Dormagen Kunst aus 120 platt gespielten Fußbällen

Dormagen · Die Fußballjugend des VdS Nievenheim hat im Laufe der vergangenen Jahre 120 Fußbälle verschlissen. Darüber freut sich der Leichlinger Bildhauer Winfried Gille, der daraus eine Installation geschaffen hat – mit dem Titel "Blutgrätsche".

 Nachspielzeit: Die 120 ausgedienten Fußbälle des VdS Nievenheim sind – blutrot bemalt – zum Kunstobjekt im Leichlinger Skulpturenpark "SinnesWald" geworden.

Nachspielzeit: Die 120 ausgedienten Fußbälle des VdS Nievenheim sind – blutrot bemalt – zum Kunstobjekt im Leichlinger Skulpturenpark "SinnesWald" geworden.

Foto: VdS Nievenheim, Uwe Miserius (ARCHIV)

Die Fußballjugend des VdS Nievenheim hat im Laufe der vergangenen Jahre 120 Fußbälle verschlissen. Darüber freut sich der Leichlinger Bildhauer Winfried Gille, der daraus eine Installation geschaffen hat — mit dem Titel "Blutgrätsche".

Zwei bis dreimal die Woche Training mit der Jugend, zum Teil sogar auf dem Ascheplatz - da macht selbst der beste Fußball mal schlapp. Rund 15 Bälle verbraucht eine Jugendmannschaft des VdS Nievenheim pro Jahr, da kommt also schnell eine Menge abgespielter und platter Bälle zusammen.

"Wir hatten 120 solcher Bälle im Vereinsheim liegen", sagt Heinz-Rudolf Weber, Jugendtrainer beim VdS Nievenheim. "Und wir haben gedacht, vielleicht kann die noch irgendwer gebrauchen. Ein Zoo oder Tierpark vielleicht, als Spielzeug für die Löwen. Schließlich waren die Bälle zwar abgespielt, aber zu schade zum Wegwerfen." Also stellte er die Anzeige "120 alte Fußbälle abzugeben" ins Internet.

Doch wer sich meldete, war kein Zoo, sondern der Leichlinger Bildhauer Winfried Gille. "Ich beteilige mich seit Jahren am Skulpturenpark ,SinnesWald' in Leichlingen. Das Thema der diesjährigen Ausstellung ist Nachhaltigkeit — und als ich die Anzeige mit den Fußbällen las, ging mit mir direkt die Fantasie durch. Ich fand die Kombination Sport und Kunst sehr reizvoll." Was er mit den Bällen machen wollte, wusste Gille zunächst noch nicht — aber haben wollte er sie in jedem Fall.

Also fuhr er nach Dormagen. "Er kam mit seinem Kleinwagen, den wir dann bis unter das Dach mit den alten Fußbällen vollgestopft haben", sagt Heinz-Rudolf Weber. "Wir finden es super, dass aus unseren alten Fußbällen nun etwas Sinnvolles wird. Der ,SinnesWald' ist etwas für die ganze Familie — das als Jugendmannschaft zu unterstützen, ist doch schön."

Fußbälle, Nachhaltigkeit — zurück in Leichlingen machte sich Winfried Gille Gedanken, wie er diese beiden Themen zusammenbringen könnte. Herausgekommen ist die Installation "Blutgrätsche". Dazu hat der Bildhauer die 120 Bälle blutrot bemalt, mit einer heißen Nadel durchstochen und mit Draht verbunden. Platziert wurde die Installation zwischen zwei dicken Bäumen. "Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass der Mensch mit der Natur nicht gerade pflegeleicht umgeht, und zu einem respektvollen, nachhaltigen Verhalten aufrufen", sagt der Künstler.

Von einer sogenannten Blutgrätsche spricht man im Fußball, wenn mit voller Absicht der Gegenspieler getreten wird, ohne dass eine Chance besteht, den Ball zu treffen. "Das gibt dann als besonders grobes Foul meist eine Rote Karte. Der foulende Spieler nimmt eine Verletzung seines Gegenspielers in Kauf. Leider fehlt bei groben Fouls gegen die Natur meist ein kompetenter Schiedsrichter", sagt Winfried Gille.

Er ist außerdem gespannt, wie die Natur seine Installation um- und durchwachsen wird. "Das kann ich nun ein Jahr beobachten." Der "SinnesWald" in Leichlingen beherbergt jedes Jahr Arbeiten von rund 80 Künstlern zu einem bestimmten Thema. Es beteiligen sich Profis ebenso wie Jugendgruppen.

(NGZ/rl)
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