Dormagen Neue Ideen sichern Überleben im Handwerk

Dormagen · Vor allem viele kleinere Unternehmen aus der Lebensmittelbranche haben es schwer. In Dormagen ist auch die Zahl der Friseure gesunken.

 Inge und Udo Hammes sichern das Überleben ihrer Fleischerei in Stürzelberg mit besonderem Service und Qualität. Immer mehr andere Handwerksbetriebe in Dormagen und im Rhein-Kreis müssen aufgeben.

Inge und Udo Hammes sichern das Überleben ihrer Fleischerei in Stürzelberg mit besonderem Service und Qualität. Immer mehr andere Handwerksbetriebe in Dormagen und im Rhein-Kreis müssen aufgeben.

Foto: LINDA HAMMER

Für Jörg Rakow beginnt nach dem 30. Juni ein neuer Lebensabschnitt. Und auch seine Kunden müssen sich dann umstellen. Denn der Betreiber der Bäckerei Malzkorn an der Feldstraße in Stürzelberg wird sein Geschäft, das 70 Jahre im Familienbesitz war, dann schließen. "Die Zahlen stimmen leider nicht mehr", sagt der 48-Jährige, der sich deshalb nach einem neuen Job umsehen wird — als angestellter Bäcker.

Obwohl ihm, der nach eigenem Bekunden viel Herzblut in seinen Betrieb gesteckt hat, der Schritt nicht ganz leicht fällt, so sieht er doch auch positive Aspekte. "Momentan richtet sich alles nach dem Geschäft. Urlaub, Freizeit — ich muss auf vieles verzichten. Vielleicht bleibt dann künftig mehr Zeit für die Familie", hofft der Vater dreier Kinder. Er sei auf jeden Fall "neugierig auf die andere Seite".

Im Rhein-Kreis Neuss ist die Zahl der Handwerksbetriebe im Nahrungsmittelgewerbe in der Zeit von 2010 bis 2013 von 125 auf 114 gesunken, mit der Bäckerei Malzkorn kommt im Sommer zumindest ein Abgang hinzu. Immerhin: In Dormagen war der Bestand bei den kleineren Lebensmittelgeschäften laut Statistik der Handwerkskammer Düsseldorf in den vergangenen Jahren relativ stabil. Bei den Bäckereien gab es seit 1. Januar 2010 einen Rückgang von acht auf sechs Betriebe; bei den Fleischereien blieb es im selben Zeitraum bei sieben Betrieben. Schwer haben es in der Chemiestadt die Friseure: In diesem Bereich verzeichnete die Handwerkskammer in Dormagen in den vergangenen drei Jahren einen Rückgang von 67 auf 60 Betriebe.

Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Schließung der Bäckerei Malzkorn waren in Stürzelberg bereits Befürchtungen laut geworden, die Metzgerei Hammes (Biesenbachstraße/Ecke Unterstraße) würde bald ebenfalls aufgeben. Solcherlei Gerüchten tritt Inge Hammes indes entschieden entgegen: "Wir denken nicht an eine Schließung, wir machen weiter." Und schmunzelnd fügt die 57-Jährige hinzu: "Bis zur Rente müssen mein Mann und ich ja schließlich noch ein paar Jahre arbeiten."

Doch auch Inge Hammes macht keinen Hehl daraus, dass der Erhalt ihres Geschäftes ihr und ihrem Mann Udo viel abverlangt. "Um in der Branche zu überleben, müssen wir uns abheben", erklärt die Stürzelbergerin ihr Erfolgsrezept, "unsere Kunden nehmen das gerne an." Nur so könne man auf dem Markt bestehen, auf dem die Konkurrenzsituation durch den Trend zu weniger, dafür größeren Unternehmen und die wachsende Zahl von Discountern mit Fleischwaren immer härter wird. Und darum legt Udo Hammes, der den Betrieb 1999 von seinen Eltern übernahm, besonderen Wert auf hohe Qualität und Service. "Mein Mann stellt sehr viele Produkte selber her und schneidet das Fleisch für die Kunden sorgfältig zurecht", erzählt Inge Hammes.

Und auch auf den demografischen Wandel und die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung mit wenig Zeit fürs Selberkochen nimmt die Metzgerei Rücksicht. Die hausgemachten Gerichte wie Suppen, Grünkohl, Lasagne, Sauerbraten und Rouladen werden von Senioren und Beschäftigten aus der Umgebung geschätzt.

(NGZ)
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