Unser Rhein Mit dem "Piwipper Böötchen" nach Monheim

Dormagen · Seit fast zwei Jahren verbindet die Personenfähre Rheinfeld mit dem gegenüberliegenden Ufer. Der Verein ist sehr zufrieden.

 Die "Piwipp" verbindet den Dormagener Stadtteil Rheinfeld mit Monheim am anderen Rheinufer. Sie pendelt an Wochenenden und Feiertagen hin und her.

Die "Piwipp" verbindet den Dormagener Stadtteil Rheinfeld mit Monheim am anderen Rheinufer. Sie pendelt an Wochenenden und Feiertagen hin und her.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Auf die gegenüberliegende Rheinseite blicken und den Spaziergängern auf Monheimer Seite höchstens durch Winken etwas "näherkommen" - das war der Stand am Rheinfelder Ufer vor genau zwei Jahren. Doch seit dem 1. September 2012 gibt es an Sommer-Wochenenden und Feiertagen mit der Personenfähre "Piwipp" wieder eine schnelle und angenehme Möglichkeit, den Strom zu überwinden.

 Die Rheinaue bestimmt das Landschaftsbild am Rhein in Dormagen.

Die Rheinaue bestimmt das Landschaftsbild am Rhein in Dormagen.

Foto: Stephan Kaluza/Rheinprojekt-Editio

Der Verein "Piwipper Böötchen", der inzwischen etwa 130 Mitglieder aus Dormagen und Monheim hat, belebte die Jahrhunderte alte Fährverbindung zwischen Rheinfeld und Monheim wieder neu - nach 35 Jahren Stillstand. Die Verantwortlichen sind mit der Resonanz höchst zufrieden. "Wir haben trotz des bisher wechselhaften Wetters sehr viele Fahrgäste, das freut uns. Mitte Juli lagen wir nur knapp unter dem tollen Ergebnis des ersten Fährjahres", kommentiert Guido Schenk, stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Piwipper Böötchen". In der ersten kompletten Saison von April bis Oktober 2013 nutzten 24 500 Fahrgäste die "Piwipp", die 25 Passanten gleichzeitig über den Rhein befördern darf. Die Fahrgäste können ihre Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle - Höchstbreite 88 Zentimeter - mitnehmen.

 Großer Andrang an der Anlegestelle der Personenfähre "Piwipp" in Rheinfeld. Seit knapp zwei Jahren ist die Überfahrt nach Monheim dank des Vereins "Piwipper Böötchen" wieder möglich.

Großer Andrang an der Anlegestelle der Personenfähre "Piwipp" in Rheinfeld. Seit knapp zwei Jahren ist die Überfahrt nach Monheim dank des Vereins "Piwipper Böötchen" wieder möglich.

Foto: Linda Hammer

Samstags, sonntags und feiertags bilden sich bei schönem Wetter lange Schlangen auf dem eigens für die Wiederaufnahme des Fährbetriebs gebauten Anleger: Von 10.30 bis 18 Uhr setzt das Boot im Pendelverkehr bis 12. Oktober ununterbrochen über den Rhein, bei schlechtem Wetter etwa halbstündlich. "Bei schönem Wetter fahren wir ein bisschen länger als 18 Uhr", sagt Professor Heiner Müller-Krumbhaar, Vorsitzender des Vereins. "Auch für 2014 rechnen wir mit ähnlichem Zuspruch wie im Vorjahr", sagt er: "Das sind verlässliche Zahlen. Das Böötchen ist etabliert." Positive Mund-zu-Mund-Propaganda bewirke ein Übriges. "Teilweise kommen die Menschen von weit her."

