Dormagen Mit Orientierungssinn ans Ziel kommen

Dormagen · Gernot Hardes leitet Outdoorseminare, bei denen die Teilnehmer lernen, sich mit einfachen Hilfsmitteln zu orientieren.

 Geograf Gernot Hardes (rechts) zeigt den Teilnehmern seines Outdoor-Trainings wie sie mit verbundenen Augen zum Ziel kommen.

Geograf Gernot Hardes (rechts) zeigt den Teilnehmern seines Outdoor-Trainings wie sie mit verbundenen Augen zum Ziel kommen.

Foto: Hans Jazyk

Die Aufgabe ist denkbar einfach: Geradeaus gehen und das Ziel treffen. Mit verbundenen Augen geht Stefanie Landmann (36) los. Das Gras der unebenen Wiese beugt sich unter ihren Schritten. Der Wind lässt die Blätter rundherum rascheln. Frontal etwa 15 Meter vor ihr steht Helena Pellekoorne. Landmann geht auf die 10-Jährige zu und links an ihr vorbei. "Schon ein kleines Loch im Boden kann ausreichen, die Geh-Richtung zu verändern", sagt Diplom Geograf Gernot Hardes. Er leitet das Outdoortraining im Tannenbusch. Dabei lernen die Teilnehmer, wie man sich mit einfachsten Hilfsmitteln Orientierung verschafft.

Kein einziger Teilnehmer schafft es, mit verbundenen Augen exakt geradeaus zu gehen. Was auf wenigen Metern nicht gelingt, kann auf langen Wanderungen erst recht zum Problem werden. Deswegen erklärt Hardes den Teilnehmern ein kleines Hilfsmittel, mit dem man seine Richtung zuverlässig ermitteln kann: den Kompass. In Zeiten von GPS, Navigationsgeräten und Smartphones, scheint der Kompass wie aus einer anderen Zeit.

Doch was, wenn die Technik ausfällt? Für Hardes wäre das kein Problem. Der 36-Jährige macht gern Urlaub in Nordschweden oder Lappland. Zum Teil sei er über 50 Kilometer von der nächsten Straße entfernt. "Da muss man mit Kompass und Karte umgehen können", sagt er. Orientierung bedeute, zu wissen, wo man ist und wo man hin will. "Das muss man fernab der Zivilisation im Auge behalten", sagt er.

Hardes drückt jedem Teilnehmer einen Kompass in die Hand. Er erklärt, wie man den Kompass benutzt, und drückt jedem Teilnehmer einen Zettel in die Hand. Es ist eine Art Schnitzeljagd. Darauf steht, wie viele Meter sie in welche Richtung gehen sollen, um zum Ziel zu gelangen. Hardes scherzt, so lasse seine Kinder ihre Geschenke suchen.

Doch wie schätzt man Entfernungen? Hardes misst zehn Meter ab. Die Teilnehmer laufen die Strecke mehrmals ab und zählen wie viele Schritte sie brauchen. "Das ist ein sehr zuverlässiger Wert", erklärt Hardes. Er braucht exakt 13 Schritte für zehn Meter. Zu zweit folgen die Teilnehmer jetzt den Anweisungen auf dem Zettel. Hardes geht zum Ziel, zu dem alle Wege führen. Nach etwa 15 Minuten tauchen zwei Teilnehmer auf und laufen vorbei. An einer Stelle sind sie wohl zu früh abgebogen. "Wozu kleine Fehler schon führen können", sagt Hardes.

Dann erklärt Hardes, wie man anhand einer Karte bestimmen kann, welche Gradzahl man auf dem Kompass suchen muss. Für alle Fälle erläutert der Geograf, wie man ohne Kompass, anhand von Sonnenstand, Kirchen oder Moos Himmelsrichtungen herausfinden kann. Exakt sei das dann aber nicht immer, sagt Hardes.

(NGZ/rl)
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