Dormagen Lotte Sturms lebendige Abstraktionen

Dormagen · Im Kreismuseum Zons sind ab morgen 20 außergewöhnliche Zeichnungen der Neusserin Künstlerin Lotte Sturm zu sehen. "So schön und eindrucksvoll haben meine Werke noch nie gehangen", sagt Lotte Sturm.

Unter der frisch renovierten eindrucksvollen Stuckdecke voller Linien und künstlerischen Strukturen sind ab morgen im Kreismuseum Zons Zeichnungen der Neusser Künstlerin Lotte Sturm zu sehen, die eine Fortführung dieser Lebendigkeit in den Figuren bilden: Unter dem zunächst wie ein Gegensatz anmutenden Titel "Lebendige Abstraktion" werden 20 Werke gezeigt, die ein kreatives Spannungsverhältnis von Vereinfachung und Lebendigkeit dokumentieren: Gegenständlichkeit von Blumen und Gemüse ebenso wie eine Auflösung der Struktur im Detail.

Von der Künstlerin gab es gleich ein großes Lob ans Kreismuseum Zons: "So schön und eindrucksvoll haben meine Werke noch nie gehangen", sagt Lotte Sturm (79). Alle 20 Zeichnungen auf Graupappe gehören zu ihren Lieblingswerken: "Skizzen sind wie ein Tagebuch, die Wahrheit liegt in der Zeichnung." Sie liebt das Fließende, auch das Verlassen der Formen - aber das Abstrakte kam als Entwicklung, wie die Künstlerin sagt: Zwar wollte sie immer schon abstrakt zeichnen, scheute aber das vermeintlich Kühle am Schaffensprozess. "Ich zeichne immer nach Modell, sehe Formen in Blumen und Gemüse", erläutert sie. Bei allem Schaffensprozess ist Emotion spürbar.

Die Ausstellung ist ein "Geburtstagsgeschenk", aber von Ehrungen möchte die sympathische Neusserin nichts wissen: "Mir ist wichtig, dass die Betrachter einen Zugang zu meinen Werken finden." In denen steckt viel Herzblut und großes Können. Das betont auch Angelika Riemann, die Leiterin des Kreismuseums Zons: "Es sind fantastische Zeichnungen, die wir hier präsentieren können: Sie studiert den Makro- und Mikrokosmos buchstäblich mit dem Bleistift." Dabei entsteht ein "neues, spannendes Universum der Abstraktion".

Zudem hat Lotte Sturms Sohn Steffan Sturm seine Mutter bei ihren Zeichnungen gefilmt: "Das Video ist selbst Kunst", schwärmt Angelika Riemann: "Es zeigt, wie Lotte Sturm mit leichter Hand ihren Stift führt. Vom Ausgangspunkt der Komposition geht der Film in die Tiefe - das ist ganz hervorragend", sagt die Museumsleiterin. "Ihre Werke stehe für sich - das Museum möchte Lust auf den Bleistift machen", weist Riemann darauf hin, dass Zeichnungen zu Unrecht ein Schattendasein in der Kunstwelt fristen: "Sie gelten als Vorstudie, als Probe, dabei erkennt man die künstlerische Qualität an den Zeichnungen, der Handschrift des Künstlers." Hinter Farbe könne man sich verstecken, hinter einem Bleistift nicht.

Die frühere Leiterin des Clemens-Sels-Museums in Neuss, Gisela Götte, hält morgen die Einführung in die Ausstellung (ab 11 Uhr in der Nordhalle in Zons). Norbert Dierselhuis, langjähriger Kreisjugendamtsleiter, der mit Lotte Sturm im Holzheimer Berufsförderungszentrum zusammengearbeitet hat, lobte ihre Kunst und den Einsatz für Benachteiligte, wie bei Inklusionsprojekten mit Behinderten: "Lotte Sturm hat die Gabe, jedem Menschen Kreativität zu vermitteln und ihn eigene Talente entdecken zu lassen."

Lotte Sturm vermittelt ihre Kunst selbst: am 15. August, von 11 bis 16 Uhr, leitet sie einen Workshop "Zeichnen im Park Friedestrom", am 17. September um 19 Uhr hält sie in Zons den Vortrag "Der Bleistift und die Kunst der Zeichnung".

(NGZ)
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