Dormagen Künstler unterrichtet seit 30 Jahren Bildhauerei

Dormagen · Johannes Dröge gibt im Park des Kreismuseums Zons Kurse, seine Teilnehmer erliegen der Faszination Stein.

 Professor Henning Vosberg (l.) mit seiner Arbeit aus Diabas-Gestein und Kursleiter Johannes Dröge.

Professor Henning Vosberg (l.) mit seiner Arbeit aus Diabas-Gestein und Kursleiter Johannes Dröge.

Foto: Linda Hammer

Es wird gehämmert, gemeißelt, geschliffen und geflext - die Bildhauerei ist keine stille Kunst. Seit Montag ist die Geräuschkulisse im Außengelände des Kreismuseums Zons vom Klang der Steinbearbeitung geprägt. Zwei Wochen lang üben sich die Teilnehmer des Bildhauerkurses unter Anleitung des Künstlers Johannes Dröge in der Disziplin, aus Steinen Kunst zu machen - und das auch in strömendem Regen.

"Wer hier herkommt und an seinem Stein arbeitet, vergisst alles andere", sagt Johannes Dröge, den hier alle nur Hannes nennen. "Schöne oder weniger schöne Dinge aus dem Alltag spielen hier keine Rolle, man ist ganz auf seine Arbeit am Stein konzentriert, anders funktioniert es nicht", erzählt der 83-jährige Bildhauer aus Sundern im Sauerland. Seit mehr als 30 Jahren reist Dröge regelmäßig nach Zons, um Interessierte in seine Kunst einzuweisen. "Angefangen hat es mit einer Ausstellung, die ich hier im Kreismuseum hatte", erinnert sich Dröge, dessen Skulpturen aus Marmor, Granit oder Holz auf der ganzen Welt vertreten sind. Im Rahmen der Ausstellung hat er damals kleinere Workshops für Kinder gegeben. "Davon waren die Mütter so begeistert, dass sie auch mitmachen wollten."

Der Kursus hat sich längst etabliert, die meisten der Teilnehmer kommen jedes Jahr wieder. "Das Material ist faszinierend, jeder Stein hat seinen eigenen Charakter", sagt Professor Henning Vosberg, der bis zu seinem Ruhestand an der Uniklinik Düsseldorf tätig war. "Es gibt langweilige Steine, aber es gibt auch Steine, die einen fordern, die sagen: Los, bearbeite mich, aber mach mich nicht kaputt", so der 76-jährige, der gerade an einem schwarzen Diabas-Stein arbeitet. "Das Spannende ist immer, die Form, die man im Kopf hat, aus dem Gestein herauszuholen." So entstehen aus Sandstein- oder Marmorblöcken markante Köpfe, weibliche Torsi oder abstrakte Skulpturen.

Johannes Dröge, der 1981 den Staatspreis "Stein" des Landes NRW bekommen hat, und seine Co-Lehrerin Elisabeth Mette lassen den Teilnehmern bei den Ideen für Gestaltung und Bearbeitung der Steine freie Hand. "Ich sage niemandem, mach dies oder jenes mit deinem Stein. Ich höre mir an, was jemand vorhat und erkläre ihm, wie er das am besten anfängt." Eine theoretische Einführung gibt es nicht, die Teilnehmer lernen während der Arbeit mit dem Material. "Das Handwerk erlernt man mit der Zeit, wenn ich sehe, dass jemand den Meißel falsch hält, zeige ich ihm, wie es richtig ist, das kann man nicht in der Theorie erklären", sagt Dröge, der nie Kunst studiert hat, aber Lehraufträge an verschiedenen Universitäten hatte.

Neben der Faszination für die alte Kunst der Bildhauerei ist es die direkte und schnörkellose Art ihres Lehrers, die die Teilnehmer immer wiederkehren lässt. "Gestern kam ich nicht recht weiter mit meinem Stein, machte zu viele kurze Schläge. Hannes sah das sofort, kam her, schlug zweimal mit dem Meißel fest in den Stein und ich wusste, was ich falsch gemacht hatte", erzählt Teilnehmer Alf Schütte.

Auch von strömendem Regen lassen sich die hartgesottenen Schüler, die unter Baldachinen im Park des Kreismuseums Zons arbeiten, nicht schrecken. "Natürlich macht es bei gutem Wetter noch mehr Spaß", so Schütte, "aber der Regen hat auch etwas Gutes: Beim Flexen staubt es nicht so sehr."

(NGZ)
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