Kultur in Dormagen Stadt hält Untersuchung unter Verschluss

Dormagen · Seit einem Jahr liegt die Organisationsuntersuchung für den Kulturbereich vor. Ergebnisse daraus haben die Dormagener bislang nicht erfahren. Das will die Zentrumsfraktion jetzt ändern.

Weil das Defizit im Kulturbereich gestiegen ist und die CDU der festen Überzeugung ist, dass sich die Jahresergebnisse der einzelnen Einrichtungen verbessern lassen, hatte sie eine Organisationsuntersuchung für den gesamten Kulturbereich beantragt. Das war vor fast genau drei Jahren. Das Ergebnis liegt längst vor, die Öffentlichkeit hat jedoch bis heute nichts über die Ergebnisse erfahren. Unverständlich aus Sicht der CDU: „Die Ergebnisse können in die Öffentlichkeit“, sagt Fraktionsvorsitzender Kai Weber. Das sieht Kulturdezernentin Tanja Gaspers anders: „Die Organisationsuntersuchung ist aus personalrechtlichen Gesichtspunkten zwingend nichtöffentlich.“ So müsse vermieden werden, dass aus den Handlungsempfehlungen der Berater ebenfalls Rückschlüsse auf nichtöffentliche Informationen gezogen würden.

Die Zentrumsfraktion fordert jetzt vehement die Veröffentlichung dieser Untersuchung. Einen entsprechenden Antrag hat sie auch für die Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstag gestellt. Aber: „Leider haben wir aufgrund eines technischen Versehens den Antrag an eine alte Mail-Adresse des Rathauses geschickt“, sagt Fraktionsvorsitzender Hans-Joachim Woitzik, „daher kommt das Thema nicht auf die Tagesordnung.“ An der Kritik des Zentrums an der Verwaltung ändert das nichts: „Es gibt eine interfraktionelle Arbeitsgruppe, die bislang zwei Mal getagt hat und die erst im Sommer 2020 wieder zusammenkommen soll. Dieses Prozedere halten wir nicht für zielführend.“ Woitzik wird deutlich: „Hier wird durch den Einsatz einer Arbeitsgruppe versucht, ein wichtiges öffentliches Thema hinter verschlossenen Türen und damit nicht-öffentlich zu beraten.“ Der Bürger habe aber ein Recht zu erfahren, welche Maßnahmen laut Gutachter im Kulturbereich zu wirtschaftlichen Verbesserungen führen könnten. „Das Thema gehört in den Rat“, sagt CDU-Chef Weber. „Es besteht kein Grund, das Thema nicht-öffentlich zu halten.“

Die Dormagener würden in dem Fall erfahren, dass die Stadt bei jeder Aufführung ein Minus von über 4000 Euro einfährt; oder dass die „Kulle“ aus Kostenersparnis an einen externen Betreiber vergeben werden könnte – mit „erheblichen Einsparungen“ beim Personal; oder dass Anmelde- bzw. Ausleihgebührenerhöhungen für Musikschule und Bibliothek ratsam wären. Das sind wesentliche Aussagen und Empfehlungen des Gutachters:

Allgemein Im Kulturhaus gibt es keine wahrnehmbare Leitung der Besucher. Beschilderungen fehlen, ein Leit- und Farbsystem ist nicht vorhanden. Die Gebäudesicherheit ist unzureichend. Daher soll die Beschilderung deutlich verbessert und ein Farbkonzept entwickelt werden. Sinnvoll sei ein gemeinsamer Empfangsbereich für Volkshoch- und Musikschule. Dort könnte der Ticketverkauf des Kulturbüros erfolgen oder aber (auch) in der Stadtbibliothek. Ferner soll geprüft werden, warum die Raumkosten pro Quadratmeter so unterschiedlich sind: In der VHS 95 Euro, in der Muskschule 82 Euro und im Kulturbüro 54 Euro. Ebenso empfehlen die Gutachter eine „Harmonisierung der Öffnungszeiten“.

Kulturbüro Die Besucherzählung soll detaillierter und eine Statistik zur Erfassung der Vernissage-Besucher aufgebaut werden. Kennzahlen für Kostendeckungs- oder Auslastungsgrad der Spielstätten sollen ermittelt werden. Bemängelt wird das Fehlen eines nach Terminen geordneten Online-Veranstaltungskalenders. Immerhin: Die Stellenausstattung ist im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich.

Stadtbibliothek Es wird empfohlen, die Kinderbibliothek aus dem Keller ins Erdgeschoss zu verlegen und die Fläche für Veranstaltungen zu nutzen. Der Internetauftritt ist „modern gestaltet, aber unzweckmäßig“. Suchmechanismen müssten verbessert werden. Negativ: Es ist kein Besucherzähler installiert, wodurch keine Aussage zu kundengerechten Öffnungstagen möglich ist.

Musikschule Dort wird empfohlen, das Informationsangbot auf der Website zu erweitern.

Volkshochschule Positiv sei die sehr gute Gestaltung von Programmheft und Internet. Aber: Die VHS fährt zu hohe Verluste pro Kursus ein: minus 827 Euro. Das sei „erschreckend“.

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