Dormagen "Krisenpaar" muss den Therapeuten trösten

Dormagen · Premiere des Stücks "Wunderübung" im Kammertheater

 Tom Müller (l.), Rainer Wittig und Sabine Misiorny.

Tom Müller (l.), Rainer Wittig und Sabine Misiorny.

Foto: G. Hoehne

Ein glückliches Händchen haben Tom Müller und Sabine Misiorny mit dem ersten seit der Eröffnung ihres Kammertheaters im April ganz neu einstudierten Stück bewiesen. Bei der Premiere der 2014 erschienenen Komödie "Wunderübung" von Daniel Glattauer gab es nach zwei Stunden lang anhaltenden Beifall, den sich die beiden als krisengeplagtes Ehepaar Valentin und Joana mit Rainer Wittig in der Rolle des Paartherapeuten Harald teilten.

Nach 17 Jahren nicht nur trauter Zweisamkeit kriselt es derart gewaltig zwischen Valentin und Joana, dass selbst der mit allen Finessen des Süßholzraspelns vertraute Harald an seine Grenzen zu stoßen droht. Die Rollenverteilung ist geradezu klassisch: Den Flugzeugingenieur Valentin porträtiert seine Frau als emotionalen Legastheniker, der leidet neben manch anderem an Joanas hoch entwickeltem Mitteilungsbedürfnis: "Wer Dich abbekommt, bekommt auch alles mit", ist nur ein pointierter Stoßseufzer, den ihm die Therapiesitzung entlockt. Auch der stets grenzenlos verständnisvolle Harald, den beide mit zunehmender Vertrautheit schon bald "Harry" nennen werden, ist bei dem "keine Liebes-, sondern eine Kampfbeziehung" führenden Problempaar ans Ende seines Lateins.

Fast in den psychischen Zusammenbruch treibt den Therapeuten dann eine SMS seiner Frau, die ihm wegen seines "unerbittlichen positiven Denkens" und seiner "gnadenlosen Toleranz" den Laufpass gibt. Erst Joana, dann auch Valentin finden sich unversehens in der Therapeutenrolle wieder, nachdem sie sich der fast schon ultimativen Aufforderung, sich doch endlich zu trennen, empört verweigert haben. Auch wer angesichts von Rainer Wittigs Mienenspiel schon mehr oder weniger früh ahnen mag, worin die "Wunderübung" besteht, wird durch die Schlusspointe überrascht: Die, soviel sei verraten, besteht nicht darin, dass der gemeinsam gespendete Trost die beiden ungeheuer zusammengeschweißt hat - zumindest bis zur nächsten Sitzung.

(S.M.)
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