Dormagen Kirchenorgel als Patient

Dormagen · Dormagen Christian Stähr drückt einige Tasten, "Hören Sie den schneidenden Ton? Die anderen Töne sind viel weicher", sagt der Organist auf der Empore. So manches stimmt an der Orgel in der Christuskirche nicht, das Instrument aus den 60er Jahren leidet an Verschleißerscheinungen und konzeptionellen Problemen. "Der Klang ist ernüchternd, stumpf, unbelebt", schildert der 32-Jährige. "Da macht es wenig Lust, zur Orgelmusik zu singen."

 Mit kleineren Anpassungen ist es nicht getan, wie Pfarrer Frank Picht (l.) und Kantor Christian Stähr erläuterten: Die Kirchenorgel in der Christuskirche ist marode , muss saniert werden.

Mit kleineren Anpassungen ist es nicht getan, wie Pfarrer Frank Picht (l.) und Kantor Christian Stähr erläuterten: Die Kirchenorgel in der Christuskirche ist marode , muss saniert werden.

Foto: NGZ

Dormagen Christian Stähr drückt einige Tasten, "Hören Sie den schneidenden Ton? Die anderen Töne sind viel weicher", sagt der Organist auf der Empore. So manches stimmt an der Orgel in der Christuskirche nicht, das Instrument aus den 60er Jahren leidet an Verschleißerscheinungen und konzeptionellen Problemen. "Der Klang ist ernüchternd, stumpf, unbelebt", schildert der 32-Jährige. "Da macht es wenig Lust, zur Orgelmusik zu singen."

Vor einiger Zeit hat Stähr, der 2006 als Nachfolger von Hermann Max die Kantor-Stelle angetreten hatte, zusammen mit einem Orgelbauer am Klang des Instruments gefeilt, einiges an Verbesserungen erzielt. "Doch insgesamt ist das eher wie Rouge, gesund wird der Patient Orgel dadurch nicht", sagt er. "Alles, was zu einer Orgel gehört, ist vorhanden, aber es spielt sich gummiartig", so Stähr, der auch von technischen Fehlplanungen an der Orgel spricht. "In den 60er Jahren meinten manche, die Orgel neu erfinden zu müssen. Heute bereiten viele Orgeln aus dieser Zeit große Probleme." So manches am Instrument widerspreche "traditioneller Orgelbaukunst".

Die Mängelliste ist lang: Pfeifen müssen neu intoniert, einige sollen ausgetauscht werden. Andere Bauteile sind in die Jahre gekommen: Bälge weisen Löcher auf, Schleifenzugmotoren sind abgenutzt. Und auch der Standort der Orgel im Kirchenraum sei nicht ideal: "Der Klang geht zur Fensterfront hinaus."

Eine Krankenversicherung für den Patienten Orgel besteht natürlich nicht, und auf Zuschüsse der Landeskirche kann die evangelische Kirchengemeinde Dormagen laut Pfarrer Frank Picht nicht hoffen. Die Sanierung muss aus eigenen Kräften gestemmt werden. "Ein Angebot einer Firma liegt uns vor, wir haben nun eine Kostenvorstellung", berichtet Stähr. Rund 150 000 Euro kostet die Sanierung. Statistisch müsste also jedes der rund 10 000 Mitglieder in der Kirchengemeinde 15 Euro spenden.

Als Alternative zur Sanierung "im Hinterkopf" hat der Kantor und Organist den etwa gleich teuren Kauf einer gebrauchten Orgel. "In England werden zahlreiche Kirchen geschlossen, gute Orgeln weggeworfen." Allerdings müsse ein Instrument gefunden werden, das zum Kirchenraum passe. Keinen Zweifel lässt Pfarrer Picht daran, dass die heutige Situation nicht bleiben soll. "In der Christuskirche fanden wegen der Defizite an der Orgel über Jahre so gut wie keine Orgelmusik-Veranstaltungen statt, das Instrument wurde eigentlich nur zur Begleitung der Gottesdienste genutzt. Nun möchten wir die Christuskirche auch kirchenmusikalisch in den Mittelpunkt der Gemeinde stellen."

Doch zunächst einmal muss kräftig gesammelt werden. Einige tausend Euro sind bereits zusammen - so mancher hat beispielsweise an Geburtstagen für die Orgel gesammelt. Künftig will die Kirchengemeinde das Projekt intensiver angehen, am kommenden Samstag ab 18 Uhr ist in der Kirche ein Benefizkonzert für die Orgel zu hören, Stähr will dabei das Sanierungsvorhaben vorstellen. Er und Picht denken an weitere Konzerte und andere Aktionen, wollen an Sponsoren herantreten. Auch eine Benefiz-CD ist in der Überlegung. "Es gibt viele Orgelfreunde, die etwa zu Konzerten in die Basilika in Knechtsteden oder in St. Pankratius in Nievenheim gehen. Auch sie möchten wir begeistern", sagt Picht. Auf jeden Fall soll das Sanierungsprojekt nicht auf die lange Bank geschoben werden - er spricht von einer Erneuerung "in den nächsten Jahren".

(NGZ)
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