Dormagen/Düsseldorf Kölner gesteht Mord in Delrath

Dormagen/Düsseldorf · Mit einem Geständnis hat am Mittwoch der Gerichtsprozess gegen den 44 Jahre alten Angeklagten aus Köln begonnen. Er gab zu, völlig ohne Grund einen 23 Jahre alten Freund seiner Ehefrau aus Dormagen erschossen zu haben.

Im grauen Jackett und mit weit aufgeknöpftem Hemd nahm der Kölner am Mittwoch neben seinem Verteidiger Gottfried Reims Platz. Der 44-Jährige wirkte angespannt, als Staatsanwältin Britta Schreiber ihre Anklage verlas: Aus Wut und Enttäuschung soll der Leiter eines privaten Kölner Rettungsdienstes im Oktober in der Wohnung seiner Frau in Delrath den völlig unbeteiligten 23-Jährigen getötet haben, er wurde von zwei Schüssen im Kopf getroffen, für den jungen Dormagener kam jede Hilfe zu spät.

Keine Erklärung für die Tat

Eine Erklärung für seine Tat hat der 44-Jährige nicht. "Ich weiß nicht, was mich geritten hat", schluchzte der Kölner, "ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht". Hintergrund der Wahnsinnstat war offenbar das Beziehungsdrama zwischen dem Angeklagten und seiner deutlich jüngeren Ehefrau, die er nach eigenen Angaben mal "im Karneval" kennengelernt hatte, als sie erst 16 Jahre alt war. Per Internet hatte die 22-Jährige am Tattag mit dem 44-Jährigen "Schluss" gemacht, daraufhin hatte sich der Geschäftsmann in seinen Sportwagen gesetzt und war nach Delrath gefahren. "Ich kann noch nicht mal mehr sagen, warum ich die Pistole dabei hatte", gab er zu Protokoll.

In dem Mehrfamilienhaus habe ihm zunächst eine Nachbarin die Haustür aufgemacht, dann habe er die Wohnungstür seiner Ehefrau eingetreten. Es sei zu einer kurzen verbalen Auseinandersetzung gekommen, sie habe jedoch nicht mit ihm reden wollen. Daraufhin habe er seine Pistole gezogen und auf den 23-Jährigen geschossen. "Danach hab ich nur gedacht: Scheiße, was hast Du getan?" Der junge Mann sei doch immer so nett und zuvorkommend gewesen: "Er hat mir nie etwas getan."

Nach der Tat soll der Angeklagte seine Frau mitgenommen und in ein Hotel in Frechen entführt haben. Hier kam es laut Staatsanwaltschaft zu einer Vergewaltigung. Das Verfahren diesbezüglich allerdings wurde vom Gericht abgetrennt. "Mein Mandant war zum Zeitpunkt der Tat in einer extrem schwierigen Lebenssituation", erklärte Rechtsanwalt Gottfried Reims am Rande des Verfahrens im Gespräch mit der NGZ, "es war ein ewiges Hin und Her zwischen ihm und seiner Frau. Ihm ist bewusst, dass er nun lange ins Gefängnis muss."

Michael K. ist ein Zufallsopfer

Auch Staatsanwältin Britta Schreiber sieht Michael K. als ein absolutes Zufallsopfer, das zur falschen Zeit am falschen Ort war. "Er war ein Schulfreund der Ehefrau, hatte aber keine Liebesbeziehung zu der 22-Jährigen." Unklar ist, welche Rolle vor der Tat Drogen und Alkohol gespielt haben. Nach eigenen Angaben hatte der Angeklagte vor den tödlichen Schüssen erhebliche Mengen Kokain und Alkohol konsumiert. Immer, wenn sich seine Frau "mal wieder" von ihm getrennt habe, habe er sich "dieses Zeug in den Schädel gehauen", gab er an. Eine Gutachterin soll im Verfahren darlegen, ob der Geschäftsmann aufgrund der Drogen möglicherweise vermindert schuldfähig gehandelt hat.

Das Düsseldorfer Landgericht um den Vorsitzenden Richter Rainer Drees Urteil will das Urteil am 21. Juni verkünden.

(NGZ)
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