Dormagen Kölsch ist das Karnevalsbier

Dormagen · Während sich in Düsseldorf und Neuss klar die letzte (wachsende) Altbierbastion aufbaut, ist für den Dormagener die Bierwahl eine Gewissensfrage. Der Trend geht indes klar zum hellen Kölsch – insbesondere an Karneval.

In der Regel trinken die Dormagener zunehmend Kölsch, wie Hans Korneli vom Ratskeller meint. Das helle Bier macht 70 Prozent seines Ausschanks aus.

In der Regel trinken die Dormagener zunehmend Kölsch, wie Hans Korneli vom Ratskeller meint. Das helle Bier macht 70 Prozent seines Ausschanks aus.

Foto: Hans Jazyk

Claus Radke, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft "Ahl Dormagener Jonge", setzt bei der Wahl des richtigen Bieres auf das salomonische "Sowohl-als-auch". "Wir hatten jetzt bei der Mädchensitzung Kölsch und Alt im Anstich", sagt Radke, "Reissdorf und Frankenheim." Ein Schwerpunkt liege zwar auf Kölsch, doch auch Alt werde immer wieder nachgefragt.

Das Karnevalsbier ist auch eine Frages des Gewissens: Franz-Josef Remmer von der Gaststätte "Vater Rhein" in Stürzelberg setzt auf Alt.

Das Karnevalsbier ist auch eine Frages des Gewissens: Franz-Josef Remmer von der Gaststätte "Vater Rhein" in Stürzelberg setzt auf Alt.

Foto: h. jazyk

Kölsch oder Alt – das ist für die Dormagener, deren Stadtgebiet auf der so genannten Kölsch-Alt-Grenze liegt, ohnehin eine Gewissensfrage, mit der nicht zu spaßen ist.

Glaubt man aktuellen Statistiken, hat das helle Bier zunehmend die Nase vorne. Die Altbierbrauer mussten im Jahr 2010 beim Absatz ein Minus von neun Prozent verkraften. Mit 957 154 Hektoliter lagen die Brauer des Obergärigen erstmals unter der Grenze von einer Million Hektoliter. Lediglich im Bereich Düsseldorf/Neuss/Mettmann konnten die Altbierbrauer ein Plus von 16,1 Prozent verbuchen. Und in Dormagen?

Hans Korneli, der den Ratskeller an der Kölner Straße betreibt, setzt klar auf Kölsch: "Kölsch: 70 Prozent; Pils: 20 Prozent, Alt: 10 Prozent – da ändert sich auch nicht viel." Dieser Trend wird an Karneval noch einmal verstärkt: "Kölsch kann man einfach schneller trinken."

Eine ganz ähnliche Entwicklung kann Wernfried Clemens von "Getränke Clemens" an der Bergheimer Straße in Gohr bestätigen: "Kölsch ist etwas stärker geworden, Alt geht zurück", sagt Clemens – der noch einen weiteren Trend ausgemacht hat: Jüngere Kunden, die früher Fässer gekauft hätten, sind inzwischen auf Flaschen mit 0,33 Liter Inhalt umgestiegen. Die Vorbestellungen vor den Karnevalstagen seien vergleichbar mit den vergangenen Jahren. "Insgesamt", sagt Clemens, "ist der Bierabsatz aber leicht rückläufig." Die Szenekneipe Tankstelle an der Mathias-Giesen-Straße in Horrem spricht zwar ein eher junges Publikum an. Doch auch hier gilt nach den Worten von Serif Abdulahi: "Kölsch geht gut."

Für das Altbier macht sich seit jeher Peter Remmer stark. Er betreibt den Gasthof "Vater Rhein" in Stürzelberg. "Wir bieten seit vier, fünf Jahren Schlüssel Alt aus der Hausbrauerei an", sagt Remmer. Pils verkaufe sich dagegen ganz gut an überregionale Gäste. Ganz verschließt auch der Stürzelberger sich dem Kölsch nicht. Er räumt ein, dass immer mal wieder Gäste nach Kölsch fragen. "Wir haben zu Karneval eine Kölschaktion, von Altweiber bis Aschermittwoch."

Spätestens im Sommer wird der Bierkrieg an der Kölsch-Alt-Grenze ohnehin beigelegt sein. "Wenn die Sonne scheint, trinken die Gäste zunehmend Biermixgetränke", sagt Peter Remmer – "und Weizen, auch alkoholfrei."

(NGZ)
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