Dormagen Leibniz-Schüler forschen im Kreisarchiv

Dormagen · Den Geschichtsunterricht lebendig gestalten – das war das Ziel von Referendar Marcel Wienen. Mit Schülern der Klasse wandelt er im Kreisarchiv Zons auf den Spuren des Nationalsozialismus. Die Ergebnisse präsentieren sie ihren Eltern.

 Quellenarbeit unter Anleitung: Um mehr über die NS-Herrschaft zu erfahren, sah sich ein Geschichtskurs der Jahrgangsstufe neun die Original-Dokumente im Archiv an.

Quellenarbeit unter Anleitung: Um mehr über die NS-Herrschaft zu erfahren, sah sich ein Geschichtskurs der Jahrgangsstufe neun die Original-Dokumente im Archiv an.

Foto: Archiv im Rhein-Kreis Neuss

Den Geschichtsunterricht lebendig gestalten — das war das Ziel von Referendar Marcel Wienen. Mit Schülern der Klasse wandelt er im Kreisarchiv Zons auf den Spuren des Nationalsozialismus. Die Ergebnisse präsentieren sie ihren Eltern.

"Die Geschichte ist eine gute Lehrmeisterin, sie findet nur keine Schüler", sagte einst eine österreichische Autorin. Dass man dennoch Menschen jeden Alters, besonders aber Kinder und Jugendliche für den Blick auf alte Quellen gewinnen kann, beweist die Archivpädagogik des Kreisarchivs Zons seit langem mit einer Vielzahl von Kooperationsangeboten.

Diese Angebote wollte Referendar Marcel Wienen vom Leibniz-Gymnasium in Hackenbroich nicht ungenutzt lassen. "Mit meinem Kurs aus der Jahrgangsstufe neun behandele ich gerade Themen rund um die Zeit des Nationalsozialismus", sagt der 26-Jährige.

"Ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die das Archiv bietet und habe die erste Gelegenheit genutzt." In den Räumen an der Schlossstraße können die Schüler Geschichte nicht bloß lesen, sondern auch fühlen und riechen. Aufgeteilt in fünf Gruppen ging es um die Kriegszeit, die Anfänge der nationalsozialistischen Herrschaft, Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft, Verfolgung und Widerstand und schließlich um die Entnazifizierung. Das Besondere: All diese Ereignisse spielten sich in Dormagen ab und genau das sollen die Schüler erfahren und erarbeiten. "Der Lehrplan bleibt oft auf nationaler Ebene, etwa im fernen Berlin. Doch was damals vor der Haustür passiert ist, berührt und interessiert die Schüler oft mehr", weiß Wienen.

Als Quellen standen den Schülern Ausgaben Zeitungen, Schulchroniken, einzelne Akten, Publikationen, Fragebögen und Fotos zur Verfügung. "Erstaunlich ist es, dass die regionale Tageszeitung zwar über die Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus berichtete, etwa den Tag der Machtergreifung oder den Aufmarsch der SA — aber mehr als eine Randnotiz gab es nicht. Es hat die Schüler erstaunt, mit welcher scheinbaren Gelassenheit mit Ereignissen umgegangen wurde, die aus unserer Sicht so schrecklich sind."

Begeistert von der neuen Art des Unterrichts waren auch Karin Jansen (15), Luna Allara (15) und Michael Schwitalla (15). "Es ist interessanter, was vor der eigenen Haustür passiert ist. Hier lesen wir Erfahrungsberichte von Menschen, die offener und informativer sind als die Texte in unserem Geschichtsbuch", sagt Michael. Auch Luna fand einen neuen Zugang zur Materie: "In der Schule bin ich nicht so gut in Geschichte. Im Archiv macht es aber großen Spaß." Durch die Arbeit und die Begeisterung der Schüler fühlt Marcel Wienen sich bestätigt in seiner Unterrichtsmethode: "Hier werden die Schüler zu Historikern und Forschern."

Auch Stephen Schröder, Leiter des Kreisarchivs, kennt den Wert seiner Quellensammlung: "Es liegt im ureigenen Interesse des Archivs, Kooperationen mit Schulen oder anderen Institutionen einzugehen. Die Originalquelle hat immer eine ganz besondere Strahlkraft und bieten den unmittelbarsten Zugang zur Geschichte." Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Peter Stöher und der angehenden Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Elena Carmona Camacho, stand er dem Lehrer und seinen Schülern zur Seite.

Jetzt, kurz vor den Ferien, werden die Schülergruppen ihren Eltern die Ergebnisse in anschaulichen Vorträgen präsentieren.

(NGZ)
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