Dormagen Mit Tempo 15 bis Salzburg tuckern

Dormagen · Wolfgang Berndt und Bernd Killen starten heute auf eine ungewöhnliche Tour: Mit einem Trecker und einem kleinen Wohnwagen fahren sie 1550 Kilometer bis Salzburg und zurück - mit 15 Kilometern pro Stunde eine längere Reise.

Der "Steyr" ist bereit zum Aufbruch. Flaggen von Deutschland und NRW wehen über der Schnauze, zudem ist eine Transportkiste am Trecker montiert, der sich heute auf die weiteste Reise seines Lebens macht: Bernd Killen und Wolfgang Berndt werden mit der 1959 gebauten Landmaschine von Dormagen bis nach Salzburg und retour tuckern. 1550 Kilometer mit "Tempo 15" - ein echtes Abenteuer.

"Mir wäre wohler, würden wir mit einem Landcruiser Richtung Marokko fahren", sagt Killen lachend in Anspielung auf die Zuverlässigkeit des gemächlichen Gefährts, das auf dem Weg Steigungen von bis zu 14 Prozent meistern muss. Berndt hat mehr Vertrauen in den Mini-Trecker, den er im Winter eigenhändig restauriert hat. Dass der "15er-Steyr", so heißt er unter Kennern, sich beim Fototermin verschnupft gibt und nicht anspringen will, quittiert er mit einem lakonischen "Vorführeffekt". Strom auf die Batterie, und schon stampft er wieder.

Der gebürtige Berchtesgadener Berndt ist Vater der Mission, die in Bad Dürnberg bei Salzburg, wo seine Schwester wohnt, enden soll. Weil's allein nur halb so lustig ist, lud er Killen zur Begleitung ein. Sie sind seit vielen Jahren gute Freunde. "Noch", sagt Berndt grinsend, "mal schauen, wie das nach drei Wochen Männerhaushalt sein wird." Tags wechselt sich das Duo im Fahrersitz ab, die nächtliche Behausung hängt hintendran. Ein winziger Kompaktwohnwagen, aufgehübscht mit einem Streifen im Grün des Treckers, verkündet die Mission "Dormagen-Salzburg & zurück - 1550 km".

Drinnen nicht mehr als zwei selbstgezimmerte Betten, Kommode und Gaskocher. "Wie ein besserer Hühnerstall", habe die Behausung ausgesehen, als Berndt und Killen sie im Feld bei Fühlingen entdeckten, "überwuchert von Gestrüpp", erinnert sich Killen. Der Besitzer gab sie gern an die Abenteurer weiter, Berndt machte mit viel Handarbeit ein hübsches Häuschen daraus. Nur ein Beamter vom Straßenverkehrsamt stellte sich der Reise uznächst in den Weg: Weil ein offizieller Kaufvertrag des Vorbesitzers für den in Polen gebauten Wohnwagen fehlte, schickte er die Trecker-Tourer bis zur polnischen Botschaft. "Dort wurden wir mit unserem Anliegen belächelt", sagt Killen. Not macht erfinderisch: Jetzt sitzt der Wohnwagen auf einem selbstgebauten Anhänger, dem auch kein Paragrafenreiter vom Amt die Zulassung verweigern konnte.

Dutzende Ausdrucke des Routenplaners lotsen das Gespann über Landstraßen gen Süden: über Köln, Limburg, Frankfurt, Aschaffenburg, Würzburg, Ingolstadt, München und den Chiemsee. "Alle Campingplätze liegen an der Strecke, denn Umwege können wir uns bei unserem Tempo nicht erlauben", sagt Werner Berndt schmunzelnd. Der 69-jährige frühere Bauleiter ist heiß auf die Tour, sein Begleiter Bernd Killen (63), Banker im Ruhestand, noch eher verhalten. Heute Abend soll das Dormagener Gespann auf den Campingplatz im rheinland-pfälzischen Altenkirchen rollen. Killen dazu: "Wenn uns nicht schon in Köln die Autofahrer an den Kragen wollen, ist das machbar."

(NGZ)
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