Dormagen Kommunikationspanne bei der Polizei-Razzia

Dormagen · Die Kreispolizei hat doch an den Ermittlungen vorgestern in Dormagen mitgewirkt. Die Info wurde aber intern unzureichend kommuniziert.

Dormagen: Kommunikationspanne bei der Polizei-Razzia
Foto: ARCHIV (DPA)/Polizei

Die Polizei des Rhein-Kreises Neuss hat gestern ihre Aussage von Donnerstagabend korrigiert, nicht über eine von der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd geleitete Razzia in vier Bundesländern informiert gewesen zu sein, die auch Dormagen betraf. "Wir sind von den übergeordneten Behörden vorher benachrichtigt worden", stellte gestern Jürgen Steinmetz, der allgemeine Vertreter von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, klar (Petrauschke ist Chef der Kreispolizeibehörde).

Allerdings habe es leider ein internes Kommunikationsproblem gegeben: Die Pressestelle der Kreispolizei sei versehentlich nicht ins Bild gesetzt worden, sagte Steinmetz. Aus Unwissenheit, nicht aus böser Absicht der Pressestelle, hatten Pressevertreter deshalb die Auskunft bekommen, in Dormagen sei von einer Razzia nichts bekannt.

Die Durchsuchungen standen in Zusammenhang mit einem Schlag gegen das Rockermilieu in den vier Bundesländern Sachsen-Anhalt (dort lag auch der Schwerpunkt der Aktion), Sachsen, Berlin und Nordrhein-Westfalen. 450 Beamte hatten zeitgleich 40 Wohnungen in Halle, Leipzig, Berlin und eben in Dormagen durchsucht — und waren in großem Umfang fündig geworden. Drogen, Medikamente, Waffen, gefälschte Schuhe sowie 22 000 Euro Bargeld wurden sichergestellt. Insgesamt stehen mehr als 15 Rocker im Verdacht, Dopingmittel illegal herzustellen und damit zu handeln.

Oberstaatsanwältin Heike Geyer, Pressesprecherin der für den Großeinsatz zuständigen Staatsanwaltschaft Halle, betonte gestern, die Razzia zuvor bei einer Kollegin in Düsseldorf angekündigt zu haben. Nach NGZ-Informationen existiert zudem ein Schreiben von der Polizei in Halle, mit der die hiesige Kreispolizeibehörde auf die bevorstehende Razzia hingewiesen worden war. "Neben der Justiz wird die örtliche Polizei von uns eigentlich immer über solche Einsätze informiert, schon aus personellen Gründen", sagte Geyer. Denn die Beamten vor Ort leisteten in der Regel Amtshilfe.

Während in Ostdeutschland drei Männer festgenommen worden waren, fanden die Durchsuchungen in Dormagen (nahe Stadtmitte) nach Angaben eines Sprechers der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd in einer Wohnung und einem gewerblichen Objekt statt — bei einem 34-jährigen Dormagener, der bisher nicht als Beschuldigter galt und auch nicht Mitglied der Rockerszene ist. Gegen den Mann werde jetzt aber strafrechtlich ermittelt. Denn bei der Durchsuchung seien mehrere Kilo Anabolika gefunden worden, berichtete der Polizeisprecher.

Grundsätzlich könnten die Behörden auch Räumlichkeiten Dritter durchsuchen, wenn dort Beweismittel vermutet würden, die im Zusammenhang mit Straftaten stehen könnten, erläuterte Oberstaatsanwältin Geyer.

(NGZ)
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