Dormagen Metzger geht nach 50 Jahren in Rente

Dormagen · Sie kennen fast alle Kunden mit Vornamen und Geburtsdatum. Einige treue Dormagener kaufen schon seit 50 Jahren bei ihnen ein. Paul und Ursula Rosenkaimer sind bekannt für die gute Qualität ihrer Fleischwaren, die sie seit einem halben Jahrhundert zusammen mit ihrer Tochter Belinda auf der Kölner Straße verkaufen. "Es ist schwer aufzuhören, wenn man so lange gearbeitet hat," sagt Paul Rosenkaimer.

Doch der 74-Jährige fühlt sich gezwungen, nun einen Gang zurückzuschalten. "Vor fünf Jahren hatte ich einen Herzinfarkt. Deshalb möchte ich mich nun mehr um meine Gesundheit kümmern," begründet er seine Entscheidung. "Es ist aber schon ein bisschen Wehmut dabei", fügt er hinzu.

Die Anfänge der Metzgerei Rosenkaimer aus Solingen gehen zurück auf eine Kleinanzeige in einer Tageszeitung. "Jemand konnte sein Marktgeschäft nicht mehr weiter führen und bot es zum Verkauf an", sagt Paul Rosenkaimer. Der damals 24-Jährige hatte da bereits Erfahrungen in der Geflügelzucht gesammelt. "Meine Mutter stand noch mit 84 Jahren auf dem Wochenmarkt und verkaufte Geflügel", erzählt Rosenkaimer, der anfangs bei seiner Mutter mithalf — bis er seinen eigenen Marktstand eröffnete.

"Anfangs boten wir nur Geflügel an, später wollten die Kunden aber auch Fleisch- und Leberwurst kaufen," sagt Paul Rosenkaimer. Also wurde eine Wurstküche gebaut und das Angebot verbessert. Wer an den vergangenen Freitagen auf dem Wochenmarkt vor dem Historischen Wochenmarkt war, der konnte Schweine-, Rind-, Pute-, Wild-, Kaninchen- und auch Lammfleisch kaufen. Alles selbst zubereitet. "Wir legen Wert darauf, dass wir ohne Zusatzstoffe arbeiten — und außerdem sind wir gegen Massentierhaltung," sagt Rosenkaimer.

Auf dem Hof in Solingen hält er heute nur noch einige Hühner und Gänse. "Aus Liebhaberei", sagt er. Die anderen Tiere werden geliefert. "Unser Schweinefleisch kommt zum Beispiel von Neuland," bemerkt Rosenkaimer. Dies sei ein Zusammenschluss von mehreren Bauern. Das Fleisch verkauft Familie Rosenkaimer auf Märkten in Vohwinkel bei Wuppertal, Unterfeldhaus und eben in Dormagen. "Wenn wir um 13 Uhr nach Hause fahren, geht dort der Verkauf an unserem Hofstand weiter", erzählt der Metzger. Zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, sei für ihn normal.

Deshalb sei es auch so schwierig, einen Nachfolger zu finden. "Viele Leute wollen auch nicht mehr samstags arbeiten", bedauert er. Es sei traurig, dass er nun nicht weiß, wo seine Kunden bald einkaufen sollen.

(NGZ/ac)
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