Dormagen Mit viel Geduld zum Erstlingswerk

Dormagen · Im Kreismuseum zeigte Ursula Sachse, wie aus einer Loseblattsammlung ein Buch wird. Wichtig dabei ist vor allem Fingerspitzengefühl.

 Voll bei der Sache: Die Workshop-Teilnehmerinnen Jessica Kazior (l.) und Susanne Kusche (r.) werden beobachtet von Kursleiterin Ursula Sachse, die immer ein Tipp parat hat.

Voll bei der Sache: Die Workshop-Teilnehmerinnen Jessica Kazior (l.) und Susanne Kusche (r.) werden beobachtet von Kursleiterin Ursula Sachse, die immer ein Tipp parat hat.

Foto: ati

Konzentriert beobachten die acht Kursteilnehmerinnen die Handgriffe von Ursula Sachse. Die Leiterin des Buchbinder-Workshops präsentiert zwei verschiedene Bindungen: einmal über Bünde und einmal die Langstich-Bindung. Sorgfältig bekleben die angehenden Buchbinder die Deckel mit Schmuckpapier in den schönsten Mustern, bereiten die einzelnen Seiten mit Leim vor, bevor sie in der Holzpresse trocknen und auf ihren Einsatz warten. "In der Zwischenzeit binden wir ein kleines Notizheftchen als Fingerübung, um warm zu werden", sagt Ursula Sachse.

Dass die Kunst des Buchbindens mehr beinhaltet als das Verkleben einiger Blätter, wird schnell deutlich, wenn man der Düsseldorferin zuhört. So erfahren die Teilnehmerinnen nicht nur etwas über die Laufrichtung von Papier, sondern auch, dass man das erste selbstgebundene Buch nie verschenkt oder gar wegwirft. "Ich habe meins immer noch zu Hause im Regal stehen. Es ist ein 15 mal 15 Zentimeter großes, über Bünde geheftetes Buch mit geschlossenem Deckel. Das ist etwas ganz Besonderes", sagt sie. "Immerhin setzt man sich zum ersten Mal mit den Materialien auseinander. Denn damit ein Buch ,funktioniert', muss eine bestimmte Technik eingehalten werden. Sonst schlägt es nicht auf." Die Teilnehmerinnen hängen an den Lippen ihrer Lehrerin. Immerhin blickt Ursula Sachse auf viele Jahre Erfahrung zurück. "Ich habe mir die Buchbinderei vor 17 Jahren als Beschäftigung für mein ,drittes Leben`ausgesucht. In Seminaren habe ich die Techniken gelernt. Zuerst habe ich für mich gearbeitet, dann habe ich sie verschenkt, dann kamen die Beschenkten mit der Bitte, etwas für ihre Bekannten herzustellen - und inzwischen stelle ich aus und verkaufe auch einige Bücher auf dem Adventsmarkt im Kreismuseum. Mittlerweile habe ich hunderte von Büchern gebunden."

Unter den Teilnehmerinnen ist auch Jessica Kazior. Die 23-jährige Designstudentin ist sowohl aus privatem als auch studentischem Interesse beim Workshop. "Ich kann die Fertigkeiten gut für mein Portfolio gebrauchen", sagt die Nievenheimerin. An der Düsseldorfer Uni besuche sie aber kein passendes Seminar zum Thema. "Aber das Buchbinden macht großen Spaß." Genauso wie Susanne Kusche, die gemeinsam mit ihrer Freundin gekommen ist. "Ich habe woanders bereits einen Buchbinder-Kurs gemacht und schon einige Bücher gebunden. Es macht mir einfach Spaß, so zu werkeln. Mein erstes Buch war ein bisschen schief, aber mittlerweile klappt es sehr gut. Es ist einfach toll, etwas mit seinen eigenen Händen herzustellen und ein altes Handwerk zu erlernen, damit es nicht verloren geht."

Und wenn das Buch dann fertig ist? "Dann rate ich jedem, bloß keine Angst vor der leeren Seite zu haben, denn selbst wenn man sich einmal verschreibt, kann man sie mit etwa einem Zentimeter zur Bindung einfach herausschneiden. Bücher sind ja nicht nur zu Dekorationszwecken da", sagt Ursula Sachse.

(NGZ)
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