Petition gestartet Dormagenerin kämpft für Änderungen bei der Einschulung

Dormagen · Kathrin Friedrich will, dass der Landtag schrittweise den Stichtag zurückführt auf den 30. Juni. Außerdem sollen Eltern über Rückstellungen ihrer Kinder entscheiden können. Für ihr Anliegen hat sie eine Online-Petition gestartet.

 Erstklässler mit Schultüten auf dem Weg zur Einschulung: Eine Dormagenerin hat eine Petition gestartet, die Eltern mehr Einfluss aufs Einschulungsjahr verschaffen soll.

Erstklässler mit Schultüten auf dem Weg zur Einschulung: Eine Dormagenerin hat eine Petition gestartet, die Eltern mehr Einfluss aufs Einschulungsjahr verschaffen soll.

Foto: dpa/Thomas Warnack

Mit einer Online-Petition will die Dormagenerin Kathrin Friedrich erreichen, dass der nordrhein-westfälische Landtag den Zeitpunkt der Einschulung von Kindern verändert. Sie hält die jetzige Regelung, wonach Kinder, die bis zum 30. September eines Jahres ihr sechstes Lebensjahr vollenden, zum August des gleichen Jahres schulpflichtig werden, für falsch. Dies formuliert sie auch im Titel, den die Petition trägt: „Kann- statt Muss-Kinder“. Sie will, dass der Landtag schrittweise den Stichtag zurückführt auf den 30. Juni, so wie es beispielsweise Baden-Württemberg gemacht hat. Am Mittwochnachmittag, 21. Oktober, waren es schon über 6100 Menschen, die diese Forderung der am 9. Oktober gestarteten Aktion unterstützen.

Friedrich ist Mutter von zwei Söhnen, von denen der Ältere Ende September fünf Jahre alt geworden ist und demnach im nächsten Jahr eingeschult werden muss. „Das finden wir zu früh, er ist noch nicht so weit“, sagt die Dormagenerin trotz der noch relativ weiteren Zeitspanne bis zum nächsten Schuljahr. „Wir kennen unsere Kind am besten.“ Die Eltern beschäftigen sich auch mit dem Thema einer Rückstellung, die möglich und seit 2017 formell leichter geworden ist. „Aber nicht unbedingt einfacher, und zudem sind die Bedingungen nicht für alle Eltern gleich“, sagt sie. Dass ihr Sohn unter Umständen mit Kindern eingeschult würde, die fast ein Jahr älter sind, hält Kathrin Friedrich für schwierig. Sie fordert die Entscheidungsfreiheit für die Eltern, die noch bei den Schulleitungen liegt.

Am 1. November 2017 hatte das Schulministerium vor Beginn der Grundschulanmeldungen zum Schuljahr 2018/19 „präzisierende Hinweise für Zurückstellungen vom Schulbesuch“ herausgegeben. Schulministerin Gebauer ist der bestmögliche Schulstart aller Kinder ein besonderes Anliegen. „Die Einschulung ist für jedes Kind eine besonders prägende Zeit. Mir kommt es darauf an, dass der Schulstart gelingt und eine gute Entwicklung ermöglicht. Es gibt jedoch Kinder, für die kommt der erste Schultag zu früh. Deshalb geben wir den Grundschulen genauere Hinweise zur Möglichkeit der Zurückstellung vom Schulbesuch“, sagte Ministerin Yvonne Gebauer. „Die aktuelle Diskussion im politischen Raum und neue Erkenntnisse zur Entwicklung von Kindern geben Anlass, die Steuerungswirkung des schulärztlichen Gutachtens für die Entscheidung der Schulleitung im bevorstehenden Anmeldeverfahren präziser zu fassen“, heißt es in besagtem Erlass an die Bezirksregierungen.

Schulleitungen sollen die Entscheidung über eine Zurückstellung vom Besuch der Grundschule nicht nur auf der Grundlage eines schulärztlichen Gutachtens treffen, sondern auch weitere, von den Eltern beigebrachte fachärztliche oder fachtherapeutische Stellungnahmen berücksichtigen können, die erhebliche Anhaltspunkte mit einem belegten gesundheitlichem Bezug für eine Zurückstellung enthalten. Dabei können auch präventive Gesichtspunkte mit einbezogen werden. Nach geltender Rechtslage können schulpflichtige Kinder nur aus erheblichen gesundheitlichen Gründen für ein Jahr zurückgestellt werden. Die Entscheidung trifft die Schulleitung auf der Grundlage des schulärztlichen Gutachtens. Die Eltern sind anzuhören.

 Kathrin Friedrich ist für einen Korridor zur Einschulung.

Kathrin Friedrich ist für einen Korridor zur Einschulung.

Foto: privat

Kathrin Friedrich sieht auch die Corona-Pandemie als zusätzliche Belastung. „Im aktuellen Jahren haben Kinder durch Schließungen ein halbes Jahre im Kindergarten verloren. Der Regelbetrieb findet zwar seit September wieder statt, aber viele ,normale‘ Dinge wie Turnen oder Toben im Bällebad werden weiterhin verboten bleiben. Auch verschiedene Vorschulaktivitäten werden dieses Jahr nur eingeschränkt stattfinden.“ Die einzig richtige Konsequenz sei: „Jetzt ist die Zeit, das Stichtags-Thema wieder aufzugreifen.“ Die Dormagenerin sagt „wieder“, weil es im vergangenen Jahr bereits einmal eine Petition für die Einführung eines „Einschulungskorridors“ gegeben habe, wonach nach und nach auf den 30. Juni zurückgegangen wird. „Ich kann es nicht verstehen, dass diese Petition mit über 40.000 Unterstützern so wenig Beachtung im Landtag gefunden hat.“ Das soll dieses Mal anders werden, hat sie sich vorgenommen.

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