Neues Projekt in Dormagen SPD will mehr Kultur in den Ortsteilen

Dormagen · Das bisherige Angebot soll kleinteiliger und Lesungen, Vorträge oder Wohnzimmer-Konzerte dezentral angeboten werden. Damit sollen auch Menschen erreicht werden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Kultur soll sublokaler werden. Das ist der Grundgedanke, den die SPD mit ihrem Ansinnen verfolgt. Sie möchte ein Projekt initiieren, das „Kultur vor Ort und hausgemacht“ heißt und eine breite Palette von kulturellen Angeboten in den Ortsteilen möglich macht. „Das würde vor allem Menschen helfen, die Probleme haben, die bisherigen Veranstaltungen in der Dormagener Innenstadt, in Knechtsteden oder in Zons zu besuchen.

Den griffigen Titel haben die Sozialdemokraten dem Kulturkonzept der Stadt entliehen und wollen es konkret umsetzen. Denn Uwe Schunder, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, hat festgestellt: „Die Kulturveranstaltungen der Stadt finden fast ausschließlich in der Kulturhalle, in der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums oder in Knechtsteden statt.“  Diese Veranstaltungsstätten sind aber für Menschen aus den weiter entfernten Ortsteilen, deren Mobilität eingeschränkt ist, nicht so einfach erreichbar. „Vor allem in den Abendstunden, wenn auch der öffentliche Personennahverkehr nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung steht, wird es beispielsweise für viele Senioren schwierig, das gute Kulturangebot der Stadt zu nutzen.“

Die Sozialdemokraten möchten deshalb städtische Kulturveranstaltungen auch in die Ortsteile holen. „Wir denken da beispielsweise an musikalische Nachmittage oder Abende, an Lesungen oder Filmvorführungen, aber auch Kleinkunst“, erklärt Schunder, der dabei auch auf Angebote im kleinen Rahmen setzt. „Hierbei kann und sollte die Stadt mit lokalen Chören, heimischen Autoren oder der Initiative ‚Dormagen Kulturbunt‘ kooperieren.“ Die Begegnungsstätten und Treffpunkte vor Ort besitzen in der Regel Potential für kleine Events: „Das können die Gemeinschaftsräume in Seniorenheimen oder größeren Wohnprojekten, Büchereien, Pfarrsäle oder Bürgerhäuser sein.“

Stadtverbandsvorsitzender Carsten Müller denkt dabei nicht nur an städtische Angebote, sondern auch an die, die vor Ort von Pfarreien oder von Vereinen organisiert werden. „Da gibt es so viele Möglichkeiten, auch jetzt schon.“ Zum Beispiel Wohnzimmer-Konzerte. Sonja Kockartz-Müller hält es in diesem Zusammenhang auch für dringend notwendig, dass es einen kompletten Kulturkalender für Dormagen gibt, „in dem dann nicht nur die städtischen Angebote aufgeführt sind und der auch kleinteiliger ist“. In diese Richtung argumentiert auch Guido Schenk, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City-Offensive: Die vorhandenen Veranstaltungen müssten bekannter gemacht werden. SPD-Fraktionschef Andreas Behncke ergänzt: „Uns ist es zudem wichtig, dass das kulturelle Angebot in den Stadtteilen und damit auch die Quartiere selbst aufgewertet werden.“ Deshalb macht sich die SPD  für eine Prüfung durch die Verwaltung stark.

Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) hält den Vorstoß für unterstützenswert. Letztlich geht es um Organisation und Geld. Ob eine Steuerung über das städtische Kulturbüro laufen könnte, sei noch völlig offen, weil ein solches Projekt in der Umsetzung und Betreuung aufwendig sei. „Aber ich kann mir vorstellen, dass bei der Stadt ein Budget beziehungsweise ein Fördertopf dafür bereit gestellt wird.“ Zum Beispiel für den Fall, dass ein Veranstalter auf den Kosten sitzen bleibt, wenn zu einer Lesung statt 30 nur drei Gäste kommen.

Ein Kommentar zu dem Thema gibt es hier: Kleinkunst kommt zu den Menschen

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