Dormagen Kohnacker spaltet Koalition

Dormagen · Der Bürgermeister will sich die Option offen halten, Logistikunternehmen auf dem geplanten Gewerbegebiet "Am Kohnacker" anzusiedeln. FDP und Grüne lehnen dies inzwischen ab. Das Vorhaben steht auf tönernen Füßen.

 Peter Jacobs und Andrea Johann haben auch bei der Bezirksregierung schon Einspruch gegen das Gewerbegebiet eingelegt.

Peter Jacobs und Andrea Johann haben auch bei der Bezirksregierung schon Einspruch gegen das Gewerbegebiet eingelegt.

Foto: NGZ

Peter Jacobs ist kein Diplomat, eher ein Poltergeist. Das sagt er von sich selber. Entsprechend verbissen kämpft der Delrather, der gemeinsam mit Andrea Johann den Kopf der "Bürger Initiative Lebenswertes Delrath" (B.I.L.D.) bildet, gegen das geplante Gewerbegebiet "Am Kohnacker". Ihrem Ziel, das umstrittene Areal zu verhindern, sind die Delrather ein Stück nähergekommen. Denn inzwischen liegt die Dormagener Politik im Clinch darüber, ob auf dem Kohnacker Logistiker angesiedelt werden sollen.

Die Verwaltung schließt das nicht aus. Aus dem "Vorentwurf der 68. Änderung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Düsseldorf" geht hervor, dass die Stadt plant, einen Logistiker "Am Kohnacker" anzusiedeln. Wörtlich heißt es in dem Schreiben, das der NGZ vorliegt: Es gebe "Planungen der Stadt, hier überwiegend großflächige Gewerbeareale für Betriebe aus der Logistikbranche zu arrondieren". Das ist, in dieser Deutlichkeit, neu — und stößt in der sonst so harmonischen Jamaika-Koalition auf Ablehnung. "Dieser Text ist äußerst unglücklich und war nicht mit uns abgestimmt", sagt die FDP-Fraktionsvorsitzende Beate Brebeck.

Die Liberalen haben inzwischen einen Flyer aufgesetzt, in dem die Partei dafür plädiert, "Am Kohnacker" Kleinunternehmen anzusiedeln. Bei einem Logistiker gehe ein zu hoher Flächenverbrauch mit vergleichsweise wenig neuen Arbeitsplätzen einher. Zudem, so Brebeck, sei die Verkehrsbelastung zu groß, ein breiter Grüngürtel als Abstandsfläche müsste eingehalten werden. Auch daran hakt es. Denn das Gewerbegebiet könnte näher an den Ortsrand rücken, als dies zunächst gesagt worden war. Das geht ebenfalls aus dem Vorentwurf zur Regionalplanänderung hervor. "Da der Baublock entlang der Johannesstraße in der Örtlichkeit teilweise als Mischgebiet ausgebaut ist, könnte ein unmittelbarer Übergang ohne einen ,Freiraum' möglich sein", heißt es weiter.

Grünen-Fraktionschef Ingo Kolmorgen, der das erste Mal von dem Schreiben hört, meint: "Das wäre nicht lustig." Das Vorhaben, einen Logistiker anzusiedeln, macht seiner Ansicht nach keinen Sinn. Doch auch bei der Bezirksregierung sei einiges in Bewegung — vielleicht auch, weil mit Anne Lütkes künftig eine Grüne auf dem Chefsessel in Düsseldorf sitzt, die es sicher nicht gerne sähe, wenn ein Gewerbegebiet der Wasserschutzzone Zerrenger Büschchen zu nahe käme.

Für Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann sind das alles ungelegte Eier. Der Flächennutzungsplan würde frühestens in zwei bis drei Jahren rechtskräftig. Hoffmann glaubt , dass beim Wort Logistik oft Emotionen eine Rolle spielen: "Logistikunternehmen sind in vielen Kommunen die besten Steuerzahler." Entscheiden müsse am Ende die Politik. Wie das Ergebnis auch ausfallen wird, die B.I.L.D. ist gerüstet: Ein Anwohner des an das Gebiet angrenzenden Quirinushofes wäre bereit, Klage zu erheben.

(NGZ)
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