Dormagen Notarzt aus der Luft

Dormagen · Der Nievenheimer Dr. Reinhold Buscher ist nicht nur Allgemeinmediziner, sondern seit über 20 Jahren auch regelmäßig als Notarzt mit dem Rettungshubschrauber "Christoph 3" unterwegs.

 Helfer in der Praxis und aus der Luft: Mit dem Rettungshubschrauber ist Dr. Reinhold Buscher seit Jahren regelmäßig im Einsatz.

Helfer in der Praxis und aus der Luft: Mit dem Rettungshubschrauber ist Dr. Reinhold Buscher seit Jahren regelmäßig im Einsatz.

Foto: H. Jazyk

Dr. Reinhold Buscher ist Mediziner aus Leidenschaft. In seiner Nievenheimer Praxis behandelt er Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden. Schon sein Vater hat in den Räumlichkeiten an der Bismarckstraße praktiziert. Im Ort ist er bei Jung und Alt bekannt und beliebt. Einmal im Monat am Wochenende sucht der 52-Jährige jedoch das Kontrastprogramm: Er fliegt als Notarzt mit dem Rettungshubschrauber "Christoph 3" — und das seit mehr als 20 Jahren.

Der Dienst auf dem leuchtend orangefarbenen Helikopter beginnt um sieben Uhr in der Frühe und endet bei Sonnenuntergang. Denn nachts muss Christoph 3 am Boden bleiben. Der Hubschrauber ist auf dem Flughafengelände Köln/Bonn stationiert und deckt von dort aus einen Radius von etwa 50 Kilometern ab. "Wir fliegen Primäreinsätze, zum Beispiel dort, wo die Versorgung am Boden schlecht ist", erklärt Buscher. In ländlichen Gegenden sind die Wege für einen Rettungswagen meist sehr lang, die Rettung aus der Luft bringt dann oft den entscheidenden Zeitvorteil. Die andere Möglichkeit ist, dass der Hubschrauber nachgeordert wird, wenn Verletzte nicht im nächstgelegenen Krankenhaus behandelt werden können, sondern in ein Fachzentrum für Spezialmedizin transportiert werden müssen.

Das Einsatzteam kennt sich seit vielen Jahren und arbeitet schnell und präzise Hand in Hand. Etwa drei Minuten nach Alarmierung kann der Hubschrauber von Köln-Wahn aus zum Einsatzort starten. Neben dem Piloten sind dann jeweils ein Notarzt und ein Rettungsassistent mit an Bord. Wenn die Rettung aus der Luft angefordert wird, geht es meist um Leben und Tod. Die Einsatzkräfte werden bei Herzinfarkten gerufen, nach schlimmen Verkehrsunfällen oder zu Kindernotfällen. Oftmals retten sie Leben, manchmal ist jedoch keine Hilfe mehr möglich. Solche Einsätze psychisch zu verkraften, ist nicht einfach. "Wir sprechen im Team darüber, wenn zwischen den Einsätzen Zeit ist", so Buscher. Der Austausch zwischen den Kollegen helfe ihm, die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten. "Je älter man wird, desto mehr hinterfragt man die Dinge", sagt er. Seitdem er selbst Vater einer kleinen Tochter ist, sehe er Kindernotfälle beispielsweise mit anderen Augen, erklärt er. Doch obwohl er schon so oft mit dem Tod konfrontiert worden ist, kann er bis heute keinen Leichenwagen sehen. "Sobald die Kiste mit dem Deckel kommt, ist es bei mir vorbei."

(NGZ/rl)
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