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Dormagen Massive Kritik am Alloheim

Dormagen · Dormagen In einem anonymen Schreiben von Angehörigen werden schwere Geschütze aufgefahren: "Die Zustände in dieser Einrichtung sind einfach nicht mehr tragbar." Die Kritik wird an gleich mehreren Punkten festgemacht: Seit 2001 stehe nun bereits der siebte Einrichtungsleiter an der Spitze des Hauses, in der Küche fehlten mitunter die wichtigsten Dinge wie Wurst oder Obst, das Pflegepersonal wechsle ständig, und die Hygiene lasse mehr als nur zu wünschen übrig.

 Pfleger Thorsten Halbe versorgt vorbildlich eine Bewohnerin des Dormagener Alloheims. Allerdings, so räumt Heimleiter Uwe Böhm ein, habe es im Seniorenzentrum in einigen Bereichen Probleme gegeben. Die Heimaufsicht war vor Ort.

Pfleger Thorsten Halbe versorgt vorbildlich eine Bewohnerin des Dormagener Alloheims. Allerdings, so räumt Heimleiter Uwe Böhm ein, habe es im Seniorenzentrum in einigen Bereichen Probleme gegeben. Die Heimaufsicht war vor Ort.

Foto: H. Jazyk

Dormagen In einem anonymen Schreiben von Angehörigen werden schwere Geschütze aufgefahren: "Die Zustände in dieser Einrichtung sind einfach nicht mehr tragbar." Die Kritik wird an gleich mehreren Punkten festgemacht: Seit 2001 stehe nun bereits der siebte Einrichtungsleiter an der Spitze des Hauses, in der Küche fehlten mitunter die wichtigsten Dinge wie Wurst oder Obst, das Pflegepersonal wechsle ständig, und die Hygiene lasse mehr als nur zu wünschen übrig.

Uwe Böhm, seit Oktober 2007 Leiter des Dormagener Alloheims, bezieht zu den Vorwürfen Stellung. "Ich will nichts beschönigen, wir hatten hier einige Probleme", sagt er. "Aber es gibt erste zaghafte Verbesserungen, und es ist mein erklärtes Ziel, dass wir diese Schwierigkeiten gelöst bekommen."

Richtig sei, dass die Leitung des Seniorenzentrums, seit das Haus von der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes zur Alloheim-GmbH übergegangen sei, häufig gewechselt habe. "Zu häufig, denn Kontinuität ist für Bewohner und Angehörige sehr wichtig", erklärt Böhm.

Denn die immer neuen Ansprechpartner im Chefsessel hätten zu viel Unruhe beim Pflegepersonal geführt. "Auch in diesem Bereich war die Fluktuation zu hoch, da wollen wir mehr Ruhe und Verlässlichkeit hereinbekommen", so der Einrichtungsleiter. Vertraute Gesichter seien entscheidend, damit sich die älteren Menschen im Alloheim wohl fühlten.

Auch die Probleme in der Küche bestätigt Böhm. Der Küchenleiter habe von einem Tag auf den anderen gekündigt - und sei gegangen, ohne das Nötigste zu veranlassen. "Selbst Routine-Lieferungen waren nicht abgesprochen, so dass wir teilweise noch nicht einmal Brot im Haus hatten", so Böhm.

"Das geht natürlich gar nicht." Die Bewohner seien - "zu Recht" - in hohem Maße verunsichert und verärgert gewesen. "Der Posten ist inzwischen aber neu besetzt, und alles läuft wieder glatt", betont Böhm. Auf einem Angehörigen-Abend in dieser Woche wolle er noch einmal genau darüber informieren, wie es zum Engpass in der Küche kommen konnte.

Die Kritik an den hygienischen Verhältnissen im Alloheim will Böhm differenziert betrachten. "Die Behauptung, ein Speisesaal sei wochenlang geschlossen gewesen, ist schlicht falsch", sagt er. Es habe immer mal wieder "Beanstandungen" gegeben.

"Da reagieren wir dann aber sofort drauf", erklärt der Heimleiter. Er sei in Gesprächen, eigenes Reinigungspersonal anzustellen und die Arbeit nicht mehr von einer Fremdfirma erledigen zu lassen. "Dann hat man einfach den schnelleren Draht zu den Mitarbeitern", meint er.

Den Vorwurf, eine Mitarbeiterin habe trotz einer Salmonellenerkrankung weiter in der Küche gearbeitet, weist Böhm zurück. "Ich habe sie, als der Verdacht auf diese Infektion bestand, sofort aus der Küche herausgenommen", betont er.

Die Mitarbeiterin sei drei Wochen lang außerhalb des Alloheims im Reinigungsbereich eingesetzt gewesen und habe anschließend an der Rezeption gearbeitet. "Wir gehen sehr offen mit jeder Art von Kritik um, aber sie darf nicht aus der Luft gegriffen sein", so Böhm.

Erst vor zwei Wochen sei der medizinische Dienst der Krankenkassen gemeinsam mit Vertretern des Rhein-Kreises Neuss unangemeldet in der Einrichtung gewesen. "Da war nichts zu beanstanden", sagt Böhm. Der Anlass: Es lag eine Beschwerde vor, dass im Heim zu wenig Personal eingesetzt sei. Böhm: "Das konnten wir glaubwürdig widerlegen."

Birgit Schiffer von der Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss bestätigt, dass es bei dem Termin am 26. August "keine gravierenden Mängel" in Dormagen gegeben habe. "Kritik an dieser Einrichtung gibt es bei uns jedoch häufiger", sagt sie. Auch Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, erklärt, seine Mitarbeiter hätten "aktuell keine grundlegenden hygienischen Defizite" feststellen können.

In den vergangenen Jahren habe das Gesundheitsamt jedoch immer mal wieder "Anlass zu Beanstandungen" im Alloheim gehabt. Klagen über das Seniorenzentrum sind bei der Stadt Dormagen ebenfalls nicht unbekannt. Schon häufiger meldeten sich in der Vergangenheit Bürger, die sich über die Situation im Alloheim beschwerten, so Stadtpressesprecher Harald Schlimgen.

"Wir müssen daran arbeiten, besser zu werden," sagt Böhm. "Im Moment ist unser Ruf nicht der beste."

Am Donnerstag in der NGZ:

Zur Sache Problem erkannt

(NGZ)
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