Dormagen Mindestlohn macht Sportvereinen Arbeit

Dormagen · Die finanziellen Folgen des neuen 8,50 Euro-Gesetzes beschäftigen die Dormagener Clubs weniger als der organisatorische Mehraufwand.

 Die TSV-Judo-Trainerinnen Jutta Römmen (l.) und Petra Marx in Aktion. In der Personalverwaltung muss der TSV nun mehr Aufwand betreiben.

Die TSV-Judo-Trainerinnen Jutta Römmen (l.) und Petra Marx in Aktion. In der Personalverwaltung muss der TSV nun mehr Aufwand betreiben.

Foto: LH

Geschäftsführer Frank Neuenhausen und andere Verantwortliche beim TSV Bayer Dormagen müssen ein neues Feld beackern: Von der Einführung des Mindestlohns in Höhe von 8,50 Euro ist der TSV als größter Sportverein in der Stadt mit rund 100 Übungsleitern und anderen Beschäftigten naturgemäß besonders betroffen. Wobei es nicht finanzielle Aspekte sind, die Neuenhausen Kopfzerbrechen machen: "Da passt es bei uns." Ein Dorn im Auge ist ihm der zusätzliche organisatorische Aufwand, der mit der neuen Regelung verbunden ist. Denn für die Minijobber auf 450-Euro-Basis ist eine Dokumentationspflicht vorgeschrieben.

Heißt: Die täglichen Arbeitszeiten mit Beginn und Ende müssen ebenso festgehalten werden wie zum Beispiel die Pausen, die der Minijobber macht. Wenn es eine Überprüfung seitens der zuständigen Behörde gibt, müssen die Unterlagen vollständig zur Hand sein. Bei einem großen Verein fällt dadurch einiges an Mehrarbeit an.

"Und bei uns muss das mit dem vorhandenen Personal gehen", berichtet der TSV-Geschäftsführer, der sich wünscht, dass der Gesetzgeber die neue Regelung im Punkt Dokumentationspflicht "beischleift". "Man hätte sich vor der Einführung intensiver mit der Frage beschäftigen sollen, wo das Gesetz angewendet wird. Ein gewöhnlicher Sportverein ist eben in der Regel nicht mit einem Wirtschaftsunternehmen vergleichbar", urteilt Neuenhausen.

Auch in Dormagens nach dem TSV nächstgrößeren Sportvereinen beschäftigt man sich zwangsläufig mit dem Mindestlohngesetz. Hans Sturm, Vorsitzender des TuS Germania Hackenbroich, kann mit Blick auf die rund 30 Übungsleiter in seinem Club allerdings gelassen bleiben. "Die meisten liegen bei ihrem Verdienst monatlich unter der 200-Euro-Grenze, so dass auch keine Steuern abgeführt werden müssen", sagt Sturm. Beim FC Straberg mit seinen fast 1300 Mitgliedern (Tendenz steigend) gibt es laut Vereinschef Josef Schoos "keine Mitarbeiter, die unter dem Mindestlohnsatz liegen" - abgesehen von einigen Gruppenhelfern unter 18 Jahren. Auch die vom Verein beschäftigte Putzfrau kommt beim Einkommen nicht unter die magische Grenze von 8,50 Euro. Beim FC Straberg habe man sich schon in der Vergangenheit um faire Entlohnung gekümmert. "Wir verstehen unseren Verein nicht als Sparkasse, sondern wollen den Leuten etwas bieten. Dazu gehört auch, dass wir die, die für uns arbeiten, vernünftig bezahlen", betont Josef Schoos.

Die rund 25 Übungsleiter bei der SG Zons bekommen laut Vorsitzendem Joachim Fischer keinen Stundenlohn, sondern eine Aufwandsentschädigung. Einzige 450-Euro-Kraft ist die Geschäftsführerin. Bei einer Vorstandssitzung soll heute über das Thema Mindestlohn mit Blick auf die Einkünfte in Relation zum Aufwand beraten werden. Ein Ansatz wäre, die Stundenzahl der Geschäftsführerin zu reduzieren, so dass sich der Stundensatz erhöhen würde. Fein raus ist man unterdessen beim FC Zons. "Wir haben gar keine Angestellten, folglich betrifft uns das Thema Mindestlohn überhaupt nicht", berichtet Geschäftsführer Markus Herbes auf Anfrage.

(NGZ)
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