Neue Musikschule in Dormagen Talentschmiede für Stars von morgen

Stürzelberg · Im „Music Loft“ werden Musikschüler rundum betreut. Sie lernen auch den Umgang mit Social Media.

 Die beiden Gründer der Musikschule, Jason Anousheh (l.) und Boby Purakel, stehen in ihrem Aufnahmestudio. Dort werden Songs und teilweise auch Videos der Schüler aufgenommen.

Die beiden Gründer der Musikschule, Jason Anousheh (l.) und Boby Purakel, stehen in ihrem Aufnahmestudio. Dort werden Songs und teilweise auch Videos der Schüler aufgenommen.

Foto: Jan Luhrenberg

Jason Anousheh und Boby Purakal sind Musiker durch und durch. Mit ihrem Wissen und ihren Beziehungen im Musikgeschäft wollen sie nun aufstrebenden Künstlern helfen. Sie haben sich Ende des vergangenen Jahres mit einer Musikschule selbstständig gemacht und im Dormagener Stadtteil Stürzelberg niedergelassen. Bei ihnen ist jeder willkommen, der Spaß an Musik hat – egal ob blutiger Anfänger oder Künstler mit Ambitionen, ein Star zu werden.

Im Music Loft (Am Weißen Stein 1) finden Schüler ausgezeichnete Bedingungen vor, um an ihrem Talent zu feilen. In der geräumigen Wohnung haben Anousheh und Purakal eigene Räume eingerichtet, in denen an Instrumenten geübt werden kann. Dort stehen Schlagzeuge, Gitarren, Bässe und ein Klavier zur Verfügung. Unterstützt werden die Schüler dabei auf Wunsch von Coaches. „Wir haben sehr gute Dozenten in unseren Reihen“, sagt der 38-Jährige Anousheh.

Auch Gesangsunterricht steht in der Musikschule auf dem Lernzettel. Oft bilden Anousheh und Purakal ihre Schüler in diesem Bereich selber aus. Dabei können sie auf viel Erfahrung zurückgreifen. „Wir kommen beide aus Musikerfamilien, standen im Alter von sechs und acht das erste Mal vor großem Publikum auf einer Bühne“, sagt Purakal, der 43 Jahre alt ist. „Wir haben unser ganzes Leben nichts anderes als Musik gemacht.“ Beide beherrschen mehrere Instrumente, waren mit Bands unter anderem in Kanada und den USA auf Tournee und haben bereits in zahlreichen Studios und Musikschulen in Neuss, Bonn, Hamburg oder Düsseldorf gearbeitet.

Bei ihrer Arbeit haben sie sich auch kennengelernt und schließlich den Entschluss gefasst, eine eigene Musikschule zu gründen. „Wir haben gesehen, was in anderen Schulen oft schief läuft“, sagt Anousheh. „Die Schüler lernen über Jahre oft ins Leere, weil sie nicht richtig betreut werden.“ Das ist im Music Loft anders: Wenn gewollt werden die Schüler auf dem ganzen Weg begleitet. „Wir können über Jahre etwas aufbauen“, erklärt Purakal. „Denn – sind wir ehrlich – oft ist die erste Aufnahme, der erste eigene Song oder der erste Auftritt nicht gut.“

Die beiden Musiklehrer haben sich darüber hinaus auf die Fahne geschrieben, dass Künstler sich selbst finden. „Viele brauchen Zeit, um zu gucken, welchen Sound sie haben und was für ein Musiker sie sein wollen“, sagt Purakal. Auch das sei nur bei einer langfristigen Betreuung möglich. Das Konzept kommt gut an. Künstler jeden Alters und aus verschiedenen Genres suchen bei Music Loft Unterstützung. Vom Gangsterrapper bis zum Stürzelberger Karnevalsverein, der seine neue Hymne aufnehmen möchte – das Repertoire ist groß.

In einem eigens eingerichtete Studio im Music Loft können Songs und Videos aufgenommen werden. „Der Vorteil ist, dass man etwas in der Hand hat, daran die Entwicklung sieht und Schwächen erkennt, an denen wir noch arbeiten müssen“, sagt Purakal. Zudem können Schüler und andere Musiker auf diesem Wege schnell zu einem eigenen Album kommen – und das für vergleichsweise wenig Geld. Dazu sind oft ein Songwriter und ein Produzent vor Ort.

Für Anousheh und Purakal ist es zudem wichtig, dass ihre Schüler den Umgang mit Social Media lernen und beherrschen. „Eine gute Internet-Präsenz ist heutzutage sehr wichtig für einen Musiker“, sagt Anousheh. Mit Song-Videos und zahlreichen Followern liefere man nützliche Argumente, um bei großen Plattenfirmen ein Bein in die Tür zu bekommen. „Soziale Medien machen mittlerweile mehr als 50 Prozent davon aus, ob ein Deal zustande kommt oder ein Künstler erfolgreich ist“, sagt Purakal. „Mit einem Demo-Band zu einer Plattenfirma gehen und sich einen Deal holen, das funktioniert schon lange nicht mehr.“ Aus diesem Grund ist eine Agentur für Online-Marketing mit an Bord, die den Schülern bei der Vermarktung und der Platzierung der Inhalte unter die Arme greift.

Die Schüler profitieren bei allem von der Erfahrung der beiden Musikschulen-Gründer. Obwohl sich beide hauptberuflich dem Music Loft widmen, sind Anousheh und Purakal weiterhin selbst noch im Musik-Business aktiv. Anousheh veröffentlicht bald drei Songs mit bekannten Künstlern. Und Purakal ist Coach der „Lochis“. Mit den Zwillingen, die im Internet wegen ihrer Videos Berühmtheit erlangten, geht er sogar auf Tour. Auch mit dem verstorbenen ehemaligen Castingshow-Gewinner Alphonso Williams („Deutschland sucht den Superstar“) haben sie eng zusammengearbeitet.

Obwohl Anousheh und Purakal schon mit zahlreichen Berühmtheiten gearbeitet haben, ist das Music Loft kein exklusiver Ort. „Jeder, der Spaß am Singen hat, kann zu uns kommen“, sagt Purakal. Großes Talent oder eine schnelle positive Entwicklung sei nicht zwingend gefragt. „Mein ältester Schüler ist 66 Jahre alt und genießt es einfach zu singen“, sagt der Musiklehrer. Das Ziel müsse nicht immer sein, auf großen Bühnen zu performen.

Schüler, die doch Ambitionen haben, ein Star zu werden, bekommen eine gezielte Förderung – angefangen mit Live-Auftritten. „Es bringt nichts, nur im dunklen Kämmerlein zu singen“, sagt Anousheh. Auch mit den aufgenommenen Liedern und den produzierten Videos wird versucht, die Bekanntheit eines Künstlers zu steigern. „So erhöhen wir die kleine Wahrscheinlichkeit, mit der ein Künstler groß rauskommt“, sagt Purakal. Hilfreich sind in einem solchen Fall auch die Kontakte der beiden Musiker zu großen Plattenfirmen.

Dass der Erfolg schnell kommen kann, zeigt das Beispiel eines Schülers. Ein Rapper, der von Anousheh und Purakal betreut wird, hat erst vor einem Jahr und drei Monaten mit der Musik angefangen. Jetzt arbeitet er bereits an einem großen Song mit dem bekannten Künstler „Manuellsen“. Zudem stoßen seine professionell gedrehten Videos mittlerweile auf großen Zuspruch in den sozialen Medien: Seine Online-Auftritte verbuchen mehrere Tausend Aufrufe. „Das kann echt schnell passieren“, sagt Purakal.

(jlu)
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