Dormagen Jeder Zwölfte von Bahnlärm belastet

Dormagen · Fahrverbot für laute Güterzüge, Flüsterbremsen, Lärmschutzwände: Bürger können sich zum Lärmaktionsplan äußern.

 Ein Regionalzug der Deutschen Bahn (Symbolfoto).

Ein Regionalzug der Deutschen Bahn (Symbolfoto).

Foto: Tinter Anja

Nievenheimer sind betroffen, Delrather ebenso und viele Bürger, die in Horrem oder Dormagen entlang der Trasse der Deutschen Bahn wohnen. Sie werden vom Lärm der durchfahrenden Regional-Express-Züge oder der S-Bahnen beeinträchtigt. Die in reinen und allgemeinen Wohngebieten zulässigen Höchstwerte von Schallimmissionen werden klar übertroffen. Mit einem Lärmaktionsplan will das Eisenbahn-Bundesamt gegensteuern. Erklärtes Ziel des Bundes ist es, bis 2020 den Schienenverkehrslärm (bezogen auf 2008) durch diverse Programme, Maßnahmen und Strategien zu halbieren. Der Plan mit der Strategie "Leise Schiene": ab 2020 Fahrverbote für laute Güterwagen, Bezuschussung der Umrüstung von Güterzügen auf lärmmindernde Bremsen, Verringerung der Lärmbelästigung durch eine vorausschauende Planung im kommunalen Bereich oder stationären Lärmschutz an der Strecke.

 Je dunkler die Einfärbung, desto höher ist die Belastung durch Lärm von vorbeifahrenden Zügen.

Je dunkler die Einfärbung, desto höher ist die Belastung durch Lärm von vorbeifahrenden Zügen.

Foto: Eisenbahn-Bundesamt / Foto: Anja tinter

Das Bundesamt hat für Städte und Gemeinden Lärmkarten erstellt und Zahlen und Daten erhoben. Je dunkler die Farbne, desto stärker die Lärmbelästigung. Danach sind tagsüber etwa 5050 Dormagener - also jeder Zwölfte - von Eisenbahnlärm ab 55 Dezibel betroffen. Nachts erhöht sich diese Zahl auf 8830 Dormagener. Zum ersten Teil des Lärmaktionsplans, der jetzt vorliegt, gehören auch die Ergebnisse einer Befragung, an der im Sommer bundesweit 38.000 Menschen teilgenommen haben - 83 Prozent fühlten sich vom Schienenverkehrslärm stark gestört. "Der Lärmaktionsplan ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, wo Menschen vom Lärm betroffen sind und wo bereits Lärmsanierungen gegriffen haben", erklärt Heike Schmidt, Sprecherin vom Eisenbahn-Bundesamt. Im Haushaltsgesetz des Bundes erfolgte zum 1. Januar 2016 eine Absenkung der Auslösewerte für die Lärmsanierung um 3 dB(A). In Folge dessen wird der Bedarf für die Lärmsanierung für das gesamte Schienennetz der Eisenbahnen des Bundes rechnerisch überprüft. Dabei werden die bereits sanierten Abschnitte erneut betrachtet und die Prioritätenliste überarbeitet. Bis zum Jahr 2020 will die DB Netz 2000 Kilometer sanieren. Die Sanierung des Gesamtumfangs von 3700 Kilometern soll bis 2030 abgeschlossen werden, 1600 Kilometer sind bereits abgeschlossen. Die Bahn gibt als Beispielrechnung an, dass für einen Kilometer Schallschutzwand zwischen 1,1 und 1,6 Millionen Euro aufgewendet werden müssen. Bei passivem Schallschutz (z.B. isolierte Fenster) beläuft sich der Aufwand auf rund 650.000 Euro pro Kilometer. Im Bereich zwischen Dormagen und Delrath geht es nach Angaben der Bahn um 20,4 Schienen-Kilometer und um Schallschutzwände mit einer Länge von 9,4 Kilometer.

Die Priorisierung dieses Projekts und der anderen Projekte im Bundesgebiet ist von der Lärmbelastung insgesamt und der Zahl der betroffenen Anwohner abhängig. "Ziel ist eine Maximierung der Sanierungswirkung bei einer möglichst hohen Zahl Bewohner, für die der Schallschutz eine Lärmminderung in dem Maße erreicht, dass es zu einer Unterschreitung der Auslösewerte kommt", schreibt die Bahn in ihrem Lärmaktionsplan.

(schum)
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