Archiv für die Stadt Dormagen Geheimnisvolle Dias über Zons ersteigert

Zons · Im Internet ersteigerte Stephen Schröder, Leiter des Archivs im Rhein-Kreis Neuss, seltene Glasplattenbilder mit Motiven aus Zons. Sie sind digitalisiert und können nun im Archiv in der Burg Friedestrom angesehen werden.

 Das alte Glasplattendia mit der Nummer 82/15 zeigt den Blick vom Mühlenturm über die Stadt Zons auf den Juddeturm.

Das alte Glasplattendia mit der Nummer 82/15 zeigt den Blick vom Mühlenturm über die Stadt Zons auf den Juddeturm.

Foto: Archiv RKN

Mit einem „Schatz“ muss man gut umgehen: Stephen Schröder zieht sich die weißen Baumwollhandschuhe über die Hände und nimmt den Deckel von einer braunen Pappschachtel ab. Der Leiter des Archivs im Rhein-Kreis Neuss, wozu auch das Stadtarchiv Dormagen gehört, faltet vorsichtig vier Blätter Papier auseinander. In der vergilbten Schachtel liegen alte Glasplattenbilder. Die historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind zehn mal neun Zentimeter groß. Schröder nimmt eine Platte heraus und hält sie gegen das Licht. „Diese Dias haben eine sehr gute Qualität und zeigen seltene Ansichten von Zons“, sagt der 44-jährige Archivleiter.

Dass die zwölf Glasplatten jetzt der Öffentlichkeit zugänglich sind, ist ein purer Zufall. „Ein befreundeter Historiker gab mir den Tipp, dass bei Ebay ungewöhnliche Bilder von der Zollstadt angeboten werden“, erzählt Stephen Schröder. Er steigerte bei dem bekannten Internet-Auktionshaus mit und erhielt den Zuschlag. Der Ankauf sei eine Ausnahme gewesen, da die Einrichtung in der Burg Friedestrom in Zons normalerweise das Archivgut von Behörden und den Nachlass von Privatpersonen kostenfrei übernimmt.

Die Glasplattendias wurden vermutlich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgenommen und beinhalten verschiedene Motive von Zons. „Eine Besonderheit ist dieses Bild“, sagt der promovierte Historiker und nimmt die Glasplatte mit der Nummer 82/15 heraus. Das Foto wurde vom Mühlenturm aus aufgenommen. Durch die erhöhte Perspektive erhält man einen guten Überblick über die damalige Stadt. „Das L-förmige Gebäude vor dem Juddeturm beheimatete die Schule und das Rathaus“, erklärt Schröder. Auf dem Gelände befindet sich heute der Erweiterungsbau des Kreisarchivs. Ein anderes Glasbild zeigt eine beflaggte Straße mit Menschen. Dieses Foto liefert Anregungen für weitere Fragestellungen: Welches Fest wurde da gefeiert? Sind die Männer und Frauen in den Eingängen der Häuser die ehemaligen Bewohner? Was ist das im Hintergrund für ein Karren?

 Zu den Archivalien über Dormagen gehören nicht nur Bücher, die Kreisarchivar Stephen Schröder zeigt, sondern auch Bilder.

Zu den Archivalien über Dormagen gehören nicht nur Bücher, die Kreisarchivar Stephen Schröder zeigt, sondern auch Bilder.

Foto: Jazyk, Hans (jaz)

Ein Geheimnis bleibt, wie es zu den Glasplattendias von Zons kam und warum sie im Internet zu kaufen waren. Auf dem Deckel der vergilbten Pappschachtel steht in alter Schrift „Stadtbildstelle Mülheim a. d. Ruhr, Rathaus, Zimmer 334“. Als Gesamtzahl der Bilder wird 32 angegeben. Die Nummern 13 bis 24 bot ein Privatmann bei Ebay an. Ob die Fotos bei einem Betriebsausflug der Mülheimer entstanden oder offiziell in Auftrag gegeben wurden – darüber lässt sich nur spekulieren.

Auch der Name des Fotografen wird nicht genannt. „Die inhaltliche Gestaltung und die technische Qualität zeigen jedenfalls, dass es ein Profi war“, sagt Archivleiter Stephen Schröder. Die rund 90 Jahre alten Glasplattenbilder wurden mittlerweile digitalisiert und können ab sofort von Besuchern des Kreisarchivs in Zons am Computer betrachtet werden.

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