Dormagen Lierenfeld bei Familie, Job und Medien gefragt

Dormagen · Vier Tage nach seiner Wahl zum nächsten Dormagener Bürgermeister steht Erik Lierenfeld weiterhin im Mittelpunkt des Interesses.

 Erik Lierenfeld (l.) und Moderator Jens Krepala im Studio des WDR.

Erik Lierenfeld (l.) und Moderator Jens Krepala im Studio des WDR.

Foto: ON

Viele kennen ihn, viele schätzen ihn, genau 13 031 Wähler trauen ihm zu, die Geschicke der Stadt als Bürgermeister zu lenken: Erik Lierenfeld kann sich vor Glückwünschen zur erfolgreichen Bürgermeisterwahl nicht retten. 800 E-Mails, ungezählte Nachrichten per SMS, Facebook oder Telefon, dazu Händeschütteln, Umarmungen und Schulterklopfen. Das ist überwältigend, irgendwie noch "unwirklich" für den mit 27 Jahren jüngsten Bürgermeister in NRW.

 Erik Lierenfeld mit seiner jüngeren Schwester Anna Lierenfeld.

Erik Lierenfeld mit seiner jüngeren Schwester Anna Lierenfeld.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Die Bewohner seiner Heimatstadt Dormagen, in der Erik Lierenfeld seit zehn Jahren politisch und gesellschaftlich in herausragenden Ämtern aktiv ist, haben den Ratsherrn seit 2009 als zweiten stellvertretenden Bürgermeister auf zahlreichen Terminen getroffen, die er trotz hohem ehrenamtlichen Zeitaufwand nie als Belastung empfunden hat: "Mir macht es Spaß, Menschen zu begegnen", sagt er.

 Mutter Karin Lierenfeld umarmt ihren Sohn Erik am Wahlabend in der Kulle, Vater Fritz Lierenfeld schaut ungläubig auf das eindeutige Ergebnis.

Mutter Karin Lierenfeld umarmt ihren Sohn Erik am Wahlabend in der Kulle, Vater Fritz Lierenfeld schaut ungläubig auf das eindeutige Ergebnis.

Foto: L. Hammer

Lierenfeld engagiert sich in mehr als 25 Vereinen: Vom Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft "Ahl Dormagener Junge" über den Vorsitzenden des Fördervereins der Kita Rappelkiste in Horrem bis zum "einfachen" Schützen im Jägerzug "Vier Winden" in Dormagen - überall zeigt der 27-Jährige das, was er auch in seinem Wahlprogramm herausgestellt hat: "wertschätzendes Miteinander". Das ist neben neuen Wegen und gestärkter Wirtschaft sein Hauptanliegen, das er authentisch und unermüdlich bei Tausenden von Haustürbesuchen und Hunderten von Infostand-Stunden als Bürger-Dialog umsetzte.

 Im März saß Erik Lierenfeld noch in seinem Jobcenter-Büro.

Im März saß Erik Lierenfeld noch in seinem Jobcenter-Büro.

Foto: L. Berns

Familie und Freunde sind ihm sehr wichtig: "Meine Familie hat sich riesig mit mir gefreut", sagt er. Am Wahlabend in der Kulle umarmten ihn Mutter Karin und Vater Fritz überglücklich. Bereits bei der Nominierung am 1. Februar, bei der die SPD-Mitglieder Erik Lierenfeld mit 96,5 Prozent zum Kandidaten wählten, war Fritz Lierenfeld außer sich vor Freude: "Jung, Du schaffst das", jubelte sein Vater, und: "Wir vertrauen Erik, dass er die große Aufgabe bewältigt." Auch Schwester Anna stellt ihrem "großen Bruder" ein gutes Zeugnis aus: "Er ist - von Neckereien abgesehen - seit jeher sehr sozial eingestellt", sagt die 24-Jährige. Die fünf Geschwister komplettieren die älteren Anja, Mike und Tim.

Besonders bewegend fand Erik Lierenfeld, dass ihn sein Neffe ausgewählt hatte, als er für die Schule sein Vorbild beschreiben sollte: "Da bekam ich eine Gänsehaut und musste schlucken", sagt er. Es sind diese Erlebnisse, die ihn stolz machen und motivieren. Herzlich freute sich der SPD-Kandidat auch über drei Glücksbringer von drei Generationen: Ein zehnjähriger Junge schenkte ihm ein rotes selbst gehäkeltes Glücksarmband, eine gute Freundin einen gelben Smiley-Schlüsselanhänger und eine Seniorin einen Glücks-Cent. Mit "Erfolg": Gleich im ersten Wahlgang holte der Lierenfeld mit 52,1 Prozent die nötige absolute Mehrheit gegen Amtsinhaber Peter-Olaf Hoffmann (CDU), dem vor fünf Jahren bei der Kommunalwahl noch 41,9 Prozent (1904 Stimmen weniger) reichten.

Die Medien-Nachfrage in den vegangenen Tagen war enorm: Zeitungen, Radio- und Fernsehsender baten zum Interview, wollten Fotos und Statements. So trat der jüngste Bürgermeister von NRW am Dienstagabend souverän im WDR-Studio bei der "Lokalzeit" auf. "Das war eine ganz neue Live-Erfahrung und spannend, was das Drumherum betraf", erzählt Lierenfeld. Und dabei ist er das Reden vor Publikum gewöhnt: 2013 hat er fünf Veranstaltungen der Bundes-SPD in der heißen Wahlkampf-Phase mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Parteichef Sigmar Gabriel moderiert.

Eigentlich wollte Erik Lierenfeld vor zehn Jahren eine eigene Partei gründen, um etwas für Kinder und Jugendliche zu bewegen. Da es zu spät dafür war, begeisterte ihn das Wahlprogramm der SPD - "und der Hot-Dog-Wagen der Jusos um Michael Dries und Sonja Kockartz", wie er schmunzelnd erzählt. Am Wahltag von Heinz Hilgers zum Bürgermeister 2004 trat er in die SPD ein, wurde Juso-Vorsitzender, Vize-Bürgermeister und im Februar 2013 Stadtverbandsvorsitzender.

"Respekt, aber keine Angst", hat der Diplom-Verwaltungswirt vor der Aufgabe als Chef der rund 800-köpfigen Verwaltung: "Ich möchte Bürgermeister für alle Dormagener sein und gemeinsam mit Rat, Verwaltung und den Bürgern arbeiten." Im Jobcenter des Rhein-Kreises ist er als Teamleiter für Motivation, Koordination und Beurteilung seiner Mitarbeiter zuständig. "Ich denke lösungsorientiert und schließe keine gute Idee aus, nur weil sie von der ,falschen' Seite kommt", sagt Lierenfeld. Daran will er gemessen werden - auch als Bürgermeister.

(NGZ)
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