Musikabend in Dormagen-Zons Anspruchsvolle Literatur zelebriert

Zons · Die Aachener Cellistin Cosima Streich (38) ist seit einigen Jahren dem Kreiskulturzentrum und Museum in Zons eng verbunden. Jetzt war sie in Zons.

 Die Cellistin Cosima Streich hatte zu einem Violoncello-Solo-Abend eingeladen. 
  Foto: Frank Kind

Die Cellistin Cosima Streich hatte zu einem Violoncello-Solo-Abend eingeladen. Foto: Frank Kind

Foto: Frank Kind

Noch im vergangenen Herbst war sie die künstlerische Leiterin des „1. Komponistinnen-Festivals Zons“ mit einer Welturaufführung der spanischen Komponistin Helena Cánovas i Parés (28). Eine Neuauflage ist für 2024 geplant.

Nun lud Cosima Streich wiederum zu einem Violoncello-Soloabend ein, der aber anstatt im lauschigen Ambiente des Burggartens wegen einer zeitgleichen Operettenaufführung auf der Freilichtbühne im Bootshaus des Museums stattfand. Cosima Streich begann mit der „Suite Nr. 6 D-Dur“ von Johann Sebastian Bach (BWV 1012), der letzten der ungemein komplexen und tiefsinnigen Partiten für Violoncello solo. Ihr Spiel auf dem schönen französischen Instrument konnte trotz perfekter Wechsel zwischen Forte und Piano nicht ganz befriedigen, zu sehr fehlte der große verbindende Spannungsbogen in dieser tänzerischen Musik bis hin zu Unsauberkeiten in der abschließenden „Gigue“. Ganz anders die „Sacher-Variation“, die Witold Lutoslawski 1975 schrieb. Cosima Streich wird auch für ihre kompetenten Werkeinführungen mit Hörbeispielen sehr geschätzt. So erfährt das Publikum, dass zum 70. Geburtstag des Schweizer Musikwissenschaftlers und Dirigenten Paul Sacher (1906 – 1999) der berühmte Cellist Mstislav Rostropovitch zwölf Komponisten bat, ein Solowerk für Cello zu verfassen. Denn der Schweizer förderte mit über 200 Kompositionsaufträgen besonders die Musik des 20. Jahrhunderts.

Die Cellistin stellte das Thema vor, das mit Es-A-C-H-E-Re dem Namen des Förderers huldigt. Das italienische „Re“ steht dabei für die deutsche Tonbezeichnung „D“. So konnten die Zuhörer den engschrittigen Intervallen und den Glissandi zum Ende informiert folgen. Während Johann Sebastian Bach für erfolgreiche Cellisten das „Alte Testament“ bedeutet, gilt die „Sonate op. 8“, die Zoltán Kodály 1915 schrieb, als „Neues Testament“. Die Referenzaufnahme des ungarischen Cellisten János Starker von 1948 wird dabei als die „Bibel der Interpreten“ beschrieben. Und auch Cosima Streich lieferte das Beste des Abends: Neue und ausgesprochen virtuose Techniken sind in den drei Sätzen gefordert. Diesen Anspruch erfüllte die Cellistin souverän.

Trotz dieser gewaltigen Leistung – immerhin ging der Soloabend deutlich über zwei Stunden hinaus – erklatschte sich das Publikum noch zwei Zugaben, darunter das traditionelle katalanische Volkslied für Frieden und Freiheit, das der spanische Cellist Pau Casals weltbekannt machte.

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