Dormagen Kein U 3-Platz für Nick

Dormagen · Die Stadt baut die U 3-Plätze aus. Das Angebot, das heute schon nicht reicht, wird auch im kommenden Jahr die Nachfrage nicht decken können. Für den Sohn der Wiegands in Delhoven ist kein Betreuungsplatz vorhanden.

 Familie Wiegand, v. l. mit Marvin, Jens, Nick und Melanie, fühlt sich in Delhoven wohl. Für den kleinen Nick vermissen sie eine Tagesbetreuung.

Familie Wiegand, v. l. mit Marvin, Jens, Nick und Melanie, fühlt sich in Delhoven wohl. Für den kleinen Nick vermissen sie eine Tagesbetreuung.

Foto: S. Büntig

Ein ruhiger Morgen sieht anders aus. Melanie Wiegand gibt dem siebenjährigen Marvin noch einen Kuss, der sich auf den Weg in die Gemeinschaftsgrundschule macht. Dann kümmert sich die 29-Jährige schnell um Nick. Der Kleine, der morgen zwei Jahre alt wird, freut sich auf seine Oma, die in wenigen Minuten die Betreuung übernimmt. Melanie Wiegand ist spät dran. Eigentlich hat sie Frühdienst, müsste schon längst für den ambulanten Pflegedienst, bei dem sie arbeitet, unterwegs sein. "Hätten wir einen Betreuungsplatz in der Kindertagesstätte, wäre es viel einfacher", sagt sie.

Den gibt es für sie aber nicht. Auch nicht für viele andere junge Familien, die im Delhovener Neubaugebiet Gansdahl II leben. Dort sind die Wiegands stolze Besitzer eines schmucken Einfamilienhauses am Christoph-Probst-Weg. U3-Betreuungsplätze sind ein wichtiges Thema nicht nur bei den Wiegands. Hausbau, beide Partner gehen arbeiten — da ist eine verlässliche Kinderbetreuung die Grundlage dafür, dass der Alltag funktioniert. "Aber es gibt viel zu wenig U3-Plätze", kritisiert Jens Wiegand, der in der Rathaus-Verwaltung in Grevenbroich arbeitet.

Offenbar ist der Bedarf riesengroß. So ist die Stadt bemüht, um den Rechtsanspruch von Eltern auf einen U3-Betreuungsplatz ab August 2013 zu erfüllen. Schon heute sind 29,6 Prozent der geforderten 35 Prozent an Plätzen, die in der Stadt für Kinder im Alter zwischen null und drei Jahren zur Verfügung stehen müssen, vorhanden. Die Stadt hat sogar eine eigene Zielmarke formuliert: 40 Prozent. "Aber der Bedarf dürfte ungleich größer sein", weiß auch Rathaus-Dezernent Gerd Trzeszkowski. In Delhoven ist die Situation so, dass sechs Plätze am Planziel fehlen. So weit die Theorie: "Im Kindergarten gibt es eine lange Warteliste", wissen die Wiegands. Das bestätigt auch Renate Reimann, die die Kindertagesstätte St. Josef in Delhoven leitet: "Die U3-Plätze werden immer stärker nachgefragt." Ob und wann die Wiegands zum Zug kommen, ist völlig ungewiss. Ihr großes Glück sind Melanie Wiegands Eltern: Die sind eigens aus Duisburg nach Nievenheim gezogen — wo die Wiegands zuvor lebten — um ihren Enkelkindern nahe zu sein, aber auch, um die Betreuung sicher zu stellen. "Dieses Glück haben aber nicht alle", sagt Jens Wiegand (35).

Auch mit den Großeltern im Rücken ist Planung alles. Weil die junge Ehefrau) im Schichtdienst arbeitet, stimmt sie ihren Dienstplan regelmäßig mit ihrer Mutter ab, die selbst noch berufstätig ist. Auch Fahrten des siebenjährigen Marvin zum Sport oder zu Freunden übernehmen sie. Sind Tagesmütter eine Alternative? "Die einzige Möglichkeit, die es hier in Delhoven gibt", sagt Melanie Wiegand, "passt überhaupt nicht. Die ist zeitlich zu unflexibel." Daher kommt nur die Kindertagestätte in Frage, die die gewünschte Betreuung von 7 bis 16 Uhr sicherstellen könnte.

(NGZ/url)
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