aber eine Frau mit klaren Vorstellungen und Positionen. Die politische Vita der 48 Jahre alten Grevenbroicherin ist bislang lokal begrenzt: Als Geschäftsführerin der CDU-Ratsfraktion kümmert sie sich darum, dass der Laden läuft, Sitzungen vor- und nachbereitet werden. Eine Aufgabe, die der Bilanzbuchhalterin in einem Autohaus auf den Leib geschnitten ist: Ordnung, Disziplin, Genauigkeit. Im politischen Tagesgeschäft wirkt Troles als Mitglied des Grevenbroicher Stadtrates und als Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Im Vergleich zu Mitbewerber Thiel nannte die Herausforderin im Wahlkampf andere inhaltliche Schwerpunkte: Jugend, Familie, Bildung anstelle von Struktur- und Energiepolitik und Chemie-Industrie. Das sind Themen, deren Bedeutung ihr bewusst sind und in die sie sich tiefer einarbeiten will.
Bei den Grünen wurde die "Flucht" von Hans-Christian Markert aus Neuss vom Wahlkreis 44 (wo die Grünen ihren Vorsitzenden als Kandidaten bevorzugten) in den Wahlkreis 45 nicht belohnt: nur vier Prozent für den Landtagsabgeordneten, FDP-Bewerber Karlheinz Meyer, der in Dormagen lebt und als Fraktionsvorsitzender gut vernetzt ist, strahlte. Dem 55-Jährigen kam gestern der gute Landestrend gelegen und so freute er sich über 8,4 Prozent. "Ich bin die dritte Kraft", freute sich der 44-Jährige.
Dass Linke-Kandidatin Anne Rappard in Dormagen unter ferner liefen rangierte, war abzusehen, die 25-Jährige kennt hier schlichtweg niemand. Ebenso spielten die Piraten keine Rolle. Die AfD kam mit Jürgen Heuchling auf Anhieb auf 5,7 Prozent.
