Dormagen Kai Uffelmann: "Die Zeit für goldene Paläste ist vorbei"

Dormagen · Kai Uffelmann ist Kandidat um den Posten des Kämmerers und Ersten Beigeordneten. Der NGZ hat er ein erstes Interview gegeben.

Herr Uffelmann, der Stadt Dormagen droht der Ausfall von 4,5 Millionen Euro Schlüsselzuweisungen durch das Land. Keine leichte Zeit, um das Amt des Kämmerers anzutreten – oder?

Kai Uffelmann Dieses zentrale Problem haben viele Kommunen in NRW. Das Land hat sich zwar Programme ausgedacht, dann aber vergessen, selbst auch Geld beizusteuern. Gewinner gibt es allerdings nicht, weil die Verteilmasse einfach zu gering ist. Es macht keinen Unterschied, ob man in 15 Meter Tiefe ertrinkt oder in zwölf Meter Tiefe.

Ihr Vorgänger Ulrich Cyprian musste im Sport- und Kulturbereich an der Sparschraube drehen. Welchen Ansatz würden Sie verfolgen: sparen oder investieren?

Uffelmann Es gibt einen Preis, den ein Staat nun mal kostet. Und nicht jedes Defizit kann man schließen, in dem man mit dem Sparen anfängt.

Gibt es dennoch Ideen für Einsparpotenziale?

Uffelmann Auch aufgrund des demografischen Wandels ist es wichtig, mehr Kinderbetreuungszeiten anzubieten. In den Kindergärten könnten etwa Privatinvestorenmodelle hilfreich sein; im Sportbereich ist es sinnvoll, noch mehr auf die Ehrenamtlichkeit zu setzen. Denkbar ist auch, dass die Vereine bei der Unterhaltung der Sportanlagen mit einsteigen. Ich bin überzeugt, dass Strukturen hinterfragt werden müssen. Und als "Neuer" würde auch ich natürlich viele Fragen stellen.

Sie haben bisher nicht als Kämmerer gearbeitet. Wie wollen Sie diese Erfahrungslücke wettmachen?

Uffelmann Ohne Frage würde ich als Nachfolger von Ulrich Cyprian in große Fußstapfen treten. Ich habe allerdings auch ein Leben vor der Verwaltung und als Geschäftsführer für die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land gearbeitet.

Gleicht das Managen einer Stadt dem Führen eines Unternehmens?

Uffelmann Das Neue Kommunale Finanzmanagement ist nicht das Gleiche wie die doppelte Buchführung. Ein Unternehmen bekommt zum Beispiel im Vergleich zu einer Stadt keine Zuschüsse für eine Schulsanierung. Die Strukturen sind aber ähnlich und sinnvoll für Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit. Auch wenn die Zeiten für goldene Paläste vorbei sind.

Würden Sie im Fall der Wahl nach Dormagen ziehen?

Uffelmann Ja, das wäre den Verantwortlichen der Stadt auch wichtig und ist mit der Familie abgesprochen. Meine Frau hat einen starken kölschen Bezug, weil ihre Eltern dort leben. Für meine Tochter haben wir uns bereits einen Reitstall in Nievenheim angesehen und die ländliche Struktur eignet sich gut, dass ich mit dem Fahrrad zum Dienst fahren könnte.

Jens Krüger führte das Gespräch.

(NGZ)
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