Dormagen Neuer Klinikbetreiber führt Konzept fort

Dormagen · 2008 öffnete in Dormagen die AHG-Klinik, die seit Beginn des Jahres zur Gruppe der Median-Kliniken gehört. Das Personal der Rehabilitationseinrichtung ist geblieben. Schwerpunkt dort sind integrative Therapien.

 Diplom-Psychologin Karin Heim in einer Therapiesitzung. Insgesamt 70 Mitarbeiter kümmern sich in der Median Klinik um die Patienten.

Diplom-Psychologin Karin Heim in einer Therapiesitzung. Insgesamt 70 Mitarbeiter kümmern sich in der Median Klinik um die Patienten.

Foto: Georg Salzburg

Die Nähe zum Dormagener Bahnhof hat für die Patienten einerseits etwas Beängstigendes, und andererseits auch Befreiendes. Beängstigend, wenn sie ankommen, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt, befreiend, weil sie nach vielen Wochen der Therapie entlassen und versuchen werden, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Denn die Klinik an der Kurt-Tucholsky-Straße ist eine Einrichtung, in der Menschen mit Suchterkrankungen, Trauma-Erfahrungen und Depressionen behandelt werden.

Bevor 2008 die AHG, die Allgemeine Hospitalgesellschaft mbh, dort nach Umbauarbeiten einzog, war das Gebäude ein Hotel. Keine zehn Jahre später nun der Besitzerwechsel. "Im Zuge der Nachfolgeregelung hat der Inhaber seine Anteile verkauft", erklärt Martin Pieper, Kaufmännischer Leiter der Dormagener Klinik. Und ergänzt: "Bezüglich Personal und Behandlungsmethoden hat sich nichts geändert." Und für die sei das Haus in Dormagen bekannt, wie Laycen Ferrer, Fachärztin für Psychiatrie und Psychologie und Leitende Oberärztin, sagt. Bekannt für sogenannte integrative Therapien, als da sind die integrative Sucht- und Traumatherapie sowie die integrative Sucht- und Depressionstherapie. Denn: Viele Menschen, die beispielsweise von Alkohol oder Medikamenten abhängig sind, leiden auch an Depressionen, so wie durch bestimmte Erlebnisse (Kriegserfahrung, sexueller Missbrauch) traumatisierte Patienten nicht selten alkohol- oder medikamentenabhängig sind.

Außerdem bietet das Haus "Therapien für Senioren" mit Sucht an. "Für die älteren Menschen geht es darum, dass sie ihrem Leben wieder einen Sinn geben, wenn sie nicht mehr arbeiten müssen. Sie müssen für sich andere Lebensinhalte entdecken", sagt Ferrer. Ziel für die anderen Patienten sei die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben, wie Christina Rohde, Leitende Psychologin, betont. Das haben auch zwei Erzieher fest im Blick, die sich seit vielen Wochen in der Klinik aufhalten. Nach dem Vorwurf, ein Kind in ihrer Tagesstätte sexuell missbraucht zu haben (mittlerweile wurde sie von dem Vorwurf freigesprochen) litt eine 33 Jahre alte Dürenerin an Depressionen. "Ich hatte Angst- und Panik-Attacken", sagt sie. Die versuchte, sie mit Alkohol zu verdrängen. "Erst nachdem drei Entgiftungen gescheitert waren, entschied ich mich für den stationären Aufenthalt", erzählt sie. Nach drei Monaten wird sie am 12. Oktober entlassen. Bereits zum dritten Mal in der Klinik ist ein 45 Jahre alter Erzieher aus Gronau. Er glaubt, dieses Mal nicht mehr rückfällig zu werden. "Wichtig ist uns, dass die Menschen hier nicht wie unter einer Käseglocke leben", sagt die Oberärztin. "Wir sind im Zentrum der Stadt, hier gibt es Geschäfte und Kioske, wo sie sich jederzeit Alkohol besorgen könnten, wo sie also immer mit der Realität konfrontiert werden." Einmal im Jahr bietet die Klinik einen Tag der offenen Tür für Nachbarn und ehemalige Patienten an. Beim Diakonischen Werk haben Therapeuten auch ein Seminar für Ehrenamtler gegeben, die sich um traumatisierte Flüchtlingskinder kümmern.

(NGZ)
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