Dormagen Kurze Zivi-Zeit ist Problem

Dormagen · Die Diskussion der Bundespolitik über eine mögliche Verkürzung des Wehrdienstes ist auch in Dormagen spürbar. Die Träger des Zivildienstes sind empört. Eine Dienstzeit von nur sechs Monaten sei völlig unzureichend.

 Zivi David Czarnecki betreut Patienten im Kreiskrankenhaus.

Zivi David Czarnecki betreut Patienten im Kreiskrankenhaus.

Foto: Jaz

Die von CDU und FDP im Koalitionsvertrag verankerte und nun heiß diskutierte Verkürzung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate ist in Dormagen umstritten. Statt zum 1. Januar 2011 will Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg diese nun bereits zum 1. August umsetzen.

Betroffen wäre auch der Zivildienst. Die Dormagener Träger dieses Ersatzdienstes fürchten negative Auswirkungen für die Zivis und für sich selbst. Die kurze Zeit würde nicht mehr ausreichen, um sich umfassend über soziale Berufe zu informieren. Den Trägern fehlt Planungssicherheit. Für sie könnte der Zivildienst unattraktiv werden.

So sieht es Christoph Pfeiffer. Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Dormagen befürchtet massive Auswirkungen der geplanten Verkürzung. "Unsere Arbeit hat sehr viel mit älteren Menschen zu tun. Diese müssen sich erst an die Zivis gewöhnen", erklärt er.

Ab August einen halbjährlichen Wechsel zu haben, hält er für problematisch. Auch Krankenhausdirektor Hubert Retzsch teilt diese Einschätzung. "Dazu kommt, dass wir die jungen Menschen in dieser Zeit nicht ausreichend an die vielfältigen Aufgaben im Krankenhaus heranführen können", erklärt er. Während des Zivis würden sich viele Jugendliche für einen Beruf in der Pflege oder ein Medizinstudium entscheiden. "Das wird nun wohl weniger", befürchtet er.

Der Direktor des Raphaelshauses, Hans Scholten, befürchtet, dass "die größere Fluktuation, die durch die Verkürzung der Dienstzeit eintritt", schädlich für die betreuten Kinder ist. Auch wenn die Zivis nicht direkt in der Betreuung eingesetzt würden, seien sie dennoch wichtige Kontaktpersonen. Doch das ist noch nicht alles: Mit der Verkürzung vergegenwärtige die Regierung den Jugendlichen immer mehr, dass sie nicht gebraucht würden.

"Dass die jungen Menschen durch den Zivildienst aber das Gefühl haben, gemeinsam etwas für das Land tun zu können, ist enorm wichtig", meint Scholten. Es sollte eher der Eindruck vermittelt werden, "dass die Republik ohne den Einsatz der Jugendlichen ein Stück ärmer ist". Die Wertschätzung geht seiner Meinung nach durch eine Verkürzung verloren.

(NGZ)
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