Dormagen Noten für die Verwaltung

Dormagen · Geht es nach den Bürgern für Dormagen (BfD), sollen Verwaltungsmitarbeiter künftig im Internet bewertet werden können. Zur Not durch einen Privatanbieter. Stadt und Politik lehnen die Idee ab. Doch ist das Prinzip aufzuhalten?

 So könnte die Bewertungsseite von Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann aussehen.

So könnte die Bewertungsseite von Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann aussehen.

Foto: L. Berns

Das Bewertungsportal MyProf.de kann brutal sein. Studenten können dort unter dem Deckmantel der Anonymität angeben, wie ihre Professoren bei Kriterien wie Fairness, Unterstützung oder Verständlichkeit abschneiden. Geht es nach den Bürgern für Dormagen (BfD), soll das Prinzip künftig auf die Verwaltung der Stadt Dormagen übertragen werden. "Die Bewertungsseiten sind nicht mehr aufzuhalten und werden auch bald für öffentliche Verwaltungen eingerichtet", sagt BfD-Fraktionschef Dietrich Krueger und fügt hinzu — "ob die das nun wollen oder nicht."

Bei Lehrern, Professoren oder Ärzten sei die Bewertungsmöglichkeit inzwischen üblich. Die Verwaltung lehnt die Idee der BfD kategorisch ab. "Kritik, Vorschläge und Bewertungen können bereits jetzt der Verwaltung problemlos über verschiedene Kommunikationskanäle übermittelt werden", schreibt Dezernentin Tanja Gaspers in der Beratungsvorlage, die in der Ratssitzung am 7. Juni besprochen werden soll. Zum Beispiel: Per E-Mail an das Beschwerdemanagement, per Kontaktformular auf der Homepage der Stadt, persönlich oder telefonisch beim Beschwerdemanagement, persönlich gegenüber Bürgermeister Hoffmann in der Bürgersprechstunde und bei den betroffenen Verwaltungsteilen.

Die Unterstützung vieler Fraktionen hat die Verwaltung in ihrer Haltung. "Das ist nicht sinnvoll", sagt CDU-Fraktionschef Wiljo Wimmer, der auf den persönlichen Schutz der Mitarbeiter verweist. Die sozialen Strukturen in Dormagen seien für eine derartige Bewertungsmöglichkeit zu klein. Zudem gebe es bereits Möglichkeiten, sich gegenüber der Stadt auf digitalem Wege zu äußern — "zum Beispiel über Facebook". Unterstützung erhält Wimmer von seinem SPD-Pendant Bernhard Schmitt, der auf das Beschwerdemanagement verweist. "Es ist keine gute Idee, diese Bewertungen ungefiltert ins Netz zu stellen", meint Schmitt.

Der bekannte Medienpsychologe Jo Groebel ist zwiegespalten: "Ein Vorteil ist die Möglichkeit für Bürgerfeedback und die Interaktion mit den Verwaltungsbeamten." Moralische Bedenken habe er, weil schnell die Privatsphäre der Mitarbeiter verletzt werde. "Es kann schnell zu Mobbing kommen oder dass ein Mitarbeiter im Internet am Pranger steht", so Groebel gegenüber der NGZ. Gut findet der Experte dagegen die Möglichkeit, ganze Abteilungen oder Fachbereiche im Netz bewerten zu können.

Aus Sicht von BfD-Chef Krueger muss ein Bewertungsportal nicht immer ein Ventil für Unmut sein: "Es gibt auch Abteilungen, die stolz sein können auf ihre Arbeit." Bereiche wie das Jugend- oder das Bürgeramt hätten Vorbildcharakter. Aufzuhalten ist die Notenvergabe für die Stadtverwaltung aus Sicht von Dietrich Krueger ohnehin nicht: "Ich weiß von Privatpersonen, die eine Seite dieser Art selbst auf die Beine stellen wollen."

(NGZ)
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