Dormagen Jury-Chefin des Evangelischen Buchpreises

Dormagen · Die Dormagener Bücherfreundin Olga Walzel leitet seit 2004 die Evangelische öffentliche Bücherei im Turm der Christuskirche.

 Olga Walzel in ihrer gemütlichen Evangelischen öffentlichen Bücherei im Turmzimmer der Christuskirche. Sie liest gern und viel: Jedes Jahr beackert sie rund 130 Bücher für die Auswahl des Evangelischen Buchpreises.

Olga Walzel in ihrer gemütlichen Evangelischen öffentlichen Bücherei im Turmzimmer der Christuskirche. Sie liest gern und viel: Jedes Jahr beackert sie rund 130 Bücher für die Auswahl des Evangelischen Buchpreises.

Foto: Hans Jazyk

Im Turm der Christuskirche an der Ostpreußenallee gibt es auf der ersten Etage einen gemütlichen Raum, in dem jeder Winkel mit Regalen ausgenutzt ist, auf denen Bücher stehen: Insgesamt gibt es in der Evangelischen öffentlichen Bücherei (EÖB) 5027 Medien, die 2012 genau 4349 Mal ausgeliehen wurden. Eine, die alle Bücher, CDs und Hörbücher kennt, ist Leiterin Olga Walzel. Ihren rund 200 Lesern gibt sie gern Tipps, berät Eltern, Kinder und Senioren gleichermaßen gern: "Ich lese leidenschaftlich gern", sagt die 62-Jährige.

Und das muss sie auch, schließlich kümmert sie sich nicht nur um Neuanschaffungen und hält ihre Bibliothek für ihre Leser auf dem neuesten Stand, sondern als Präsidentin der Jury für den Evangelischen Buchpreis muss sie sich im Jahr durch mindestens 130 der vorgeschlagenen Bücher kämpfen. Auch das macht die gebürtige Amerikanerin aus Detroit gern, auch wenn nicht jedes Buch ihren Geschmack trifft. "Aber ich möchte jedem Schriftsteller die Chance geben, auch wenn mich weder Thema noch Schreibstil faszinieren", sagt Olga Walzel. Nur ganz selten lege sie ein Buch zur Seite, ohne es zu Ende gelesen zu haben. Im Moment genießt die sympathische Büchereileiterin es, sich "ganz ohne Auftrag" mit den Schreiberzeugnissen zu befassen, die sie sich selbst ausgesucht hat.

Seit 1995 arbeitet die Presbyterin engagiert in der EÖB der Christuskirche, seit 2004 als deren Leiterin. Das Team der EÖB besteht aus zwölf Ehrenamtlern, die rund 30 Veranstaltungen im Jahr stemmen, darunter der beliebte Märchen-Abend für Erwachsene im Herbst. Bei Literatur-Gottesdiensten wird in der Christuskirche jeweils ein Buch präsentiert, gern natürlich das Gewinnerbuch des Evangelischen Buchpreises, der 2013 an Jenny Erpenbach für ihren Roman "Aller Tage Abend" geht. Zur Preisverleihung am 15. Mai reist Olga Walzel nach Leipzig: "Durch die Jurytätigkeit lerne ich ganz Deutschland kennen", sagt sie. Seit 2001 ist sie Mitglied des neunköpfigen Gremiums des Evangelischen Literaturportals, seit fünf Jahren ist sie dessen Vorsitzende.

Viele Bücher aus der engeren Auswahl des Preises wandern in die EÖB der Christuskirche, allerdings steht vor der Aufnahme noch Abschiednehmen. "Für jedes neue Buch muss ich ein anderes aussortieren", erklärt Walzel. Bevor sie neue Bücher ausleihfertig macht, geht es ans Ausmisten. "Dann trennen wir uns vor allem von Sachbüchern für Erwachsene, die gehen nicht mehr so gut, seit viele Leser im Internet nachschauen", sagt sie. Nach einer dreijährigen Ausbildung zur Büchereiassistentin kann sie in Buchhandlungen und in öffentlichen Büchereien arbeiten. Eigentlich wollte Olga Walzel Ärztin werden, nachdem sie in den USA ihren Bachelor in Germanistik und Biologie gemacht und in Österreich Medizin studiert hatte. Doch nachdem sie ihren österreichischen Mann kennengelernt hatte und 1976 mit ihm nach Deutschland gezogen war, wo ihre heute 34 Jahre alten Zwillinge geboren wurden, kam es nicht mehr zum Studienabschluss, wie sie erläutert: "Meine beiden Mädchen haben mich ganz schön auf Trab gehalten." 1980 zog die Familie nach Dormagen.

Olga Walzel selbst liest sehr gern die Trilogie "Herr der Ringe", die sie bereits in Amerika Ende der 60er Jahre verschlungen hat. "Mir hat die Verfilmung von Peter Jackson mit seiner Liebe zum Detail sehr gut gefallen", lobt sie. Auch Star Wars mag sie gern – und als modernes Buch vor allem "Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung" von Philippe Claudel. Wenn sie nicht gerade liest, arbeitet sie gern im Garten oder löst "Rätsel jeder Art".

(NGZ)
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