Dormagen Mehr Vielfalt für die City

Dormagen · Während deutschlandweit der Marktanteil inhabergeführter Läden drastisch sinkt, stemmt sich Dormagen (noch) erfolgreich gegen die Filialisierung – für die Zukunft fordert die Werbegemeinschaft ein Standortkonzept.

 Reste der Traditions-Fleischerei "Paschek Dahl". Deutschlandweit sinkt die Zahl der inhabergeführten Geschäfte.

Reste der Traditions-Fleischerei "Paschek Dahl". Deutschlandweit sinkt die Zahl der inhabergeführten Geschäfte.

Foto: h. jazyk

Während deutschlandweit der Marktanteil inhabergeführter Läden drastisch sinkt, stemmt sich Dormagen (noch) erfolgreich gegen die Filialisierung — für die Zukunft fordert die Werbegemeinschaft ein Standortkonzept.

Handwerker haben die rote Werbetafel mit der Aufschrift "Paschek Dahl" abmontiert. Die Theke im Ladenlokal an der Kölner Straße 121 ist verwaist. Noch bis zum Jahreswechsel hatte die Traditions-Fleischerei Wurst und Schinken an ihre Stammkunden verkauft. Aus Alters- und Gesundheitsgründen haben die Inhaber aufgehört, nachdem sie mehr als zwei Jahre nach einen Nachfolger gesucht hatten — vergeblich.

Dass inhabergeführte Geschäfte aus den Innenstädten verschwinden und durch die immergleich designten Filialen von Bäckereiketten, Optikerläden oder Telefongeschäften ersetzt werden, ist nicht neu. Frank Lemke, Vorsitzender der Werbegemeinschaft (WSD), spricht von einem "Kreislauf, der sich immer schneller dreht, und der von den meisten Kunden mitgetragen wird". Auch die Zahlen, die der Handelsverband Deutschland jüngst herausgegeben hat, sprechen eine deutliche Sprache: In den vergangenen 15 Jahren hat sich der Marktanteil kleiner selbstständiger Unternehmen am Gesamtumsatz von 31 auf 14 Prozent mehr als halbiert. "Viel kann die WSD dagegen nicht tun", sagt Lemke. Ein Wunsch sei seit jeher, dass die Immobilienbesitzer sich aktiv mit der WSD zusammensetzen, um ein Standortkonzept entwickeln.

Dass der Trend der Filialisierung nicht aufzuhalten ist, glaubt auch Gabriele Böse. "Das Marktgeschehen hat sich verändert", sagt die Wirtschaftsförderin. Wichtig sei es, Dormagen attraktiv zu gestalten, die Stärken der Stadt müssen noch ausgebaut werden. Böse sagt einige Schlagwörter: Aufenthaltsqualität, Erlebnisraum, Atmosphäre — ganz wichtig sei der Markt. "Eine Stadt ist nicht nur zum Einkaufen da, es geht auch darum, sich wohl zu fühlen", findet die Wirtschaftsförderin.

Dabei verteilt Nora Timmerbeil, die dem Vorstand des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbands angehört, an die Stadt durchaus gute Noten: "In Dormagen gibt es noch verhältnismäßig viele kleine, inhabergeführte Geschäfte." Ein Pluspunkt für die Stadt sei das modernisierte Ring-Center. Geschäfte, die nicht ein einzigartiges Produkt verkauften, müssten durch Service auf sich aufmerksam machen. Auch Anreizsysteme wie Rabattkarten seien eine Möglichkeit. Positiv beurteilt Nora Timmerbeil die Marketing-Aktivitäten der Dormagener Buchhandlungen. Wenn das Umfeld intakt sei, können nach Meinung des Handelsverbands sogar ehemalige Warenhausstandorte wiederbelebt werden. Eine positive Entwicklung hat auch WSD-Chef Lemke erkannt: "Ramsch- und Ein-Euro-Läden werden wieder weniger."

(NGZ)
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