Naturerlebnis in Dormagen Nachts im Tannenbusch schweben

Delhoven · Die nachgeholte 17. Dormagener Tannenbuschwoche geht am morgigen Sonntag zu Ende. Sie war trotz der Verschiebung vom Mai auf den Herbst erfolgreich. Alle Angebote waren ausgebucht.

 Wie 2019 kam das Wald-Erleben im Tannenbusch gut an.

Wie 2019 kam das Wald-Erleben im Tannenbusch gut an.

Foto: Franziska Gräfe

Schlafsack, Taschenlampe, heißen Tee und Neugier – all das hatten zwölf Teilnehmer im Gepäck, die am Donnerstag zum Experiment „Nachts zwischen Bäumen schweben“ im Tannenbusch antraten. Waldführer Hermann Schmidt hatte vier trapezförmige Baumzelte zwischen den Stämmen aufgespannt: „Die Dächer lassen wir weg, sonst sieht man ja die Sterne nicht.“

Zu dritt mit bekannten oder unbekannten Menschen in völliger Dunkelheit, kamen Gehör und Geruchssinn stärker zum Tragen. „Ich kann schwer einordnen, aus welcher Richtung das Geräusch kommt“, sagt Stefanie Landmann und lauscht angestrengt auf etwas, das sich als leises Wasserplätschern entpuppt. Ihre Empfindungen schildert die 38-Jährige, die oft und gern wandert, so: „Der Wind scheint richtig durch den Wald zu gehen, ich nehme die Elemente jetzt ganz  intensiv wahr.“ Um 22.15 Uhr raschelt es in der Matte nebenan, zwei Damen beenden das nächtliche Waldbad. Alois Moritz bleibt noch und erzählt später, er sei ein paar Mal weggenickt. „Es war eine ganz tolle Erfahrung, aber nicht wirklich ruhig, weil man den Lärm der Autobahn gehört hat.“ Am Morgen danach dankt der Körper die Stunden in der freien Natur, berichtet Moritz: „Ich habe heute das Gefühl, dass ich viel freier atmen kann.“ Sandra Dehm hat neben dem akustischen Grundrauschen der Zivilisation im Wald auch das Licht des Chempark wahrgenommen: „Man sieht es und kriegt Denkanstöße. Natur und Industrie, beides brauchen wir.“

Gegen 23 Uhr scheint die Nacht um einige Schattierungen dunkler zu werden, die Wolkendecke zerfällt in kleine Fetzen. In den Buchenwipfeln bewegt sich nichts mehr, dazwischen blitzen die Sterne hervor. Pünktlich zur Geisterstunde endet die Nacht im Tannenbusch – eine beeindruckende Erfahrung.

Neben Waldbaden, Natur-Werkstatt für Kinder, Waldgeflüster für Frauen, Insekten-Wanderung und weiteren ausgebuchten Angeboten gehört „Schweben zwischen Baumwipfeln“ zum Programm der nachgeholten Tannenbuschwoche, die im Mai coronabedingt abgesagt wurde. „Ich bin sehr glücklich, dass wir sie umsetzen konnten, eine komplette Absage wäre sehr traurig gewesen“, sagt SDW-Vorsitzender und Schirmherr Bernd Dehm. Am Sonntag geht die Tannenbuschwoche mit einer Führung durch den Geopark (15 Uhr) zu Ende.

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