Dormagen Musiker mit Besenstiel

Dormagen · Der US-Musiker Warren Richardson bringt einen Hauch Künstlerflair von New Yorks Straßen ans Gymnasium in Hackenbroich. Die Schüler lernen Rhythmik mit Alltagsgegenständen wie Besenstielen. Im April treten sie auf.

 Unspektakuläre Optik, mitreißender Takt: Bei der "Stomp"-AG mit dem ehemaligen Mitglied des Musical-Ensembles Warren Richardson entwickeln die Schüler zum Teil komplizierte Rhythmus-Folgen.

Unspektakuläre Optik, mitreißender Takt: Bei der "Stomp"-AG mit dem ehemaligen Mitglied des Musical-Ensembles Warren Richardson entwickeln die Schüler zum Teil komplizierte Rhythmus-Folgen.

Foto: Lothar Berns

Das Klackern der Besenstiele auf dem grauen Fußboden wird schneller und bekommt etwas Drängendes. Dann, das Tempo auf dem Gipfel, der Rhythmus fast hypnotisch, ist Schluss — von der einen auf die andere Sekunde winkt Warren Richardson ab. "Das war sehr gut", lobt der Musiker auf Englisch. Er steht umringt von Fünft- bis Neuntklässlern, alle mit konzentrierten Gesichtern, im Foyer des Pädagogischen Zentrums des Leibniz-Gymnasiums in Hackenbroich.

Der 50-Jährige bringt etwas, was die Kinder nur aus dem Fernsehen oder Kino kennen, in die Schule. Denn Richardson war zwölf Jahre lang Mitglied des "Stomp the Yard"-Ensembles, einer Gruppe aus den USA, die mit allem möglichen Musik machen, mit Eimern, Bällen oder eben Besenstielen. So haucht er dem Alltäglichen Magie ein, holt einen Hauch New Yorker Straßenkultur nach Hackenbroich. Das "Stomp"-Konzept war so erfolgreich, dass sich weltweit Profis wie Laien zu Gruppen nach diesem Vorbild gründeten. Wie jetzt am Leibniz-Gymnasium.

Musiklehrerin Julia Hennemann hat den Tänzer, Sänger, Musiker und Songschreiber für die AG an die Schule geholt. Finanziert wird das Projekt über das Förderprogramm des Landes, "Kultur und Schule", über das der Löwenanteil der gut 3000 Euro Kosten getragen werden.

Den Rest steuern Kommune und der Förderverein der Schule bei. Seit September läuft die AG mit Schülern der Sekundarstufe eins. 17 machen mit. Am 26. April sollen sie zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Der Auftritt, die Musik und die Rhythmusarbeit sollen den Kindern Spaß machen, doch alles von den Besenstielen bis zum Auftritt, ist für den US-Musiker aus Charlotteville (Virginia) aber nur Mittel zum Zweck. "Es soll ihr Selbstbewusstsein stärken, sie sollen offener und selbstsicherer werden und Respekt voreinander haben", sagt Richardson. Erfolge hat er schon erzielt: Die Kinder improvisierten leichter, seien lockerer mit ihrem Körper und den Instrumenten.

"Dab, dab, dab, dadadab, dadadab dab", macht Richardson eine neue Rhythmusfolge mit dem Besenstiel vor. Die Kinder machen's sogar beim ersten Mal fast fehlerfrei nach und wirken routiniert an den ungewöhnlichen Instrumenten.

Stefan Blankenheim (12) ist begeistert von der AG. "Es macht Spaß, so Musik zu machen und ist fast wie Schlagzeugspielen", sagt der Siebtklässler. Tatsächlich ist, wie beim Schlagzeug, eine Menge Koordination gefragt. Da zeigen sich selbst die Erwachsenen beeindruckt. "Ich würde das nicht hinbekommen", sagt Leibniz-Lehrerin Britta Flamm.

(NGZ)
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