Nach der Europawahl in Dormagen Grüne sehen neues Wähler-Potenzial

Die Europawahl-Auswirkungen bekommen auch die Fraktionen in den Kommunalparlamenten zu spüren. Die Dormagener Grünen freuen sich auf „bessere Klimaschutz-Debatten“. Auch CDU und FDP sehen sich als Gewinner.

 Die Europaflagge im Dormagener Ratssaal – zusammen mit der Deutschland-, NRW- und Dormagen-Fahne.

Die Europaflagge im Dormagener Ratssaal – zusammen mit der Deutschland-, NRW- und Dormagen-Fahne.

Foto: Stadt Dormagen

Auch am Tag nach der Europawahl herrscht ungläubiges Staunen über das „Wahnsinns-Ergebnis“ von Bündnis 90/Die Grünen, wie Grünen-Fraktionschef Tim Wallraff die 19,5 Prozent seiner Partei kommentierte: „Was für ein tolles Ergebnis, das beste, das die Grünen je in Dormagen erzielt haben.“ Er freut sich auf „bessere Klimaschutz-Debatten“. „Das Ergebnis von Sonntag zeigt, dass ein großes Wähler-Potenzial für uns vorhanden ist“, so Wallraff. Natürlich sei das Ergebnis nicht 1:1 auf Kommunalwahlen übertragbar, aber: „Es bedeutet einen unglaublichen Rückenwind für uns.“

Ebenfalls als Gewinner sieht sich die Dormagener CDU, die mit 30,9 Prozent ihre Erwartung von 31 Prozent fast punktgenau erreicht hat. Stadtverbandsvorsitzender Hans Ludwig Dickers sagte: „Wir sind mit unserem Dormagener Ergebnis sehr zufrieden, damit liegen wir über dem Bundesergebnis.“ Aber: „Vielleicht müssen wir noch an unserem Klimaschutz-Profil arbeiten“, nennt Dickers eine Herausforderung für die Zukunft, in die der CDU-Fraktionsvorsitzende Kai Weber positiv blickt: „Die Grünen und wir sind die Gewinner der Europawahl in Dormagen. Wir haben unser Ziel, deutlich stärker als die SPD zu sein, geschafft und sind in Dormagen die mit Abstand stärkste Partei.“ An der CDU führe in Dormagen kein Weg vorbei. Auch Weber sieht Handlungsbedarf: „Wir müssen allerdings unsere Kernkompetenzen erweitern, bei Klimaschutz und Neuen Medien sehe ich Potenzial.“

Beim Koalitionspartner SPD sieht der Stadtverbandsvorsitzende Carsten Müller die Bundes-SPD als Hauptgrund für das mit 19 Prozent schlechte Abschneiden in Dormagen: „Ich bin richtig sauer auf die Bundes-SPD: Die Glaubwürdigkeit der Parteispitze ist völlig abhanden gekommen. Die komplette Parteispitze sollte zurücktreten und den Weg für eine richtige Neuausrichtung freimachen.“ Er legt nach: „Wenn man solch wichtige Themen wie Klima und Ökologie bundesweit nicht richtig anpackt, muss man sich nicht wundern. Bei der SPD-Spitze fehlt die klare Linie.“ Lokal sieht er viele Klimaschutz-Projekte: „Die müssen wir weiterentwickeln.“ SPD-Fraktionschef Andreas Behncke fordert ebenfalls eine „Notbremse in Berlin: Der Parteivorstand hat es nicht geschafft.“

„Mit mehr als drei Prozentpunkten Stimmenzuwachs gehört die FDP in Dormagen zu den Wahlgewinnern. „Das freut uns sehr“, weist Stadtverbandsvorsitzender Dirk Rosellen auf die 7,5 Prozent für die FDP hin. Fraktionschef Karlheinz Meyer stimmt zu: „Eine gute Ausgangslage.

 Gewinne und Verluste bei der Europawahl in Dormagen: SPD und CDU im Minus, Grüne und AfD im Plus. Die ITK hat die FDP unter „Sonstige“ einsortiert.

Gewinne und Verluste bei der Europawahl in Dormagen: SPD und CDU im Minus, Grüne und AfD im Plus. Die ITK hat die FDP unter „Sonstige“ einsortiert.

Foto: Votemanager
 Ein ähnliches Bild zeigt sich in Rommerskirchen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Rommerskirchen.

Foto: Votemanager

Trotz des „nicht zufriedenstellenden Ergebnisses für die SPD“ gab es für Bürgermeister Erik Lierenfeld auch Grund zur Freude bei der Europawahl: „Die steigende Wahlbeteiligung freut mich und zeigt, dass viele Wähler ein Zeichen für Demokratie gesetzt haben.“ Das sieht auch der Rommerskirchener Bürgermeister Martin Mertens (SPD) so: „Als Europäer freue ich mich, dass die Befürworter so gut abgeschnitten haben.“ In Rommerskirchen liege die SPD vor den Grünen: „Über das kreisweit beste SPD-Ergebnis trotz hoher Verluste freue ich mich, mache mir aber Sorgen wegen der Gewinne der AfD.“ Die holte 9,6 Prozent – zwischen 6,2 und 14,7 – und lag in sechs von 16 Rommerskirchener Wahlbezirken im zweistelligen Bereich.

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