Dormagen Männer werden als Sterbebegleiter gesucht

Dormagen · 40 Ehrenamtler engagieren sich in der Hospizbewegung Dormagen. Noch zu wenig, der Bedarf ist hoch. Vor allem Männer werden gesucht.

 Manfred Rost engagiert sich seit 2013 als ehrenamtlicher Sterbe- und Trauerbegleiter. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut hat.

Manfred Rost engagiert sich seit 2013 als ehrenamtlicher Sterbe- und Trauerbegleiter. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut hat.

Foto: Lothar Berns

"Es war eine traurige Erfahrung, doch mit vielen erfüllenden Momenten", sagt Manfred Rost, wenn er an die letzten Tage mit seinem Vater zurückdenkt. Auch seine Mutter konnte Rost ein Jahr später auf dem letzten Stück des Lebensweges begleiten. Er ist dankbar für diese bewussten Abschiede. Der Wunsch, auch andere Menschen mögen solch ein Ende in Würde und im Gefühl des Aufgehobenseins finden, führte ihn zur Hospizbewegung Dormagen, wo er sich seit 2013 als ehrenamtlicher Sterbe- und Trauerbegleiter einbringt. Einer von 40, die, wie er sagt, ihre "Zeit und Anwesenheit hineingeben", ohne Vorgaben und Erwartungen.

"40 Ehrenamtler, das klingt viel, aber bei weitem nicht alle stehen gleichzeitig zur Verfügung durch Urlaub, berufliche Belastung oder weil sie nach einem Trauerfall erst einmal Zeit zum Verarbeiten brauchen", relativiert Andrea Pyttlik, hauptamtliche Koordinatorin bei der Hospizbewegung, die aus eben jenen Gründen neue Mitstreiter sucht. Zwölf Plätze sind ab April frei im Vorbereitungsseminar, das Voraussetzung ist für ein Engagement in der Hospizbewegung. Am Ende soll die Erkenntnis stehen: Bin ich dieser Aufgabe, die mich bereichert und belastet zugleich, wirklich gewachsen? Für Rost stand am Ende des Grund- und des Aufbaukurses ein eindeutiges "Ja". Die Sterbebegleitung sei keine "Einbahnstraße", bei der der Begleiter nur gebe, im Gegenteil: "Ich bekomme wertvolle Momente zurück und merke, dass ich mich durch diese Erfahrungen persönlich weiterentwickele."

Vier bis sechs Stunden pro Woche sollte man für das Ehrenamt erübrigen können. Wie sie gefüllt werden, entscheiden der Patient und sein Begleiter gemeinsam. "Mit einem älteren Herrn konnte ich anfangs noch Spaziergänge mit dem Rollstuhl machen, als das nicht mehr ging, habe ich ihm vorgelesen", erzählt Rost. Er erinnert sich an Stunden am Bett einer Schwerkranken, damit die pflegende Tochter mit ihrem Kind einen Arzttermin wahrnehmen konnte. Manfred Rost hört Erzählungen und sieht Bilder aus glücklichen Zeiten, erlebt aber auch Zweifel, Wut und Hilflosigkeit der Patienten im Angesicht des nahen Endes. Neben seiner Ausbildung zum Sterbebegleiter helfen ihm der Austausch mit den Kollegen im Team und die alle drei Monate stattfindende Supervision, solche Konfrontationen, vor allem auch die immer wiederkehrenden Abschiede, zu bewältigen.

Aktuell leistet die Hospizbewegung Dormagen zwölf Sterbe- und ebenso viele Trauerbegleitungen. Voraussetzungen für die Ausbildung zum Sterbebegleiter gibt es keine, sagt Koordinatorin Rita Engel: "Mit einer Ausnahme: wenn jemand frisch trauert." Denn dann sei die emotionale Belastung einfach zu hoch. Freuen würde sie sich, wenn mehr Männer ins Team kämen, weil sich viele männliche Patienten einen Mann als Begleiter wünschen. Manfred Rost würde sich immer wieder für diese Aufgabe entscheiden: "Dass ich den Tod und das Sterben nicht nur aus der Theorie kenne, macht mein Leben intensiver."

(NGZ)
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