Dormagen Neues Urnengrabfeld in der Zonser Heide

Dormagen · Beim gestern eingesegneten "Heidegarten" entsteht ein einheitlich gestaltetes Grabfeld, das in dieser Form neu in Dormagen ist.

Die Beerdigungskultur ist in einem tiefgreifenden Wandel. Die Zeiten, wo Erdgrabstellen die übliche und bevorzugte Art waren, den Angehörigen zu beerdigen, ist vorbei: Heute werden zwei von drei Gestorbenen verbrannt und in einer Urnengrabstelle beigesetzt. "Tendenz steigend", sagt Gottfried Koch, Vorstand der Technischen Betriebe, gestern auf dem Heidefriedhof in Zons. Dort wurde mit dem "Heidegarten" ein neues Urnengrabfeld eingesegnet, das eine Sonderrolle einnimmt. Weil trotz langer Suche keine Gärtnerei gefunden wurde, die bereit war, den Heidegarten pflegerisch zu betreuen, machen es die TBD, also die Stadt, selbst. Koch: "Wir bieten eine 20-jährige Pflege an und kooperieren mit einem Steinmetz, um individuelle Wünsche bei der Gestaltung der Stelenbeschriftung erfüllen zu können."

"Es ist eine rasante Entwicklung, die wir nicht erwartet hätten", sagt der Dormagener Bestatter Brian Müschenborn. "Heute ist die Feuerbestattung normal, nicht mehr die Erdbestattung." Es gebe Nachfrage nach Baum- oder Seebestattungen oder auf einer Alm in der Schweiz. Die Zahlensprechen eine deutliche Sprache: 2011 waren schon 51 Prozent der 559 Beerdigungen Beisetzungen in einem Urnengrab. 2015 lag die Zahl bereits bei 64 Prozent bei 622 Beisetzungen, die Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

Ein Baum erhebt sich in der Mitte, rundherum wachsen Sommer- und Winterheidepflanzen. Dazwischen stehen Grabstelen aus typisch rheinischem Sandstein, den Steinmetz Gregor Davertzhofen ausgesucht hat. Eine Inschrift soll die Erinnerung an die Verstorbenen bewahren. "Mit dem Heidegarten will die Stadt einen würdigen Ort der Trauer bieten, an dem die Hinterbliebenen jedoch von der Grabpflege entlastet sind", sagt Beigeordnete Tanja Gaspers. "Diese Arbeiten fallen heute vielen Menschen zum Beispiel aus Altersgründen oder wegen der Entfernung zu ihrem Wohnort schwer. Deshalb haben wir eine Lösung gesucht, die die unterschiedlichen Bedürfnisse vereint", so Gaspers. In einer ökumenischen Feier wurde die neue Begräbnisstelle gestern Vormittag von der evangelischen Pfarrerin Alexandra Späth und dem katholischen Pastor Peter Stelten eingesegnet.

Da es sich um eine Urnenwahlgrabanlage handelt, bei der die Grenzen des einzelnen Grabes nicht sichtbar sind, entsteht ein einheitlich gestaltetes Grabfeld, das es in Dormagen so bisher noch nicht gegeben hat. Der "Heidegarten" bietet Platz für 81 Zweier-Urnengräber und 19 Vierer-Urnengräber. Mit dem Erwerb der Grabstätte für 20 Jahre (3100 Euro plus 1300 bis 1500 Euro für die Stele) sichern sich die Hinterbliebenen zugleich die Pflege. Der "Heidegarten" wird auch als Antwort auf die (anonyme) Friedwaldbestattung gesehen. Pfarrer Stelten betonte aus christlicher Sicht die Bedeutung des Namens des Verstorbenen, der durch die Stele sichtbar bleibt. "Der Ort der Trauer ist als Bezugspunkt wichtig. Das Gedenken an den Verstorbenen an einem solchen, festen Ort ist wichtig, gerade anfangs."

(schum)
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