Dormagen Naturschützer: Gülle gefährdet Artenvielfalt

Dormagen · Ein Anwohner fürchtet, dass in der Rheinaue Zons-Rheinfeld zu viel gedüngt wird. Die Landwirtschaftskammer sieht keine Probleme.

 Mit einem Trecker wird Gülle auf ein Feld ausgefahren. Die unteren Aufnahmen dokumentieren Arbeiten in Zons-Rheinfeld.

Mit einem Trecker wird Gülle auf ein Feld ausgefahren. Die unteren Aufnahmen dokumentieren Arbeiten in Zons-Rheinfeld.

Foto: Busch (Archiv) / Otulak

Josef Otulak fährt viel mit dem Fahrrad durch das Naturschutzgebiet Zons-Rheinfeld. Was er in letzten Monaten bei seinen Fahrten gesehen hat, bereitet ihm Sorge. Großflächig sei Gülle auf die landwirtschaftlichen Grünflächen ausgebracht worden. Der Zonser stört sich weniger am Geruch als an den langfristigen Auswirkungen der Düngung. Die Artenvielfalt leide unter diesem Vorgehen, da eine "Gras-Monokultur" entstehe, befürchtet er. Auch habe er Zweifel daran, dass das Ausfahren der Gülle im Naturschutzgebiet rechtmäßig ist.

 Arbeiten im Feld

Arbeiten im Feld

Foto: Busch (Archiv) / Otulak

Die Aufsicht über die Naturschutzgebiete liegt beim Rhein-Kreis Neuss, die Zuständigkeit für die landwirtschaftlichen Flächen im Naturschutzgebiet bei der Landwirtschaftskammer. Beide Stellen bestätigten gestern, dass das Aufbringen von Gülle auf den landwirtschaftlichen Flächen im Naturschutzgebiet Zons-Rheinfeld rechtens ist. "Das ist erlaubt", sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Auch eine wasserrechtliche Prüfung habe keine Bedenken ergeben.

 Arbeiten im Feld

Arbeiten im Feld

Foto: Busch (Archiv) / Otulak

Es sei stets abhängig von der jeweiligen Naturschutzverordnung, ob die Düngung in Naturschutzgebieten erlaubt ist, so Rüb. Die Landwirtschaftskammer überprüft auf eigene Initiative und auf Hinweise, ob Verbote eingehalten werden. Kann Landwirten illegales Düngen nachgewiesen werden, müssen sie ein Bußgeld zahlen.

Die Bedenken von Josef Otulak teilt der Sprecher der Landwirtschaftskammer nicht. Es sei zu pauschal zu sagen, dass Düngung mit Gülle der Artenvielfalt schade. So sei die Rheinaue in der bekannten Form erst durch die jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Oftmals werde dieser Hintergrund vergessen, sagt er.

Der Leiter der Biologischen Station im Kreis Neuss, Michael Stevens, weiß um die Bedeutung der Landwirtschaft für den Naturschutz. Den konkreten Fall im Naturschutzgebiet könne er nicht beurteilen. Doch weist er daraufhin, dass Düngung allgemein dazu beitragen kann, dass die Artenvielfalt zurückgeht. "Durch das Düngen kann häufiger gemäht werden", sagt Stevens.

Das dreimalige Mähen im Jahr sei in der Regel unbedenklich. Bestimmte Pflanzenarten könnten es allerdings nicht verkraften, wenn bis zu sechsmal Gras eingefahren werde, so der Leiter des Hauses der Natur in Knechtsteden. Im Extremfall, wenn siebenmal im Jahr gemäht werde, entwickele sich langfristig eine Wiese mit nur einer Pflanzenart. Die ökologische Vielfalt gehe so verloren. Im Bereich der Rheinauen würden durch Überschwemmungen Nährstoffe auf die Wiesen gelangen.

Josef Otulak will seinen Hinweis auf den Gülle-Einsatz nicht als Konfrontation, sondern als Gesprächsangebot verstanden wissen. Er will sich für eine auf Nachhaltigkeit angelegte Nutzung des Gebiets, genannt extensive Grünlandwirtschaft, einsetzen. So sollen die Potenziale des Areals besser genutzt werden können. Dafür hofft er, mit Landwirten und der Verwaltung ins Gespräch zu kommen. Aus der Politik habe er positive Signale erhalten.

(NGZ)
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