Dormagen Jungpolitiker im Streitgespräch

Dormagen · Als führende Köpfe unter den Nachwuchspolitikern in Dormagen nahmen André Heryschek (CDU) und Erik Lierenfeld (SPD) Stellung zum Klima im Rat, zur politischen Agenda und zu persönlichen Zielen.

 In der NGZ-Redaktion diskutierten mit Erik Lierenfeld (SPD) und André Heryschek (CDU) (v.l.) über aktuelle Debatten und Themen in Dormagen.

In der NGZ-Redaktion diskutierten mit Erik Lierenfeld (SPD) und André Heryschek (CDU) (v.l.) über aktuelle Debatten und Themen in Dormagen.

Foto: S. Büntig

Herr Heryschek, Herr Lierenfeld: Sind Sie froh über die Sommerpause, damit sich das Politklima abkühlen kann?

Heryschek Der Umgang zwischen Jamaika-Koalition und Opposition war zuletzt negativ geprägt und ist sicher verbesserungswürdig — die Kommunikation ist uns entglitten. Da sind wir uns in der CDU einig, daran sollten beide Seiten arbeiten.

Lierenfeld Man muss schon von einem vergifteten Klima sprechen. Es wird immer Meinungsverschiedenheiten geben, aber die persönliche Art macht mich traurig. Es ist viel Vertrauen verloren gegangen.

Wieso ist der Streit so eskaliert?

Lierenfeld Ich habe das so noch nie erlebt; die verletzende Art der politischen Auseinandersetzung haben auch Ratsmitglieder noch nicht erlebt, die 20 Jahre dabei sind.

Heryschek Es gibt viele starke Charaktere in der Dormagener Politik und sehr unterschiedliche Meinungen —auch innerhalb der Parteien. Wir müssen an der Konsensfähigkeit arbeiten und daran, die Rollen sauber zu trennen. Meine Kritik an der Klage gegen die Uffelmann-Wahl etwa galt nicht Erik persönlich, sondern ihm als Politiker und der SPD.

Sie haben Lierenfeld für sein Engagement gegen die Bebauung an der Langemarkstraße sehr scharf attackiert.

Heryschek Inhaltlich bleibe ich bei meiner Kritik.

Lierenfeld Die Schärfe ist entscheidend. Der Vorwurf des Amtsmissbrauchs wog schwer. Das war diskreditierend, das ging einen Schritt zu weit, denn Amtsmissbrauch wäre juristisch zu prüfen. Du hättest sagen können: Es war nicht angemessen.

Haben Sie das Kriegsbeil begraben?

Heryschek Einig sind wir uns nicht, aber wir haben privat die Rollensituation klar gemacht.

Lierenfeld Es ist abgehakt. Wenn der Bürgermeister meint, öffentlich machen zu müssen, dass ich als stellvertretender Bürgermeister den Antrag für die Unterschriftensammlung der Initiative gestellt habe, ist das seine Sache. Man hat mehrere Rollen und darf eine persönliche Meinung haben. Ich habe mein Amt nie politisch ausgenutzt.

Wird die geplante Seniorenresidenz an der Langemarkstraße kommen?

Heryschek Die Entscheidung für den Standort ist gefallen. Das ist Fakt. Wir haben Alternativstandorte geprüft und diskutiert, aber kurzfristig bleibt nur dieser Standort.

Lierenfeld Es wurden keine Fakten geschaffen. Die Investoren können Angebote abgeben. Der Standort ist nicht hundertprozentig geeignet, die Kurzfristigkeit sehe ich auch nicht. Es ist nicht glaubwürdig, wenn die CDU behauptet, Alternativstandorte geprüft zu haben.

Wie sieht es aus mit Verdichtung an der Von-Stein- oder Römerstraße?

Lierenfeld Innenverdichtung macht Sinn. Wenn 85 Prozent bauen wollen, ist das kein Problem.

Heryschek An der Römerstraße ging die Initiative zur Bebauung der Gärten von den Anwohnern aus. Darauf haben wir positiv reagiert. Bei der Bebauung der Vom-Stein-Straße sind die Anwohner mehrheitlich gegen eine Verdichtung. Da macht eine Bebauung kurz- bis mittelfristig keinen Sinn.

Was erwarten Sie beim Haushalt?

Lierenfeld Wir müssen vor allem unsere Ausgaben konsolidieren. Dazu brauchen wir endlich die Jahresabschlüsse. Wir planen momentan ins Blaue. Deshalb halte ich auch von einem Doppelhaushalt nichts.

Heryschek Wichtig sind alle Projekte, die auf den demografischen Wandel reagieren. Wir werden freiwillige Ausgaben prüfen müssen und sehen, ob Aufgaben etwa durch private Anbieter erledigt werden können. Auch die Effizienz der Verwaltung muss überprüft werden.

Was steht sonst an im Herbst?

Lierenfeld Sicher das Thema Seniorenresidenz. Für mich persönlich gilt es, meine Aufgabe als neuer Juso-Vorsitzender anzugehen. Bei der Organisation und Mitgliederwerbung gibt es viel zu tun, damit wir künftig personelle Alternativen haben.

Heryschek Das Thema Stadtmarketing bleibt im Fokus. Die Stadt muss ihre Standortvorteile offensiv vermarkten. Wir als CDU wollen uns breiter aufstellen und mehr Durchschlagskraft entwickeln.

Heiko Schmitz und Jens Krüger führten das Gespräch.

(NGZ/rl)
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