Der Verein möchte den Service ausbauen, wie Guido Schenk, der auch Stadtmarketing-Leiter bei der Stadtmarketing- und Verkehrs-Gesellschaft Dormagen ist, erläutert: "Wir prüfen zurzeit eine Ausweitung unserer Fahrzeiten zu bestimmten Abendereignissen." So wird zum nur alle vier Jahre stattfindenden Monheimer "Schürefest" das Fahrtangebot am Samstag, 9. August, verlängert: Dann setzt die "Piwipp" bis 23 Uhr über. "Natürlich können auch Monheimer Besucher die BSV-Schützenparty am Samstag ab 18.30 Uhr am Schützenhaus in Dormagen besuchen", sagt Schenk. "Wir warten gespannt auf die Resonanz, um daraus Rückschlüsse für weitere Abendaktionen zu ziehen."

Der Versuch, auch an Brückentagen den Fahrdienst anzubieten, wurde mangels Resonanz inzwischen allerdings wieder aufgegeben. "Gerade an den Freitagen nach den beiden Donnerstag-Feiertagen war nicht viel los", zieht Professor Heiner Müller-Krumbhaar nüchtern Bilanz.

Der "Normal-Betrieb" läuft problemlos, wie Guido Schenk erklärt: "Wir sind froh, dass nach 35 Jahren Pause der Fährbetrieb so reibungslos läuft." Auch wenn das Niedrigwasser Probleme bereitet: Es führt kurzfristig zum Ablegen über die Kribben und lässt die Überfahrt im Extremfall gar nicht mehr zu.

Das ist Stephan Kaluzas "Rhein-Projekt"
29 Bilder

Das ist Stephan Kaluzas "Rhein-Projekt"

29 Bilder

Damit das "Piwipper Böötchen" von einem zum anderen Ufer übersetzen kann, braucht es ehrenamtliche Fährhelfer, die im Wechsel das Kassieren des Fahrpreises (2 Euro für Erwachsene, 1 Euro für Kinder) übernehmen. Zurzeit sind 34 Fährhelfer mit viel Herzblut im Einsatz. "Da können wir immer gern weitere Freiwillige einsetzen", sagt Schenk.

Am Steuer der "Piwipp" stehen vier gelernte Schiffsführer, an den meisten Tagen Wolfgang Hoffmann. Seine beiden Söhne, die den Verein bereits ehrenamtlich mit ihrem technischen Know-how unterstützen, erwerben die notwendigen Patente, um vielleicht später einmal die "Piwipp" steuern zu können. Die Überfahrt selbst ist ein Erlebnis: "Man spürt den Fluss ganz anders und ist dem Wasser näher", erklärt Müller-Krumbhaar.

Fotostrecke: Der Niederrhein von oben
39 Bilder

Fotostrecke: Der Niederrhein von oben

39 Bilder

Die Anlegestellen für das ehemalige Fahrgastschiff "Ruhrstahl", das zur "Piwipp" umgerüstet wurde, an den beiden Rheinufern sind (noch) höchst unterschiedlich: In Dormagen gibt es den neuen Anleger am Landgasthaus Piwipp in Rheinfeld, in Monheim setzt das Boot in der Nähe der Marienkapelle auf dem Kies des Ufers bei Stromkilometer 714 auf. Dort will die Stadt Monheim im nächsten Jahr auch einen Anleger bauen, an dem dann ebenfalls Kreuzfahrtschiffe - wie in Zons - andocken können.

Geplant ist in Dormagen eine bessere Beschilderung zum "Piwipper Böötchen". So soll von der B 9 aus der Weg durch Rheinfeld ausgeschildert werden. Wer aus Monheim über den Rhein zum Haus Piwipp kommt, kann mit einem "Anruf-Linien-Taxi" zur Innenstadt Dormagen fahren.

Im April 2010 hatte sich der Verein "Piwipper Böötchen" gegründet, um die alte Fährverbindung, die 1977 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden war, wieder aufleben zu lassen. Dank zahlreicher und potenter Unterstützer ist das Unterfangen gelungen. "Wir sind zwar weiterhin auf Spenden angewiesen und haben noch 20 000 Euro Schulden", sagt der Vorsitzende. Doch in ein bis zwei Jahren hoffe man, sei die Summe bereits abgetragen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort