Dormagen Landwirte: Sorge um Anbauflächen

Dormagen · Investoren setzen immer mehr auf Land als Kapitalanlage, hinzu kommt der steigende Bedarf an Flächen für Industrie und Wohnraum. Jetzt schlagen die Landwirte Alarm und warnen vor dem weiteren Verlust von Flächen.

Dormagen: Landwirte: Sorge um Anbauflächen
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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Laut Kommunalprofil des Statistischen Landesamtes IT.NRW ist die Landwirtschaftsfläche im Neusser Stadtgebiet seit 2004 um mehr als acht Prozent zurückgegangen. Die Quirinus-Stadt liegt damit zwar im NRW-Landestrend. In Dormagen ist die Situation vergleichsweise "überschaubar", wie es der Erste Beigeordnete Robert Krumbein ausdrückt. Der Flächenverlust für die Landwirtschaft betrug in den elf Jahren lediglich 2,6 Prozent und sei damit "bescheiden".

Aber die Stadt wächst und sucht neue Flächen für die Ansiedlung für Gewerbe beziehungsweise Industrie, zudem besteht Bedarf an zusätzlichem Wohnraum. Beides spricht für den Standort Dormagen - und dennoch gibt es eine Kehrseite: Die Landwirte sind in Sorge, dass landwirtschaftliche Flächen in Dormagen weiter reduziert werden. Eine Entwicklung schürt die Befürchtungen: Großinvestoren setzen zunehmend auf Land als Kapitalanlage. Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, sagte unserer Redaktion: "Klar ist, dass der Flächenverbrauch insgesamt zu groß ist. Die Forderungen der Kommunen nach mehr Wohnbau- und Gewerbeflächen geht zu Lasten der Landwirtschaft. Aber dort brauchen wir gewisse Betriebsgrößen und Flächen für eine wirtschaftliche Produktion." Bei allem Verständnis hält Krumbein entgegen, dass Dormagen 2014 vom Landesumweltministerium als "flächensparende Kommune" ausgezeichnet worden ist. Ziel sei ein maßvolles Wachstum der Bevölkerung und dabei wisse mann auch "um die Bedeutung von Erholungsflächen, wozu auch Felder und Wiesen gehören". Wappenschmidt setzt auf die Zusage der Parteien, dass die bäuerliche Landwirtschaft erhalten werden muss. Rückendeckung gibt es zudem von Karl-Heinz Florenz. Der CDU-Europaabgeordneten für den Niederrhein spricht Klartext: "Täglich gehen der Landwirtschaft 75 Hektar Fläche verloren. Das entspricht der Größe eines mittelgroßen Betriebs am Niederrhein." Diese Aussage bezieht sich auf ganz Deutschland. Umwidmung, Bebauung, auch Stilllegung sind im Spiel, wenn die landwirtschaftliche Fläche zusehends schrumpft. Jetzt kommen Spekulanten hinzu. "Mich beunruhigt, dass externe Investoren Hunderte Hektar kaufen und damit spekulieren", sagt Florenz. Vor noch gar nicht langer Zeit seien dafür ein Euro pro Quadratmeter aufzubringen gewesen - ein Hektar kostete also 10.000 Euro - , heute würden die Preise auf zehn Euro pro Quadratmeter hochschnellen. Der Europaabgeordnete zeichnet ein düsteres Bild vom drohenden Entstehen hochkapitalisierter Großbetriebe mit Kolchose-Charakter. Auch Wappenschmidt betont, dass sich die gegenwärtige Niedrigzinsphase auswirke. "Viele Nichtlandwirte suchen sichere Anlagemöglichkeiten und gehen deshalb in Immobilien und Land." In einer ländlich geprägten und dicht besiedelten Gegend wie dem Niederrhein wissen die Menschen, dass Boden ein knappes Gut ist. Zudem wachse die Gefahr, dass durch Versiegelung und Verstädterung immer mehr Flächen für die Bewirtschaftung verloren gehen.

Doch was ist zu tun, wenn die Ware "Land" ins Interesse internationaler Investoren gerät? Das Europäische Parlament will noch im Frühjahr seine Empfehlungen aussprechen. Eine Forderung der Landwirte: Für Investoren, die nicht selber landwirtschaftlich tätig sind, sollte der Kauf von Flächen erheblich erschwert werden.

(NGZ)
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