Neue Wohnform in Dormagen Erste „Junge Pflege“ im Rhein-Kreis

Hackenbroich · Das Malteserstift St. Katharina in Hackenbroich bietet als erste Einrichtung im Rhein-Kreis Neuss Junges Wohnen an. Zehn Appartements stehen zur Verfügung; im gleichen Neubau gibt es auch elf Wohnungen für Senioren.

 Das Malteserstift St. Katharina in Hackenbroich ist um einen Neubau und um eine Besonderheit reicher. Junges Wohnen und Wohnen für Senioren gibt es dort unter einem Dach.

Das Malteserstift St. Katharina in Hackenbroich ist um einen Neubau und um eine Besonderheit reicher. Junges Wohnen und Wohnen für Senioren gibt es dort unter einem Dach.

Foto: Klaus D. Schumilas schum

Ein paar Meter entfernt beginnen die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Neubaus am Malteserstift St. Katharina. Gespannt verfolgt Marianne Schulpin die Zeremonie. Die 55-Jährige kann es kaum erwarten, bis auch sie in den Neubau einziehen kann. Dazu fehlen noch ein paar Formalitäten. „Ich freue mich auf meine neue Selbständigkeit“, sagt sie. Seit acht Jahren wohnt sie in St. Katharina. In dem vierstöckigen Gebäude sind 21 barrierefreie Wohnungen entstanden. Zum einen für Senioren, zum anderen für Jüngere. Und das ist neu im Rhein-Kreis Neuss: Zum ersten Mal gibt es Wohnraum für junge pflegebedüftige Menschen. Sie leben selbstbestimmt, können aber Hilfestellungen und Serviceangebote annehmen. Der Neubau wurde nach neunmonatiger Bauzeit für 2,7 Millionen Euro errichtet.

Die Besonderheit betonte am Mittwoch auch Verena Hölken, Geschäftsführerin für den Bereich Medizin und Pflege der Malteser Deutschland, nach der Heiligen Messe im Garten der Einrichtung, gehalten von Pfarrer Raya: „Wir freuen uns sehr, im Haus Johannes sowohl jungen als auch älteren Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.“ Vor allem mit der ambulanten Wohnform Junges Wohnen gehen die Malteser in Dormagen einen neuen Weg: Junge pflegebedürftige Menschen wohnen in Appartements eigenständig und kommen in Kontakt zu Menschen in ähnlicher Lebenssituation. Das Spektrum kann dabei reichen von der jungen Frau mit einer Angststörung bis hin zum Mann Mitte 40, der nach einem Verkehrsunfall ein neues Lebensumfeld benötigt. Die Mitarbeiter der Einrichtung unterstützen sie dabei, ihren Alltag und ihr Sozialleben abwechslungsreich zu gestalten.

Eine von ihnen ist Manuela Zygar. Die Betreuungs-Fachkraft ist Ansprechpartnerin für die Bewohner. Aktuell sind drei der zehn möglichen Wohnungen bei der Jungen Pflege belegt, bei den Senioren sind es sieben von zehn. Darunter auch Ehepaare. Dort stehen Wohnungen in einer Größe von 56 bis 78 Quadratmetern zur Verfügung. „Die Bewohner können absolut selbstbestimmt leben, ohne jede Hilfe von uns. Oder aber aus dem Servicepaket wählen, das zum Beispiel Frühstück und Mittagessen im Restaurant des Hauses, Bringservice der Speisen, Wäscheservice oder Verblisterung der Medikamente enthält.“ Ein Ambulanter Pflegedienst kann für eine notwendige Pflege und Betreuung sorgen – das ist allerdings nicht im Pensionspreis, wie es im Malteserstift genannt wird, enthalten.

Um auf die Wohnform für junge pflegebedürftige Menschen aufmerksam zu machen, informiert Einrichtungsleiterin Barbara Caron Reha-Kliniken, Werkstätten für Behinderte, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen. Für wen ist das Junge Wohnen überhaupt geeignet? „Das ist ganz unterschiedlich“, sagt Caron. „Es gibt Jüngere, die bislang in stationären Einrichtungen leben, aber eigentlich keine 24-Stunden-Betreuung benötigen und auch mehr Freiraum wünschen. Oder junge Erwachsene, die bei den Eltern leben und dort gepflegt werden. Ebenso können es Menschen sein, wo akut etwas passiert ist.“

Unabhängig davon, wer in den Neubau des Malteserstifts einzieht, eines gilt: Damit verbunden ist eine Garantie auf einen Pflegeplatz, wenn einmal eine vollstationäre Betreuung notwendig wird. „Das macht auch mit Blick auf die sozialen Kontakte, die dann entstanden sind, einfach Sinn“, sagt Caron. Interessenten für das Junge Wohnen können Wohngeld oder gegebenenfalls Sozialhilfe beantragen, „das ist allemal preiswerter als eine vollstationäre Unterbringung“.

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