NaWoDo in Dormagen Gemeinsam viel schöner wohnen

Nievenheim · Seit fast einem Jahr leben nun die Bewohner im Mehrgenerationenhaus „NaWoDo“. Im Vordergrund stehen das gegenseitige Unterstützen und gemeinschaftliche Wohnen von Jung und Alt – bei genug Rückzugsmöglichkeiten.

 Stellen das Mehrgenerationenhaus in Nievenheim IV gern anderen Interessierten vor (v.l.): Pepe (2), Daniel Berchem und Christiane Schwedesky vom „Nawodo“-Projekt.

Stellen das Mehrgenerationenhaus in Nievenheim IV gern anderen Interessierten vor (v.l.): Pepe (2), Daniel Berchem und Christiane Schwedesky vom „Nawodo“-Projekt.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Wohnen in einer Wohngemeinschaft – kurz WG – mag für viele junge Menschen ein guter Start in ein eigenständiges Leben sein. Doch später, mit Partner oder Familie, ziehen die meisten eigene vier Wände einer WG vor. Die Vorteile der Gemeinschaft haben die Bewohner der 23 Wohnungen im Mehrgenerationenhaus von „NaWoDo“ (Nachbarschaftliches Wohnen in Dormagen) in Nievenheim IV gesehen. Dort hat aber jeder seine eigene Haustür, aber Garten und Gemeinschafträume werden gemeinsam gestaltet und genutzt.

Vor rund acht Jahren startete das Projekt „Mehrgenerationenhaus“. Schnell fanden sich einige Interessierte, die sich gut vorstellen konnten, mit jungen und alten Menschen gemeinsam zu wohnen und voneinander zu profitieren. Sieben Jahre dauerte die Umsetzung der Idee. Jetzt stehen in dem Neubaugebiet Nievenheim IV zwei Gebäudekomplexe, die durch ein offenes Treppenhaus miteinander verbunden sind. „Man kennt sich, man begegnet sich regelmäßig und man unterstützt, wo man kann“, erzählt Bewohnerin Christiane Schwedesky. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie in einer der Wohnungen. „Man verfällt nicht so schnell in eine Altersdepression“, findet Schwedesky. Ihre Kinder haben bereits eigene Kinder, kommen aber regelmäßig zu Besuch. „Hier sind immer Spielkameraden für unsere Enkel.“

Der jüngste Bewohner ist gerade mal sechs Monate, der älteste, Bernward Abraham, 85 Jahre alt. Er genießt das Zusammenleben. Da die Balkone miteinander verbunden sind, kommt es oft vor, dass es an seiner Tür klopft und eins der Nachbarskinder davor steht. Abraham ist dafür mit Süßigkeiten und Kuchen ausgerüstet. Gern spielt er auch eine Runde Schach mit den etwas älteren Kindern. „Ich lebe schon lange allein“, erzählt Abraham. Früher wohnte er in einem Haus mit zwölf Parteien: „Davon kannte ich niemanden“, erinnert er sich. „Hier habe ich ganz viele liebe und hilfsbereite Nachbarn, die mich unterstützen, wenn ich zum Beispiel mal Hilfe beim Einkaufen brauche.“

„Es macht so viel Sinn, gemeinschaftlich zu wohnen“, findet auch die alleinerziehende Mutter Gudula Stellmacher. Mit ihrem achtjährigen Sohn Joris lebt sie seit Weihnachten 2018 dort. „Die Gemeinschaft entlastet ungemein. Natürlich versuche ich, auch so gut wie möglich, meine Nachbarn zu unterstützen.“ Auch Joris gefällt die Situation: „Ich finde es super hier. Es gibt viele Kinder, mit denen ich spielen kann.“ Mit anderen Kindern aus dem Wohnkomplex geht er in die naheliegende Grundschule. „Wir unterstützen uns auch bei der Kinderbetreuung. Das spart den ein oder anderen Babysitter“, erzählt Stellmacher.

Das betont der junge Vater Raphael Schlegl: „Als Familie profitieren wir von den Betreuungsmöglichkeiten im Haus. Die Zeiten werden aufgeteilt. Mal kümmern wir uns um ein Nachbarskind, dann helfen uns die Nachbarn bei der Betreuung unseres Kindes.“ Das Wohnkonzept passe sehr genau in Schlegls Werteverständnis: „Hier werden Flächen und Dinge gemeinsam genutzt, das ist sozial und ökologisch wertvoll. Die Wohnsituation wirkt auch der zunehmenden Anonymisierung der Gesellschaft entgegen.“

Alle Bewohner des Hauses sind sich einig, dass sie eine gute Wahl getroffen haben. „Das hält jung“, findet der älteste Bewohner.

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