Dormagen Mit 50 Projekten gegen Rechtsextremismus

Dormagen · Gut 40 Teilnehmer kamen zum von Jorgos Flambouraris und Heinz Pankalla initiierten Runden Tisch. Sie hatten viele Ideen mitgebracht.

 Die Initiatoren Jorgos Flambouraris und Heinz Pankalla (2. und 3. v.r.) stießen mit ihrer Einladung zum Runden Tisch auf viel Resonanz.

Die Initiatoren Jorgos Flambouraris und Heinz Pankalla (2. und 3. v.r.) stießen mit ihrer Einladung zum Runden Tisch auf viel Resonanz.

Foto: GEORG SALZBURG

Die rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Schmierereien am Moschee-Rohbau, im Schulzentrum Hackenbroich und auch an Gebäuden der Kirche Heilige Familie in Horrem sollen nicht unbeantwortet bleiben. Nach dem von Bürgermeister Erik Lierenfeld angeregten Diskussionsforum vor zwei Wochen auf dem Rathausvorplatz initiierten die Dormagener Heinz Pankalla und Jorgos Flambouraris nun einen Runden Tisch für Toleranz und gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit. Gut 40 Dormagener aus verschiedenen Generationen folgten der Einladung und brachten gleich mehr als 50 Vorschläge für Aktionen zum Thema mit.

Bei der zunehmend lebhafter werdenden Diskussion im "Ratskeller" kristallisierte sich eine Schwierigkeit heraus, die Flambouraris so auf den Punkt brachte: "Zu den klassischen Veranstaltungen gegen Rechtsradikalismus kommen in der Regel die, die man nicht überzeugen muss." Die Frage müsse sein: Wie erreichen wir die anderen?" Dabei mithelfen könnten örtliche Vereine, meinte Pastor Roger McCloy aus der Baptistengemeinde. Denn die Clubs und ihre Mitglieder sind meist so etwas wie ein Querschnitt durch die Gesellschaft. McCloy regte an, in die Vereine hineinzugehen und dort mit den Mitgliedern über Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren. "Wir haben hier tolle Schützen-, Sport- und andere Vereine. Warum versuchen wir nicht, dort mit den Verantwortlichen Versammlungen zu organisieren, wo das dann Thema ist?" so McCloys Idee.

Dr. Norbert Sijben sagte: "Wir kriegen die Leute nicht mit Intellekt. Einen Draht zueinander bekommen wir nur über das persönliche Kennenlernen." Im Plenum war man sich einig, dass es nicht darum gehen kann, Hardliner zu bekehren, sondern die oft nicht informierten Mitläufer davon zu überzeugen, dass sie auf dem falschen Weg sind.

Mehr als 50 Anregungen wurden gesammelt. Dazu gehörten ein Anti-Rassismus-Konzert, Bodenzeitungen in der City, Kunstaktionen und PR-Projekte etwa unter dem Titel "Mein bester Kollege ist Migrant". Heinz Pankalla warb u.a. dafür aufzuzeigen, wie Migranten das Leben in Dormagen prägen - als Sportler, Geschäftsleute oder Mediziner. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernhard Schmitt plädierte dafür, Tatsachen zu transportieren - notfalls auf einem großen Plakat am Rathaus. Wie viele Ausländer gibt es überhaupt in Dormagen? Wo arbeiten sie? etc.

Dass Aufklärung nötig ist, machten Ergebnisse einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebene Studie zu Fremdenfeindlichkeit deutlich, aus der Heinz Pankalla zu Beginn des Treffens ausführlich zitiert hatte. Dabei war deutlich geworden, wie tief Ressentiments in der deutschen Gesellschaft verwurzelt sind. Dormagen macht da offensichtlich keine Ausnahme - nicht nur wegen der jüngsten Schmierereien. Am Rande des Diskussionsforums vor dem Rathaus vor zwei Wochen sei sie von Passanten mit vielen offen fremden- und islamfeindlichen Bemerkungen konfrontiert worden, berichtete Bettina Lohrhaus (Kunstspielraum): "Ich war erschüttert und erschrocken."

(NGZ)
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